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Überraschender Rücktritt Quereinsteigerin verabschiedet sich wieder aus Badener Politik

Nach nur 2,5 Jahren tritt Sandra Kohler überraschend aus dem Badener Stadtrat zurück – und wirft viele Fragen auf.

  • Die parteilose Badener Stadträtin Sandra Kohler tritt per Ende Mai aus der Stadtregierung zurück.
  • Die politische Quereinsteigerin Kohler war erst vor knapp 2,5 Jahren überraschend in den Stadtrat gewählt worden.
  • Grund für den Rücktritt sei eine längere Studienreise, schreibt Kohler in einer Mitteilung vom Mittwoch.
  • Die Ersatzwahl für den freien Sitz im 7-köpfigen Stadtrat hat die Stadt Baden auf den 28. Juni angesetzt. Zwischen Ende Mai und Ende Juni werden Kohlers Ressort und ihre Geschäfte interimistisch von Stadtammann Markus Schneider geführt.

Es ist ein kleines politisches Erdbeben, das die Stadt Baden am Mittwochmorgen trifft. Die parteilose Sandra Kohler gibt ihren Rücktritt aus dem Stadtrat bekannt, mitten in der Legislatur, nur knapp 2,5 Jahre nachdem sie als politische Quereinsteigerin überraschend gewählt wurde.

Antworten auf brennende Fragen finden

In einer Mitteilung schreibt Kohler, sie wolle eine längere berufliche Studienreise antreten. Dabei wolle sich zum Beispiel der Frage widmen, was es für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft braucht. Sie habe sich den Entscheid nicht leicht gemacht, aber: «Es gibt Fragen, die in mir brennen, auf die ich jetzt eine Antwort brauche», sagt Kohler als Begründung ihres Rücktritts. Diese Fragen könnten nicht länger warten, sie trete darum jetzt zurück und «hocke nicht noch das Ende der Legislatur ab.»

Neben dieser «offiziellen» Begründung dürfte es aber auch andere Faktoren geben. Sandra Kohler kam als politische Quereinsteigerin in den 7-köpfigen Stadtrat. Sie hatte keine praktische politische Erfahrung in der Badener Politik und ihr fehlt auch das Netzwerk einer Partei im Rücken, sie ist im Stadtrat mehr oder weniger auf sich alleine gestellt.

Problem Quereinstieg in die Politik?

Sie selber habe das fehlende Netzwerk nie als Handicap empfunden, sagt Kohler. Allerdings hat sie in den vergangenen zwei Jahren in ihrem Ressort Planung und Bau auch keine eigenen grossen Akzente setzen können.

Tatsächlich könne es für parteilose Quereinsteiger in einer mittelgrossen Stadt wie Baden schwierig sein, sagt Politikwissenschaftler Lineo Devecchi, der allgemein zum Thema politische Steuerung von Gemeinden geforscht hat: «In kleineren Gemeinden funktioniert das oft gut, sobald aber zum Beispiel ein Parlament vorhanden ist, wird es schwer, wenn man selber in keiner Partei ist.»

Ende Juni wird es in Baden nun eine Ersatzwahl geben für den freien Sitz im Stadtrat. Nach dem Rücktritt der parteilosen Sandra Kohler bleibt allerdings offen, welche Partei nun am ehesten Anspruch auf diesen Sitz hat.

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