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Alternativen zu Whatsapp haben es schwer
Aus 10 vor 10 vom 27.12.2021.
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Alternativen zu Whatsapp Messenger-Apps: der grosse Kampf um Nutzerzahlen

Leaks, Pannen und ein neuer Name: Es war ein turbulentes Jahr für den Facebook-Konzern Meta. Das gilt auch für dessen Messenger-Dienst Whatsapp: Fragliche Anpassungen der Nutzungsbedingungen und einige Ausfälle bewegten viele dazu, sich nach einem alternativen Messenger umzuschauen.

Telegram, Signal oder auch die Schweizer App Threema: All diese Messenger-Apps legten in diesem Jahr deutlich an Nutzerzahlen zu. Auf diesem Feld mitmischen will seit Anfang 2021 auch Teleguard. Die App gehört zu Swisscows, einem Technologieunternehmen aus Egnach im Kanton Thurgau. Die Firma betreibt seit acht Jahren eine gleichnamige Suchmaschine. Laut Andreas Wiebe, Gründer und Geschäftsführer von Swisscows, finanziere man sich noch primär über Spenden.

Die Schweiz ist absolut der beste Ort, was den Datenschutz angeht.
Autor: Andreas Wiebe Gründer und Geschäftsführer von Swisscows

Mit Teleguard wolle man sich mit höchsten Sicherheitsstandards von Whatsapp abheben, sagt Wiebe: «Wir betreiben alle Server selbst, bei uns in der Schweiz. Und die Schweiz ist absolut der beste Ort, was den Datenschutz angeht.» Ausserdem werden alle Nachrichten verschlüsselt (End to End) und, sobald sie den Empfänger erreicht haben, gelöscht.

Eine Cloud gibt es nicht. Man wolle sowohl mit der Suchmaschine als auch mit der Messenger-App eine sichere, datensparsame Alternative bieten zu Google, Facebook und Co. Auf der Website preist man das neuste Produkt als «privateste App der Welt» an.

Bewusstsein für Schutz wächst

Kenneth Paterson, Professor am Institut für Informationssicherheit an der ETH Zürich, sagt, es sei eigentlich eine gute Zeit, um mit einem neuen Messenger auf den Markt zu gehen - insbesondere, wenn die Botschaft «Sicherheit und Privatsphäre» laute: «Bei der Nutzung von beispielsweise Facebook oder Whatsapp werden sich die Leute der Aspekte der Privatsphäre immer mehr bewusst», so Paterson.

Nur wenn der Quellcode offengelegt wird können unabhängige Experten überprüfen, ob die App auch wirklich sicher ist.
Autor: Kenneth Paterson Professor für Informationssicherheit

Es reiche aber nicht, alle Server in der Schweiz zu haben. Entscheidender sei eine gute Software und Verschlüsselung. Ausserdem, so Paterson, sei entscheidend, ob ein Messenger-App-Betreiber seinen Quellcode offenlege: «Nur so können unabhängige Experten überprüfen, ob die App auch wirklich sicher ist.» Der neue Anbieter Teleguard stellt diesen Schritt für nächstes Jahr in Aussicht. Im Moment stehe der weitere Aufbau und die Stabilität der App im Vordergrund.

Wieso ist der Quellcode wichtig?

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Als Quellcode versteht man einen für (geübte) Menschen lesbaren Softwarecode, der in einer bestimmten Programmiersprache verfasst ist. Dieser Text definiert einerseits, wie ein Programm – in diesem Fall eine Smartphone-App – aufgebaut ist und aussieht, andererseits ihre Funktionsweise. Letzteres beinhaltet auch Informationen darüber, was mit den Daten geschieht – also zum Beispiel, ob diese vom Programm abgespeichert werden oder nicht.

Wenn der Quellcode öffentlich zugänglich ist, können Experten kontrollieren, ob – oft ungewollte – Sicherheitslücken bestehen und so die Betreiber darauf aufmerksam machen. Ausserdem kann so ausgeschlossen werden, dass der Betreiber eine «Hintertüre» eingebaut haut, anhand derer er die Daten abspeichert oder gar weiterverkauft.

Telegram, Signal und Threema haben ihre Quellcodes teilweise oder ganz veröffentlicht. Whatsapp tut dies bis heute nicht. Teleguard verspricht, den Quellcode nächstes Jahr veröffentlichen.

Eine Studie über die Mediennutzung in der Schweiz zeigt, dass durchaus Bewegung in den Markt der Messenger-Apps gekommen ist: Zwischen 2020 und 2021 konnten zum Beispiel Telegram oder Threema ihre Nutzerzahlen verdoppeln. Allerdings fällt auf: In derselben Zeit verlor Whatsapp praktisch keine Nutzer.

Die allermeisten schaffen es dann doch nicht (Whatsapp zu verlassen) – weil zum Beispiel noch die Grossmutter oder der Vater auf Whatsapp ist.
Autor: Katja Rost Soziologin Uni Zürich

Katja Rost, Soziologin an der Uni Zürich, sagt, es würden jetzt einfach verschiedene Plattformen gleichzeitig genutzt. Es gebe zwar bei einigen die Bestrebung, Whatsapp zu verlassen, aber: «Die allermeisten schaffen es dann doch nicht – weil zum Beispiel noch die Grossmutter oder der Vater auf Whatsapp ist.» Ein weiteres Hindernis stellten Gruppen dar, vom Fussballverein oder der Schule, die nach wie vor auf Whatsapp stattfinden würden.

Sogenannte Netzwerkeffekte würden es alternativen Anbietern schwermachen: Weil Whatsapp zuerst da war, sind die Leute über diese Plattform bereits bestens vernetzt. Und: «Was soll ich auf einer sicheren Messenger-App, wenn alle meine Freunde und Bekannten nicht dort sind?», so Rost.

Konkurrenzkampf mit bekannten Diensten

Neuankömmlinge wie Teleguard werden vorerst wohl mit Threema und Co. um Nutzerzahlen buhlen – um vielleicht irgendwann Whatsapp abzulösen. Dafür braucht es aber noch viele Nutzerinnen und Nutzer, die Whatsapp konsequent den Rücken kehren – und so ihre Freunde und Bekannte dazu zwingen, auch auf anderen Plattformen aktiv zu werden.

«Die Menschen werden sich erst jetzt bewusst, dass sie überwacht werden. Deshalb ist es aus meiner Sicht genau der richtige Zeitpunkt, mit unserer App zu starten», sagt Andreas Wiebe. Immerhin: die Grenze von einer Million Nutzer wurde innerhalb von wenigen Monaten geknackt.

10 vor 10, 27.12.2021, 21:50 Uhr

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