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Warenhaus gibt auf Manor schliesst den Standort an der Zürcher Bahnhofstrasse

Der Konzern zieht einen Schlussstrich unter den jahrelangen Streit mit der Vermieterin Swiss Life.

  • Das Warenhaus Manor wird seinen Standort an der Bahnhofstrasse in Zürich laut einer Mitteilung Ende Januar 2020 schliessen.
  • Manor gibt im jahrelangen Streit mit der Vermieterin Swiss Life auf.
  • Betroffen von der Schliessung sind 290 eigene und 190 Mitarbeiter eingemieteter Firmen.
  • Manor setzt laut der Mitteilung nun die intensive Suche nach einem Alternativstandort «im Herzen der Stadt Zürich» fort.

Es sei ein schwarzer Tag für Manor und für die Mitarbeitenden in Zürich, sagt Manor-Chef Jérôme Gilg zum Schritt. «Zu unserem grossen Bedauern sind – trotz jahrelangen intensiven Bemühungen von Manor – alle Einigungsversuche mit der Vermieterin, längerfristig am heutigen Standort an der Bahnhofstrasse zu bleiben, gescheitert.»

Jahrelanger Streit mit Vermieterin

Um den Standort an der Zürcher Bahnhofstrasse wird seit sechs Jahren juristisch gestritten. Es geht um den Mietvertrag für das Manor-Flaggschiff, das sich seit 35 Jahren in dieser Liegenschaft befindet. Besitzerin und Vermieterin Swiss Life wollte den jährlichen Mietzins für die 14'000 Quadratmeter grosse Fläche von 6,3 auf 19 Millionen erhöhen. Manor klagte dagegen. Dieses Verfahren ist am Bundesgericht hängig.

Stadt Zürich bedauert den Wegzug

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Der Manor-Eingang an der Bahnhofstrasse.
Legende: keystone

Dass Manor den Standort an der Zürcher Bahnhofstrasse schliesst, sei ein grosser Verlust, sagt die Zürcher Stadtentwicklerin Anna Schindler gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Damit verschwinde das letzte ursprüngliche Warenhaus in diesem Quartier. Jelmoli und Globus hätten ein anderes Konzept. Deshalb sei der Wegzug von Manor gerade auch aus Sicht der Versorgung ein grosser Verlust.

Die Stadt habe stets versucht, Manor bei der Suche nach einem anderen Standort zu unterstützen, sagte Schindler.

Das Verschwinden des Warenhauses an der Zürcher Bahnhofstrasse geht einher mit der Entwicklung der Geschäfte an dieser Lage. «Die Stadt kann dabei nur den Dialog suchen, regulativ einwirken kann sie leider nicht.»

Besuchermagnet und Wahrzeichen

Auch die Interessengemeinschaft Manor Bahnhofstrasse spricht in einer Mitteilung ihr grosses Bedauern aus. Damit verliere die Bahnhofstrasse nicht nur ein beliebtes Warenhaus für die breite Bevölkerung, sondern auch einen Besuchermagnet und ein historisches Wahrzeichen.

Von einem «Stich mitten ins Herz der Zürcher Innenstadt» spricht die Geschäftsführerin der IG, Esther Girsberger. Der Wegzug von Manor mache die Bahnhofstrasse in vielerlei Hinsicht ärmer - an Tradition, Geschäftsdurchmischung, Passantenaufkommen und damit auch an Anziehungskraft, wird sie in der Mitteilung zitiert.

Nun hat Manor entschieden, von sich aus auszuziehen. «Ein Verbleib über dieses Datum hinaus wäre mit zu grossen juristischen Unsicherheiten behaftet», wird Manor-Chef Jérôme Gilg zitiert.

Wie am Montag bekannt wurde, hat Manor Swiss Life auch ein Kaufangebot für die Liegenschaft unterbreitet. Dieses hat die Besitzerin allerdings zurückgewiesen.

Einstellungsstopp in anderen Filialen

Den von der Schliessung betroffenen Mitarbeitern will Manor einen Sozialplan bieten. Die Personalkommission beginne nun mit der Konsultationsphase, schreibt das Unternehmen. Um möglichst vielen Manor-Mitarbeitenden eine interne Weiterbeschäftigung zu ermöglichen, wird zudem für 16 Warenhäuser im weiteren Umfeld von Zürich ein Einstellungsstopp erlassen.

Manor will aber in der Zürcher Innenstadt präsent bleiben. Die Suche nach einem neuen Standort werde deshalb fortgesetzt. Dies ist auch im Sinn der Stadt Zürich: Die Zürcher Stadtentwicklerin Anna Schindler begrüsst eine möglichst grosse Vielfalt an Geschäften in der City, wie sie dem «Regionaljournal» sagt. Man sei mit Manor deshalb auch seit Jahren schon im Gespräch und unterstütze die Suche nach einem neuen Zuhause.

Warenhäuser haben es schwer

Auch Milan Prenosil, Präsident der Zürcher City-Vereinigung, sähe Manor gerne weiterhin in der Stadt. Er ist allerdings wenig zuversichtlich – nicht nur was Manor betrifft: «Warenhäuser sind heute massiv unter Druck. Das Erfolgsmodell Warenhaus ist vermutlich nicht unbedingt zukunftsträchtig.» Konkurrenz machen den Warenhäusern heute vor allem Webshops.

Eine Möglichkeit, die sich Manor anböte: Die Migros will ihre Globus-Läden verkaufen. Ein integraler Kauf kommt laut CEO Jérôme Gilg für Manor aber nicht in Frage. Gilg könnte sich aber vorstellen, den Globus-Standort Bellevue als Mieter zu übernehmen und den Zürcher Manor dort weiterzuführen. Allerdings hängt dies einmal mehr von der Höhe des Mietzinses ab.

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