- Der mit 50'000 Franken dotierte Kunstpreis der Stadt Zürich geht dieses Jahr an den Künstler Harald Naegeli.
- Der sogenannte «Sprayer von Zürich» sei eine künstlerische Ausnahmepersönlichkeit, hält der Zürcher Stadtrat fest.
- Weiter werden gewisse ältere und neuere Werke des Street-Art-Pioniers in den städtischen Kunstbestand aufgenommen.
Skelettartige Figuren, die auf Betonwänden zu tanzen scheinen: Während des Lockdowns tauchten an verschiedenen Bauten wie etwa an Kantonsschulen in der Stadt Zürich solche Sprayereien auf, die stark an Naegeli erinnerten. Der Kanton Zürich zeigte den Künstler daraufhin an. Auch das Kunsthaus Zürich, das mit solchen Graffiti besprüht wurde, reichte eine Strafanzeige gegen Naegeli ein – zog diese allerdings später wieder zurück.
Nicht angezeigt, sondern gewürdigt
Nun ehrt die Stadtzürcher Regierung den umtriebigen Sprayer mit dem diesjährigen Kunstpreis. Naegeli sei eine künstlerische Ausnahmepersönlichkeit, begründet der Zürcher Stadtrat die Preisvergabe in einer Mitteilung. Hartnäckig wie wenige habe er mit seinen Graffiti im öffentlichen Raum ein «vorherrschendes, institutionell ausgerichtetes Kunstverständnis in Frage gestellt».
Den städtischen Kunstpreis an einen Sprayer zu vergeben, dessen Werke häufig illegal entstehen, ist für die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch kein Widerspruch: «Kunst bedeutet nie einfach nur, dass man sich an sämtliche Regeln hält und allen gefallen will», so Mauch. «Kunst hat die Aufgabe, kritisch und unbequem Normen zu hinterfragen». Dies mache Harald Naegeli, der seine illegalen Interventionen als künstlerisches Mittel nutze.
Kunst bedeutet nie einfach nur, dass man sich an sämtliche Regeln hält.
Weiter hat die Fachstelle «Kunst im öffentlichen Raum» geprüft, wie sie mit den neuen Figuren an öffentlichen Bauten umgehen soll. Sie nimmt nun eine Auswahl aus den sieben gesprayten Werken in den städtischen Kunstbestand auf. Zusätzlich werden sechs Figuren Naegelis, welche er Ende der Siebzigerjahre in Parkhäusern gemacht hat, definitiv in den Kunstbestand aufgenommen. Bereits vor einiger Zeit hat die Stadt diese Graffiti beispielsweise mit Plexiglas geschützt.