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500 Jahre Orell Füssli Von der Zwingli-Bibel bis zu den Schweizer Banknoten

Vor 500 Jahren wurde mit einer Buchdruckerei die heutige Orell Füssli gegründet. Das Unternehmen kämpft mit Problemen.

Der deutsche Buchdrucker Christoph Froschauer erhielt vor 500 Jahren das Bürgerrecht der Stadt Zürich, gründete die erste Buchdruckerei der Stadt und druckte unter anderem die Zwingli-Bibel.

Aus dieser Buchdruckerei ist die Orell Füssli hervorgegangen. Sie druckt die Schweizer Banknoten und ist der grösste Buchhändler der Schweiz. Aber das Unternehmen kämpft mit vielen Problemen.

Vorstandschef Martin Buyle findet jedoch nicht, dass sich Orell Füssli verstecken muss: «Wir haben in den letzten Jahren sämtliche unserer Aktivitäten auf Vordermann gebracht und in allen Divisionen Fortschritte gemacht.»

CEO Martin Buyle mit einer Zwingli-Bibel.
Legende: CEO Martin Buyle an der Medienkonferenz zum Jubiläum 500 Jahre Orell Füssli. Keystone

Die Sicherheitsprobleme beim Banknoten-Druck habe man jetzt im Griff. Auch der Buchhandel stehe trotz der Konkurrenz im Internet solide da. Die deutsche Tochter Zeiser, spezialisiert auf die Nummerierung von Banknoten und Pässen, sei nach Problemen wieder auf Kurs. Allerdings hat die Sanierung Millionen gekostet.

Kritik vom Grossaktionär

Grossaktionär Gregor Greber, Chef der Investmentgesellschaft Veraison, hält knapp zehn Prozent der Aktien. Er findet nicht, dass alles gut ist bei Orell Füssli: «Die Aktienkursentwicklung ist ein Trauerspiel. Die Schweizer Börse hat über 500 Prozent zugelegt und die Aktie Orell Füssli stagniert auf einem 20-Jahres-Tiefstniveau.»

Dafür gebe es viele Gründe, sagt Greber: «Das ist eine fehlende Strategie, keine überzeugende Investitionskultur, eine doch recht schwache Unternehmensführung und auch die ungenügende Kapitalmarkt-Kommunikation mit diesen vier Divisionen, die nicht wirklich zusammenpassen.»

Verzettelung in Divisionen

Diese sind neben dem Buchdruck der Buchhandel, das Geschäft mit der Nummerierung von Banknoten und der Sicherheitsdruck von Schweizer Banknoten.

Investor Greber findet allerdings, dass es zu viele Sparten bei Orell Füssli gibt. Einzeln seien sie durchaus wertvoll, zusammen aber schwierig zu managen. Das Unternehmen habe sich bei den Investitionen verzettelt, wie man auch am niedrigen Aktienkurs ablesen könne.

Greber fordert daher, das Unternehmen aufzuspalten, denn die einzelnen Unternehmensteile hätten deutlich mehr Wert, als dies die Börse heute reflektiere.

Delikater Aktionär Nationalbank

Den Banknoten-Druck solle die SNB doch besser selbst übernehmen: Sie könne das besser und billiger. Ohnehin sei die Rolle der SNB schwierig, meint Greber: Die Nationalbank hält gut ein Drittel der Aktien, sei gleichzeitig grösster Investor, grösster Abnehmer der Banknoten und liefere sogar noch das Papier für den Druck.

Die SNB wollte sich auf Anfrage weder zur eigenen Rolle noch zu einer möglichen Aufspaltung von Orell Füssli äussern.

CEO Buyle hat keine Signale empfangen, dass die SNB aussteigen oder den Banknoten-Druck selbst durchführen will. Von einer Aufspaltung des Unternehmens will er nichts wissen. Orell Füssli versuche nicht kurzfristig den Aktienkurs nach oben zu treiben, sondern sei langfristig orientiert. «In erster Linie wollen wir das wirtschaftliche Gelingen unserer einzelnen Divisionen sicherstellen.»

Und doch scheint es im Unternehmen Zweifel an diesem Kurs zu geben: Orell Füssli will nach den Turbulenzen der letzten Jahre demnächst eine neue Strategie vorlegen. Buyle wird dann nicht mehr dabei sein. Er scheidet Ende September aus – aus persönlichen Gründen, wie es offiziell heisst. Die neue Strategie werden andere festlegen.

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