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Umnutzung von Kirchen Kein Schutz für Kirchen in Turgi

Das Wichtigste in Kürze

  • Die katholische und die reformierte Kirche in der Aargauer Gemeinde Turgi werden nicht unter kommunalen Schutz gestellt.
  • Das hat eine ausserordentliche Einwohnergemeindeversammlung am Donnerstagabend klar entschieden, 125 Personen waren gegen den Schutz, nur 45 dafür.
  • Das Thema interessierte im Dorf: Zwölf Prozent der Stimmberechtigten nahmen in der vollen Mehrzweckhalle an der Versammlung teil.

Der Gemeinderat von Turgi hatte keine Chance. Er unterlag mit seinem Antrag an der Gemeindeversammlung deutlich. Er wollte die Kirchen im Dorf – beide aus den frühen 60er-Jahren – unter kommunalen Schutz stellen.

Die Mehrheit der Stimmberechtigten folgte aber nicht dem Gemeinderat, sondern der Argumentation der reformierten Kirchgemeinde. Diese sagte, ihre Kirche würde nicht mehr oft genutzt und eine nötige Sanierung sei viel zu teuer. Am besten sei es, die Kirche abzureissen und etwas Neues zu bauen, zum Beispiel einen Komplex mit Alterswohnungen, der aber auch einen kirchlichen Raum einschliessen würde. Mit diesem Vorschlag sorgte die reformierte Kirche vor einigen Jahren für grosses Aufsehen.

Die Vorgeschichte

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Die reformierte Kirche Turgi sorgt seit mehreren Jahren für Gesprächsstoff. 2012 wollte die Kirchenpflege den bestehenden Bau aus den 60er-Jahren abreissen lassen und eine neue Kirche bauen. Daneben sollten Alterswohnungen entstehen.

Nach einem Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Idee verhängte der Gemeinderat eine Bausperre. Es wurde geprüft, ob die Kirche schützenswert ist. Der Kanton nahm sie ins Bauinventar auf.

Der Gemeinderat kam zum Schluss dass die reformierte und die katholische Kirche im Dorf unter Schutz gestellt werden sollten. Deshalb wurde die Bau- und Nutzungsordnung angepasst. Damit sollten in der reformierten Kirche andere Nutzungen möglich sein wie Kunstateliers oder Gastro-Angebote.

Pro und kontra an der Gemeindeversammlung

Die Kirchengemeinde soll selber über ihre Kirche entscheiden können, meinte eine Gegnerin der Unterschutzstellung. Schliesslich bezahle sie ihr Gebäude auch selbst und sorge für den Unterhalt. Eine Kirche, die niemand braucht, sei ein Unsinn, meinte ein anderer Stimmbürger. Andere sahen nicht ein, was an einer 50-jährigen Kirche schützenswert sein soll.

Die Befürworter einer Unterschutzstellung der Kirchen führten an, man solle doch auch an künftige Generationen denken und das Dorfbild erhalten. Die Kirche solle nicht einfach so verschwinden. Andere befürchteten, dass mit dem Gebäude auch die Dienstleistung der reformierten Kirche aus der Gemeinde verschwinden.

Wie weiter mit der reformierten Kirche in Turgi?

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Nach dem klaren Verdikt der Turgemer Gemeindeversammlung ist die reformierte Kirchgemeinde frei zu entscheiden, wie es mit ihrer Kirche weitergehen soll. Antonio Sirera, Präsident der Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi, zeigte sich im Anschluss an die Versammlung erleichtert über diese Freiheit.

Man werde nun innerhalb der Kirchgemeinde beginnen, über die möglichen Zukunftspläne für die Kirche zu diskutieren und sich dabei auch mit der Gemeinde austauschen. Nach wie vor sei ein Abriss und ein Neubau denkbar, man wolle aber alle Meinungen einschliessen. Falls sich intern eine Mehrheit für den Erhalt der heutigen Kirche durchsetzen sollte, so würde man das respektieren.

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