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Empörung in Deutschland über den Nike-Deal des DFB
Aus Rendez-vous vom 22.03.2024. Bild: Keystone/Arne Dedert
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70 Jahre Adidas Marcel Reif: «Der Wechsel zu Nike ist ein Kulturbruch»

Ein Paukenschlag: Nach über 70 Jahren wendet sich der Deutsche Fussball-Bund (DFB) von Ausrüster adidas ab und wird künftig vom US-Giganten Nike ausgestattet. Die Zusammenarbeit ab 2027 bis Ende 2034 soll dem DFB laut einem Bericht des deutschen Handelsblattes mindestens 100 Millionen Euro im Jahr bringen – doppelt so viel wie beim bisherigen Vertrag mit Adidas.

In Deutschland löst der Entscheid teils heftige Reaktionen aus. CDU-Chef Friedrich Merz nennt den Entscheid «unpatriotisch». Der deutsche Fussballexperte Marcel Reif ordnet die Gemütslage in Fussballdeutschland ein.

Marcel Reif

Marcel Reif

Fussballexperte

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Reif gehört zu den bekanntesten Fussballreportern im deutschsprachigen Raum. In seiner 30-jährigen Karriere hat der eingebürgerte Schweizer für das öffentlich-rechtliche, das private sowie für das Bezahlfernsehen in Deutschland und der Schweiz gearbeitet.

SRF News: Wie sehen Sie den Wechsel von Adidas zu Nike?

Marcel Reif: Es ist komplex. Man muss da unterscheiden zwischen Kommerz und Herz. Das Herz – also die Romantik, die Tradition – sagt: Das ist ein dramatischer Kulturbruch. Der Verstand sagt: Das ist der moderne Profifussball, der von Kommerz beherrscht und getrieben wird. Da ist das nur eine fast logische Entwicklung.

Adidas ist deutsche Identität.

Die drei Adidas-Streifen auf dem Trikot der Nationalmannschaft hatten also etwas Identitätsstiftendes?

Ja. Ich bin 75 Jahre alt, bin mit der deutschen Nationalmannschaft aufgewachsen und habe die DFB-Elf nur in drei Streifen gesehen. Die Vorstellung, jetzt den Swoosh von Nike auf der Brust der Spieler zu sehen, bereitet mir Probleme. Aber dann schalte ich mein Gehirn ein und sehe: Die einen zahlen 100 Millionen, die anderen 50 Millionen. Ich bin kein guter Mathematiker – aber das kriege auch ich hin.

Adidas steht ja auch für das deutsche Wirtschaftswunder. Ist die Empörung auch vor diesem Hintergrund zu versehen?

Ja. Adidas ist eine der Firmen, die jedes kleine Kind kennt – und wenn sie älter werden, tragen sie die Klamotten auch noch. Das ist nicht irgendeine kleine Schraubenfabrik irgendwo im Schwarzwald: Das ist deutsche Identität. Und die geht jetzt in Zukunft an der deutschen Vorzeigemannschaft – der Fuss­ball­national­mann­schaft – vorbei. Das ist eine ziemlich dramatische Vorstellung.

An der EM in Deutschland im Sommer spielt die DFB-Elf ja noch in Adidas-Trikots. Jüngst hat da das lilafarbene Auswärtstrikot zu reden gegeben. Kann man sagen, dass die Nationalmannschaft zurzeit für mehr Schlagzeilen neben als auf dem Platz sorgt?

Nicht nur zurzeit: auch schon in Katar, wo es um die Kapitänsbinden ging. Ich finde: Es wird an der Zeit, dass das Runde mal wieder ins Eckige geht, und nicht alle Diskussionen sich um Trikots, Farben oder eben Ausrüster drehen. Und trotzdem: Die Diskussion um Adidas oder Nike kriegt man in den nächsten Wochen nicht einfach so weg.

Deutsche Tore in Nike-Trikots würden der Mannschaft also genauso guttun?

Da bin ich Purist: Nichts tut dem deutschen Fussball, und Fussball im Allgemeinen, so gut wie – Achtung – Tore.

Das Gespräch führte Daniel Hofer.

Rendez-Vous, 22.03.24, 12:30 Uhr;

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