Fast 93'300 Stimmen, gewählt bereits im 1. Wahlgang: Mit diesem Glanzresultat kam Pascale Bruderer 2011 in die Kleine Kammer. Die jüngste Ständerätin überflügelte damit sogar die langjährige FDP-Standesvertreterin Christine Egerszegi.
Die Wahl von Pascale Bruderer dürfte damit auch im Herbst 2015 wohl eher Formsache sein. Engagieren will sich Bruderer trotzdem.
«Das Wahljahr bietet die Gelegenheit, noch mehr mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Ich will zeigen, wofür ich mich in Bern einsetze und weshalb», erklärt Bruderer im Gespräch mit SRF. Sie sei stolz darauf, dass sie bereits nach vier Jahren ein grosses Netzwerk aufgebaut habe und gemeinsam mit Räten aus anderen Parteien konstruktive Lösungen suchen und finden könne. «Das ist eine sehr befriedigende Arbeit.»
Mehr Aargauerin als Sozialdemokratin?
Bruderer sieht sich als Vertreterin des ganzen Kantons. Die 90'000 Stimmen kamen nicht nur aus ihrer eigenen Partei. «Ständeratswahlen sind Persönlichkeitswahlen», betont sie denn auch. Und: «Das weiss auch meine eigene Partei.» Sie vertrete wohl sozialdemokratische Werte, höre aber auch politischen Gegnern offen zu. Bruderer ist überzeugt, dass das Wahlvolk diese offene Haltung schätzt.
Das bedeutet auch, dass sich die ehrgeizige Politikerin im Parteienwahlkampf vielleicht etwas zurückhalten wird. «Ich bin gerne bereit, dieses Wahljahr gemeinsam mit meiner Partei zu bestreiten», sagt sie. Um aber anzufügen: «Natürlich habe ich als Ständerätin eine andere Rolle als früher im Nationalrat und ich bin auch nicht bereit, mich zu verbiegen.»
Keine Wahlempfehlung von Bruderer
Lobende Worte gibt es von Pascale Bruderer für die abtretende FDP-Ständerätin Christine Egerszegi. «Wir haben oft gemeinsam politisiert, uns abgesprochen zu Gunsten des Kantons.» Nun wird Bruderer eine neue «Begleitung» erhalten im Stöckli. Selbstverständlich gibt sie sich diplomatisch auf die Frage, wen sie denn bevorzugen würde.
«Auch ich habe im Wahljahr nun die Gelegenheit, die anderen Kandidaten noch ein bisschen näher kennen zu lernen.» Nur so viel lässt sich Bruderer entlocken: «Mich interessiert vor allem, wer bereit ist, diese überparteiliche Arbeit zu unterstützen, die den Ständerat eben auszeichnet.»
Die Aargauer Kandidaturen für den Ständerat
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Bild 1 von 10. Pascale Bruderer (SP). Die studierte Politologin aus Nussbaumen bei Baden ist seit 2011 im Ständerat – sie kandidiert für eine zweite Amtszeit. Die Familienfrau und selbstständige Unternehmensberaterin ist vor allem bekannt für ihr Engagement im Interesse behinderter Menschen. Bruderer hat Jahrgang 1977. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Philipp Müller (FDP). Der gelernte Gipser und heutige Generalunternehmer aus Reinach will den Sitz seiner Partei im Stöckli verteidigen. Als Parteipräsident der FDP. Die Liberalen Schweiz mit hoher Medienpräsenz hat er gute Chancen. Müller hat Jahrgang 1952, er sitzt seit 2003 im Nationalrat, Parteipräsident ist er seit 2012. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Hansjörg Knecht (SVP). Der 54-jährige Unternehmer aus Leibstadt betreibt eine Mühle und ist seit 2011 im Nationalrat. Er will für die wählerstärkste Partei im Aargau den 2011 an die SP verlorenen Ständeratssitz zurückerobern. Knecht bezeichnet sich selber als «Sachpolitiker». Er ist unter anderem Präsident des Aargauer Hauseigentümerverbandes. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Ruth Humbel-Naef (CVP). Die Gesundheitspolitikerin aus Birmenstorf sieht sich selber in der «Aussenseiter-Rolle». Bereits 2003 kandidierte die 57-jährige Primarlehrerin und Juristin für den Ständerat, scheiterte aber. Sie wurde damals in den Nationalrat gewählt, wo sie heute noch politisiert. Humbel war früher erfolgreiche Orientierungsläuferin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Bernhard Guhl (BDP). Nationalrat Bernhard Guhl will ins Stöckli. Der im Thurgau aufgewachsene Politiker bezeichnet sich unterdessen als typischen Aargauer. Guhl ist Elektroingenieur HTL, er hat Jahrgang 1972. Sein Hobby ist die Imkerei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Beat Flach (GLP). Der Jurist mit Jahrgang 1965 hat es 2011 auf Anhieb für die Grünliberalen in den Nationalrat geschafft. Zuvor sass er vom März 2009 bis November 2011 im Aargauer Grossen Rat. Beat Flach glaubt, dass er im zweiten Wahlgang durchaus eine Chance auf einen Ständeratssitz hat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Lilian Studer (EVP). Die Tochter von Ex-Nationalrat Heiner Studer aus Wettingen soll der EVP zum ersten Mal einen Sitz im Stöckli bescheren. Studer (Jahrgang 1977) ist seit zwölf Jahren im Aargauer Grossrat. Sie hat sich vor allem mit Gesundheits- und Familienthemen profiliert. Sie ist Lehrerin für Textiles Werken und Geschäftsführerin des Blauen Kreuzes AG/LU. Bildquelle: zvg.
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Bild 8 von 10. Irène Kälin (Grüne). Die Kandidatur von Irène Kälin, Co-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, soll den Grünen in erster Linie bei den Nationalratswahlen helfen. Nach dem Verzicht von Geri Müller auf eine erneute Kandidatur steht für die Grünen der Sitzerhalt im Vordergrund. Irène Kälin (Jg. 1987) ist Islamwissenschafterin und Gewerkschaftssekretärin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Der parteilose Pius Lischer (links) tritt zum dritten Mal – ohne jede Chance – zur Ständeratswahl an. Er vertritt seine eigene «Interessengemeinschaft Grundeinkommen». Samuel Schmid (rechts) vertritt die Sozial-liberale Bewegung und stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl. Das letzte Mal holte er 0,5 Prozent der Stimmen. Bildquelle: Keystone; zvg.
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Bild 10 von 10. Christine Egerszegi (FDP). Die Politikerin aus Mellingen war die erste Ständerätin des Kantons Aargau überhaupt, als sie 2007 ins Stöckli gewählt wurde. Sie verzichtet nun per Oktober 2015 auf ihr Mandat und hat damit erst den «Run» auf diesen Sitz ausgelöst. Bildquelle: Keystone.