Der Entscheid: Es war eine kurze Sache. Nicht einmal eine halbe Stunde benötigte das Wettinger Gemeindeparlament am Donnerstagabend um die Teiländerung Nutzungsplanung Schutzobjekte zu beraten und zu beschliessen. Das Geschäft kam locker durch, mit 42 Ja-Stimmen, 3 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Tönt langweilig, ist es aber nicht.
Darum geht es: 2012 überwies das Gemeindeparlament zwei Vorstösse und beauftragte damit den Gemeinderat, den Schutz des Wettinger Ortsbildes zu verbessern. Die grosse Ostaargauer Gemeinde hat rund 4500 Gebäude. In der Vergangenheit wurden auch schon historische Gebäude abgerissen. Der Gemeinderat befasste sich in den vergangenen sieben Jahren nun also mit der Frage, welche Gebäude schützenswert sind und welche nicht. Gehört neben alten Bauernhäusern und historischen Klosterbauten zum Beispiel auch das Fussballstadion dazu? Oder das graue Rathaus mit seinem Sozialismus-Charme?
Die neue Inventarliste: Herausgekommen ist eine neue Inventarliste, welche auch Objekte aus der jüngeren Vergangenheit Wettingens berücksichtigt. Allerdings umfasst die neue Liste im Vergleich zur alten nur gerade vier zusätzliche Schutzobjekte. Die neue Liste beinhaltet 56 Gebäude, die alte 52. «Es ist nicht eine Frage der Anzahl der Objekte, ob ein Ortsbildschutz gut ist», sagt Wettingens Gemeindeammann Roland Kuster. Und weiter: «Es kommt auf den Inhalt an. Nun haben wir Planbarkeit für die Gebäudebesitzer und ein Argumentarium.»
Das Sonderzügli: Der Gemeinderat schlug dem Gemeindeparlament vor, bei den 56 Schutzobjekten lediglich die Gebäudehüllen, also Fassaden und Dächer, zu schützen, nicht aber das Innere. «Der Eigentümer soll das Objekt weiterentwickeln können», argumentiert der Gemeindeammann. Im Gemeindeparlament fand auch dieser Vorschlag Anklang. Es sei ein guter Kompromiss, eine spezifische Lösung für Wettingen, so der Tenor.
Das sagt der Kanton: In einer Vorprüfung äusserte sich der Kanton Aargau allerdings bereits kritisch zur Wettinger Lösung. «Wir haben mitbekommen, dass man da nicht nur Freude daran. Wir sind aber der Auffassung, dass es von unserer Seite her eine gewisse Pionierleistung braucht», so Roland Kuster. Ob der Kanton die Wettinger Lösung akzeptiert, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.