Listenverbindungen sind taktische Konstruktionen. Jeder hofft, dass er von Stimmen profitieren kann, die der Partner zwar macht, aber selber nicht brauchen kann. Deshalb müssen alle möglichen Szenarien durchgerechnet werden.
Bei den Wahlen 2015 geht es nicht nur darum, die eigenen Sitze zu halten. Der Aargau hat dann aufgrund der Bevölkerungszunahme einen Sitz mehr zugute. Und wegen diesem zusätzlichen 16. Sitz, ist die Rechnerei noch einmal komplizierter. Und das ganze Prozedere braucht mehr Zeit.
Die Bürgerlichen Parteien wollten ursprünglich im Dezember 2014 über den Abschluss ihrer Listen-Verhandlungen orientieren. Doch daraus wurde nichts. Die Diskussionen laufen immer noch, bzw. sind zum Teil noch gar nicht richtig in Gang gekommen.
Die «Kröte» BDP
Die FDP hat schon vor längerer Zeit signalisiert, dass sie an einer grossen Listenverbindung zusammen mit der SVP, CVP und BDP interessiert wäre. Und FDP-Präsident Matthias Jauslin bekräftigt: «Für uns steht nach wie vor die Konstellation SVP-FDP-CVP-BDP im Vordergrund.»
Der Haken dabei: Die BDP ist eine Abspaltung der SVP und als solche ein politischer Feind. Doch die grosse Allianz könnte nur mit der BDP funktionieren, weil sie eine langjährige Partnerin der CVP ist. Und diese beharrt darauf, dass sie die BDP mitnehmen kann.
SVP-Präsident Thomas Burgherr würde die «Kröte» BDP schlucken. «Wir sind bereit, über den politischen Schatten zu springen.» Nur mit einer grossen bürgerlichen Allianz sei garantiert, dass der zusätzliche Sitz ins bürgerliche Lager gehe, argumentiert Burgherr.
Aber die Listenverbindung ist vorerst noch eine Wunschvorstellung der SVP. Die BDP reagiert auf die Avancen der SVP sehr reserviert. BDP-Präsident Bernhard Guhl: «So eine Listenverbindung ist aufgrund der Geschichte natürlich schwierig.»
Guhl arbeitet selber an einer grossen Listenverbindung. Diese sollte nach seiner Meinung alle Kräfte in der Mitte, «jene die konsensorientierte Politik machen», umfassen. Also BDP, CVP, GLP und EVP.
CVP schwankt zwischen rechts und Mitte
Die CVP ist noch sehr unentschlossen. Sie kann sich eine grosse Mitte-Allianz gut vorstellen. Dort müsste aber laut Grossrat Peter Voser auch die FDP mitmachen. Sollte das nicht möglich sein, macht die CVP vielleicht auch bei der Verbindung SVP-FDP-CVP mit. Voser: «Wir sagen ja, wir sind eine bürgerliche Partei. Also können wir auch eine bürgerliche Allianz eingehen.»
In der politischen Mitte des Aargaus und auf der bürgerlichen Seite laufen also Diskussionen über Listenverbindungen und man hat schon recht konkrete Vorstellungen von möglichen Szenarien.
Der Grund für die Eile: Man befürchtet, dass der 16. Nationalratssitz auf der linken Seite landen könnte, bei einer grossen Allianz von SP, Grünen, EVP und GLP. Doch eine solche Allianz ist noch nicht einmal ansatzweise zu erkennen.
Grüne sondieren bei der SP
«Wir waren bis jetzt so stark mit unseren Nominationen beschäftigt, dass wir Listenverbindungen noch gar nicht diskutiert haben», sagt SP-Co-Präsident Cédric Wermuth.
Und wenig Konkretes hört man auch von den Grünen. Man müsse das intern noch genauer ausarbeiten, sagt Wahlkampfleiterin Kim Schweri. Dass aber die SP der Wunschpartner wäre, ist klar. Allerdings hat sich dieser Partner vor vier Jahren einer Verbindung mit den Grünen verweigert.