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5G-Pläne des Bundesrates Mobil surfen wird schneller – dereinst

Politik und Industrie wollen die rasante mobile Datenübertragung forcieren. Am Donnerstag hat sich der Bundesrat für die dafür notwendige Lockerung der Grenzwerte der Handy-Antennen ausgesprochen. Doch es gibt noch einige Stolpersteine bis zur flächendeckenden Einführung von 5G.

Das wird neu mit 5G: Der neue Mobilfunkstandard bringt deutlich mehr Geschwindigkeit. Dies weil über mehr Frequenzbänder gesendet werden kann und der Datentransport effizienter funktioniert. Zudem wird das Netz flexibler. Mit 5G wird man zum Beispiel in Sekundenschnelle ganze Spielfilme auf sein Handy herunterladen können. Auch das Streaming von Live-Übertragungen sollte endlich ruckelfrei funktionieren. Und rein technisch wäre es sogar möglich, beides gleichzeitig zu tun, wenn das Handy dies verarbeiten kann. Viel wichtiger sind die Möglichkeiten von 5G aber für die Wirtschaft. Die Technologie ist gerade bei der Vernetzung der Dinge sehr wichtig. Gewisse Prozesse, wie etwa automatische Verkehrsführung in einer Stadt, brauchen einen zuverlässigen, unterbrechungsfreien Datenstrom. Für die Digitalisierung in der Schweiz ist 5G deshalb matchentscheidend.

Darum pressiert es den Telekomfirmen mit 5G: Die Datenmenge, die in der Schweiz durch den Äther geschickt wird, verdoppelt sich jedes Jahr. Die Mobilfunk-Antennen sind gerade in Ballungszentren heute nahezu voll ausgelastet, neue Antennen zu bauen ist schwierig. Deshalb braucht es einen Technologiesprung, um die Datenmengen noch zu verarbeiten. Zudem macht auch die Politik Druck: Laut dem Bundesrat braucht es 5G so schnell wie möglich, damit die Schweiz in der Digitalisierung den Anschluss nicht verpasst.

Diese politischen Hürden stehen noch im Weg: Der Ständerat behandelt nächste Woche eine Motion, welche die zulässigen Strahlungswerte in den Ballungszentren erhöhen will. Der Bundesrat unterstützt die Motion, welche eine Anpassung an die weniger strengen EU-Grenzwerte verlangt. Das Thema wird sicher zu grösseren Diskussionen führen: Weil der Bau von neuen Antennen in den Städten kaum möglich ist, erhoffen sich Behörden und Mobilfunkunternehmen von stärkeren Sendern eine optimale Abdeckung mit dem 5G-Signal. Ausserdem braucht es neue Frequenzen, um die zusätzlichen Datenmengen überhaupt zu transportieren. Diese sollen noch in diesem Jahr versteigert werden. Dabei darf sich kein Anbieter benachteiligt vorkommen, sonst könnten Gerichtsverfahren die Einführung von 5G verzögern.

So realistisch sind die Pläne der Swisscom: Dass 5G schon dieses Jahr eingeführt wird, ist wohl bloss in einem beschränkten Rahmen möglich. So etwa auf dem Gelände einer grossen Firma oder in Versuchsanlagen in gewissen Städten. Doch die breite Masse wird von 5G noch einige Zeit nicht viel merken. Zuerst müssen alle Industriestandards definiert werden, auch gibt es noch gar keine Handys, die mit 5G arbeiten können. Als erstes werden vielleicht USB-Sticks für Laptops funktionieren. Vermutlich werden bis im nächsten Jahr erste Handys erhältlich sein, die quasi mit einem 5G-«light» arbeiten können. So war es auch bei der Einführung von 4G. Doch auch dann fehlt noch die alles abdeckende Antenneninfrastruktur. Sicher aber wird 5G in der Schweiz schneller kommen, als noch vor einem Jahr gedacht.

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