Campieren in der Natur boomt: Die spezielle Situation wegen der Corona-Pandemie fördert das Übernachten im Freien, sei es mit dem Zelt oder dem Camper. Der Boom zeigt sich auch im Berner Oberland. Und zwar auf unschöne Weise.
«Die Leute verrichten ihr Geschäft draussen in der Natur», weiss Nadja Ruch von den Kraftwerken Oberhasli. «Das Nachsehen haben die, die danach kommen.» Die Situation sei «unangenehm», vor allem, weil die Zahl der Camper so stark anstieg.
WC reicht nicht mehr
In der Region Oberaar haben die Kraftwerkbetreiber schon vor längerer Zeit bei einem Parkplatz ein WC eingerichtet. Doch seit diesem Coronasommer werde das Gebiet überrannt, die Toilette auch: Sie hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Eigentlich wäre hier das Campieren verboten, weil Naturschutzgebiet. «Mit einem Flyer weisen wir die Leute neuerdings daraufhin», so Kraftwerkssprecherin Nadja Ruch.
Der Schweizerische Alpenclub SAC schreibt in einer Broschüre, dass das Zelten oberhalb der Baumgrenze unbedenklich sei. Ist diese Aussage im Hinblick auf den Run auf die Berge und die unschönen Hinterlassenschaften der Camper nicht heikel?
«Es ist keine Aufforderung, draussen zu übernachten», sagt Philippe Wäger vom SAC. «Oberhalb der Baumgrenze hat es weniger Tiere und Menschen. Das Campieren ist dort weniger ein Problem.»
Was man tun soll, und was nicht
Doch was ist mit dem, was die Camper hinterlassen – der stinkenden Notdurft? Fäkalien soll man mit Steinen, Ästen oder Blättern zudeckten, rät Philippe Wäger. Keinesfalls dürfe man Feuchttücher verwenden, wenn möglich auch keine Papiertaschentücher. Nur WC-Papier. «Das verrottet meist innerhalb dreier Monate», so Wäger.
Fäkalien bitte zudecken – und keine Feuchttücher verwenden.
Aus dem ganzen Kanton Bern mehren sich derzeit die Berichte über Probleme mit wilden Campern. «Betroffen sind vor allem beliebte Ausflugsziele», sagt Dominik Jäggi von der Kantonspolizei.
Enttäuschte Einheimische
Meist blieben die Leute nur eine Nacht. Bei den Einheimischen sind sie deshalb nicht immer gerne gesehen. «Sie kaufen weder in den hiesigen Geschäften ein, noch zahlen sie Kurtaxe», sagt Karl Näpflin, Vizegemeindepräsident von Lauterbrunnen. «Wir haben nichts von ihnen, ausser das, was sie liegen lassen.» Und manchmal zum Himmel stinkt.
Die Leute sollen die Zeltplätze brauchen.
Die Gemeinde Lauterbrunnen hat wildes Campieren im ganzen Gemeindegebiet verboten. Seitdem haben hier gemäss Näpflin die Konflikte abgenommen. Doch es stellt sich ein neues Problem: Die drei Campingplätze im Tal sind derzeit voll. Die Verantwortlichen denken deshalb darüber nach, die bestehenden Plätze zu erweitern.