Es ist der Stoff, aus dem Horrorfilme gemacht sind. Ein Teddy, der sprechen kann. Und der seinen Spielgefährten verstörende Antworten gibt.
Genau vor so einem Teddy warnt die US-Verbraucherschutzbehörde PIRG in einem neuen Report. Er trägt den Titel «Trouble in Toyland». Da geht es um bekannte Risiken im Kinderzimmer, zum Beispiel über Knopfbatterien, die Kinder verschlucken können. Der Report berichtet aber auch über eine neue Gefahr – über Künstliche Intelligenz, beziehungsweise: KI-Spielzeug.
KI-Spielzeug: Wo die Branche aktuell steht
Die US-Verbraucherschützer haben vier KI-Spielzeuge getestet. Die Roboter funktionieren alle mit Sprachmodellen, sogenannten Large Language Models. Sicherheitsbarrieren sollen gewährleisten, dass die Roboter nur über altersgerechte Inhalte mit den Kindern sprechen.
Die Autorinnen des Reports stiessen dabei aber auf erhebliche Mängel, insbesondere bei besagtem Teddy. In einem Gespräch hätte dieses KI-Spielzeug sogar sexuell-konnotierte Tipps für ein Rollenspiel gegeben.
Die getesteten Produkte stammen von kleineren Firmen, beim Thema KI steckt die Spielzeugbranche noch im Anfangsstadium. Doch bald könnte ein Schwergewicht nachlegen. Erst vor einigen Monaten hat der US-Spielwarenhersteller Mattel eine Kooperation mit OpenAI angekündigt, dem Konzern hinter ChatGPT. Mattel hält grosse Marken wie Barbie oder Hot Wheels – und will künftig stärker auf KI setzen.
KI und Kindesentwicklung
Dass KI früher oder später im Kinderzimmer ankommen wird, davon ist auch der Entwicklungspsychologe Moritz Daum von der Universität Zürich überzeugt. Und er sagt auch: Daran müsse nicht alles schlecht sein. «Für Kinder ist die Sprachentwicklung wahnsinnig wichtig. Die Sprachentwicklung wird gefördert, wenn die Kinder selbst sprechen können, und wenn auf das, was sie sagen, auch reagiert wird.» Bei einem KI-Roboter sei beides der Fall.
KI kann durchaus eine gute Ergänzung sein. Aber ich würde die Grenzen dieser Ergänzung doch sehr eng sehen.
Moritz Daum fügt aber hinzu: KI könne nie die Beziehung zu Eltern oder Freundinnen ersetzen. Denn die würden dem Kind – im Gegensatz zur KI – auch mal widersprechen. Das Aushalten von solchen Frustrationsmomenten sei für die Kindesentwicklung fundamental.
Bleibende Risiken
Zusammenfassend sagt der Entwicklungspsychologe: «KI kann durchaus eine gute Ergänzung sein. Aber ich würde die Grenzen dieser Ergänzung doch sehr eng sehen.» Für die Eltern sei es deshalb entscheidend, die Grenzen und die Gefahren von diesen Spielzeugen zu kennen. Und auch wenn man nicht alle KI-Spielzeuge verteufeln muss, sieht Moritz Daum erhebliche Risiken. Vor allem beim Thema Datenschutz.
Das bestätigt die Informatikerin Isabel Wagner von der Universität Basel. Sie hat mit einem der Roboter geforscht, den auch die Verbraucherschützer aus den USA untersucht haben. Es sei klar, dass dabei Daten ins Internet fliessen und weiterverarbeitet würden. Was mit den Daten dann passiere, sei kaum nachzuverfolgen.
Mit KI wandern also tatsächlich neue Gefahren ins Kinderzimmer. Der Report aus den USA hat dazu eine neue Gesprächsgrundlage geschaffen. Das hat bereits Folgen gezeigt: Der Horror-Teddy, den die Verbraucherschützer getestet haben, ist vorerst vom Markt genommen. Das hat der Hersteller diese Woche bekanntgegeben.