Seit 15 Jahren herrscht Personenfreizügigkeit zwischen der EU und der Schweiz. Die volle Personenfreizügigkeit gilt für die älteren EU-Staaten seit 2007, zuvor währte noch eine Übergangsfrist mit Beschränkungsmöglichkeiten. Seit 2011 gilt sie auch für die Staaten der EU-Osterweiterung von 2004.
Schliesslich trat letztes Jahr die volle Personenfreizügigkeit für Bulgarien und Rumänien in Kraft, allerdings hat der Bundesrat gegenüber diesen Staaten im Mai die Ventilklausel angerufen und die Freizügigkeit damit vorübergehend beschränkt.
Immer mehr Angestellte aus dem EU-Raum
Wie hat sich der geöffnete Arbeitsmarkt auf die einzelnen Branchen ausgewirkt? Die heute veröffentlichten Zahlen des Seco zeigen wenig Überraschendes. In fast allen Branchen ist der Anteil schweizerischer Staatsangehöriger leicht gesunken, dafür hat der Anteil der Beschäftigten aus der EU leicht zugenommen. Über alle Branchen hinweg nahm der Anteil der Arbeitnehmer aus der EU von 13,6 auf 18,4 Prozent zu.
Im Baugewerbe ist der Anteil von Arbeitnehmenden aus der EU seit 2003 um 6,1 Prozentpunkte angestiegen und liegt jetzt bei einem Viertel beziehungsweise bei 24,8 Prozent. Auch im Gastgewerbe machen EU-Arbeitskräfte mittlerweile fast 30 Prozent aus, 2003 lag ihr Anteil noch bei 23,1 Prozent.
Ein ähnlicher Anstieg ist zudem bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen zu verzeichnen. Dazu zählen etwa die Rechts- und Steuerberatung, die Unternehmensberatung, die Werbebranche oder der Bereich Forschung und Entwicklung. Dort ist der Anteil EU-Bürgerinnen und EU-Bürger von knapp 15 Prozent auf 21,1 Prozent gestiegen.
Pflege- und Informatikbranche ziehen eine positive Bilanz
Im Gesundheits- und Sozialwesen beschränkte sich der Anstieg der Beschäftigten aus dem EU-Raum auf 2,8 Prozentpunkte, 16 Prozent stammen heute aus dem EU-Raum. Helena Zaugg, Präsidentin des Pflegefachpersonalverbands SBK, sagt aber: «Neuanstellungen in der Pflege sind zu über 40 Prozent Personen mit einem ausländischen Diplom.»
Denn in der Schweiz fehle genügend ausgebildetes Fachpersonal. Zwar habe bereits vor der Personenfreizügigkeit ein Abkommen bestanden, dank welchem die Branche genügend ausländische Fachpersonen rekrutieren konnte. Doch die Personenfreizügigkeit habe den Zugezogenen einen sicheren Aufenthaltsstatus garantiert.
Auch in der Informatikbranche ist man auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Das spiegelt sich in den Zahlen wieder. Seit 2003 stieg der Anteil an Mitarbeitern aus der EU in der Kategorie Information und Kommunikation, wozu auch die Informatikbranche zählt, um 7,3 Prozentpunkte und liegt jetzt bei fast 22 Prozent. Der Software-Unternehmer und FDP-Ständerat Ruedi Noser sagt: «Jedes Jahr gehen 6000 Informatiker in Rente, von der Universität kommen aber nur 2000 Absolventen.» Die Differenz müssten die Unternehmer aus dem Ausland rekrutieren. Der Zugang zum europäischen Arbeitsmarkt sei deshalb zentral.