Manche der Neuen, die für die SVP in den Nationalrat gewählt wurden, kennt schon die ganze Schweiz: Magdalena Martullo etwa, die Tochter von Alt-Bundesrat Christoph Blocher. Sie zieht für die Bündner SVP in den Nationalrat. Oder den Zürcher Roger Köppel, Chefredaktor der «Weltwoche».
Selbstbewusste Neugewählte
Der Verleger und Journalist bewegt sich schon seit Jahren behende auf dem nationalen Parkett und weiss ganz genau, was er in Bern erreichen möchte: Man müsse endlich «aufhören mit dieser Mitte-Links-Politik in Bern» und «unabhängig bleiben» sowie die «Asylprobleme endlich einmal entschlossen anpacken», so Köppel am Wahlsonntag.
Ähnlich selbstbewusst treten auch frisch Gewählte auf, die man in Bundesbern bislang noch nicht gross wahrgenommen hat. So etwa Thomas Burgherr, Präsident der Aargauer SVP. Er wolle sich vom ersten Tag an einbringen und «Pflöcke einschlagen». Am liebsten würde Burgherr dies in der wichtigen Wirtschaftskommission des Nationalrats WAK tun, so Burgherr.
Am Anfang der «Lehrbub»
Damit ist er nicht allein, auch David Zuberbühler aus Appenzell Ausserrhoden, der den Sprung nach Bern überraschend geschafft hat, möchte als Unternehmer in die begehrte Wirtschaftskommission. Er kann den ersten Tag in Bern kaum erwarten: Seit er 13 Jahre alt sei, träume er davon, das Bundeshaus zu besuchen – nun sei der Traum in Erfüllung gegangen. «Ich freue mich riesig darauf, dass ich dieses Bundeshaus betreten darf», so Zuberbühler.
Auch der 34-jährige Berner Erich Hess möchte gerne mitgestalten, mitentscheiden und für all die klassischen SVP-Themen kämpfen. Doch vor dem neuen Amt als Nationalrat hat er am Tag 1 nach der Wahl vor allem eines: Respekt. «Am Anfang ist man immer der Lehrbub», sagt er. Auch wenn er schon viel Erfahrung als Parlamentarier der Stadt und des Kantons Bern mitbringe.
Leisere Töne aus dem Baselbiet
Sogar eine Panikattacke und eine schlaflose Nacht hat die neu gewählte Baselbieter SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger hinter sich. «Kann ich das überhaupt?», habe sie sich einen Moment lang gefragt. Im Gegensatz zu anderen frischgebackenen SVP-Nationalräten vertritt Sollberger weniger rigide Positionen. So will die Malermeisterin aus Bubendorf das «Asylchaos» noch nicht gesehen haben in der Schweiz. Eher stehe man kurz davor.
Auch möchte sie die Bilateralen Verträge nicht opfern, wenn man bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative keine Lösung mit der EU findet. Sollberger will in Bern mitarbeiten, «dass auch unsere Kinder eine Zukunft haben». Dies sei ihre grösste Motivation in der Politik.
Für die SVP eine Herausforderung
Die Stimmen zeigen es: Es sind ganz unterschiedliche Personen und Persönlichkeiten, die nun neu für die erstarkte SVP in den Nationalrat einziehen. Das sei natürlich ein Glück – und eine grosse Herausforderung, sagt der langjährige Schaffhauser Ständerat Hannes Germann.
Alle ehrgeizigen Neuen zu integrieren und auch die Bisherigen bei Laune zu halten, sei ein Husarenstück, das Fraktionschef Adrian Amstutz nun zu meistern habe, fährt Germann fort. Er sei aber sicher, dass die Fraktionsleitung dafür sorgen werde, «dass die Neuen nicht gerade die besten Jobs bekommen». Und er gibt den Frischgewählten einen wichtigen Rat mit auf den Weg: Im Bundeshaus werde es gern gesehen, wenn Neulinge sich von Anfang an gut einfügten.