Das Wichtigste in Kürze
- Tests zeigen, dass auch neue Dieselautos die geltenden Grenzwerte überschreiten.
- Trotzdem dürfen die getesteten Modelle noch bis 2019 weiterproduziert werden.
- Dabei wäre die Branche schon heute im Stande, sauberere Autos zu produzieren.
Jahrelang hat die Autobranche das Dieselauto als umweltfreundlich und sparsam angepriesen. Das wirkte: Seit den späten 90er-Jahren ist der Verkauf von Dieselautos deutlich angestiegen – auch in der Schweiz. Seit dem Dieselskandal ist aber klar: von sauber keine Spur. Im Gegenteil: Tests der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) zeigen nun, dass auch neueste Dieselautos die geltenden Abgasgrenzwerte bis zu 18-fach überschreiten.
Der Renault Mégane beispielsweise war das Auto des Jahres 2016 – was das Dieselmodell betrifft, fiel der Franzose aber definitiv durch. Fahrtests der Empa ergaben nämlich, dass der Kompaktwagen die Abgasgrenzwerte um mehr als das Zehnfache überschritt. Laut Fahrzeugforschungsleiter Thomas Bütler ist das kein Einzelfall: «Wenn wir uns den Stickoxidausstoss ansehen, darf das Fahrzeug im Labor maximal einen Wert von 80 Milligramm erreichen. Bei den Fahrzeugen, die wir geprüft haben, liegen diese Werte aber bei 700 bis 1400 Milligramm.»
Reale Emissionen höher als auf Rollband
1400 Milligramm, das ist eine 18-fache Überschreitung des Grenzwertes. Auch Tests mit vergleichbaren Personenwagen von Ford oder Opel überschritten die Abgaswerte massiv. Und trotzdem haben diese Autohersteller nichts Illegales getan. Denn gemäss ihren standardisierten Methoden erfüllen ihre Modelle die gültigen Vorgaben. Der Grund sind völlig unrealistische Tests auf Rollbändern.
Es gibt Fahrzeuge, die diese Normen noch nicht erfüllen müssen, aber die ganz in der Nähe des Grenzwerts liegen.
Damit ist aber bald Schluss. Künftig müssen auch Autohersteller realistische Testfahrten absolvieren. Die dreckigen Diesel werden jedoch nicht so schnell von der Strasse verschwinden. Noch zwei Jahre länger – also bis 2019 – dürfen sie als Neuwagen verkauft werden. Aber bereits jetzt seien nicht alle Diesler dreckig.
«Es gibt diejenigen, die diese ganz neuen Abgasnormen explizit erfüllen. Und es gibt auch Fahrzeuge, die diese Normen noch nicht erfüllen müssen, aber die ganz in der Nähe des Grenzwerts liegen», sagt Bütler. «Das gilt aber nicht für alle.»
VCS fordert ein sofortiges Importverbot
Die zweijährige Übergangsfrist sei vor allem ein Entgegenkommen an die Fahrzeughersteller, so Bütler. Diese wollen Schweizer Umweltverbände nicht hinnehmen. Das sei ein Knicks vor der europäischen Autoindustrie, sagt die Präsidentin des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS), Evi Allemann.
Tests in Deutschland haben bewiesen, dass Umweltzonen keinen Vorteil in Bezug auf die Umweltbelastung bringen.
Neben einem sofortigen Importverbot für umweltschädliche Dieselautos fordert die SP-Nationalrätin Massnahmen gegen die zusätzliche Stickoxid-Belastung in Schweizer Städten. Sie will, «dass die Kantone und Gemeinden die Möglichkeit bekommen, in Städten und Agglomerationen Umweltzonen auszuscheiden, wo Autos mit zu hohem Schadstoffausstoss zu gewissen Zeiten verboten sind».
Umweltzonen für TCS viel Lärm um nichts
Nicht damit einverstanden ist TCS-Vizepräsident Thierry Burkart. Ein Importverbot komme nicht in Frage. Auch von einem teilweisen Fahrverbot für alte Autos in Innenstädten will der FDP-Nationalrat nichts wissen. Zum einen sei das eine Bestrafung für all jene, welche sich nicht das neuste Auto leisten könnten.
«Und zum anderen haben Tests in Deutschland bewiesen, dass Umweltzonen keinen Vorteil in Bezug auf die Umweltbelastung bringen», sagt Burkart. Dieser Meinung ist auch Doris Leuthard. Die Bundesrätin sagte unlängst, es gebe bessere Massnahmen zur Verbesserung der Luftqualität als Umweltzonen.