Sechs Liter Wein für 30'000 Franken: Der Château Petrus Impériale liegt in einem Lager in der Innerschweiz – hinter abgeschlossenem Gitter. Der edle Wein könnte bald ein Anlageobjekt auch für Menschen mit kleinerem Budget sein.
Dafür arbeitet Weinhändler Alexandre Challand mit Banker Mathias Imbach zusammen, dem Gründer und Geschäftsführer der Zürcher Krypto-Bank Sygnum.
Ihr Ziel: Anleger sollen in solche Vermögenswerte investieren. Also ein Stück Wein kaufen, wie man mit einer Aktie ein Stück eines Unternehmens kauft.
Dazu wird der Wein digital abgebildet und gestückelt. Tokenisiert. Wer einen Token, also ein Stück Wein, erwirbt, profitiert, wenn der Wein an Wert gewinnt.
Anleger können den Token – mit Gewinn oder Verlust – wieder verkaufen oder weitere Token kaufen, bis die ganze Flasche ihnen gehört.
Die ersten Flaschen sind tokenisiert
Einen Château Latour, 400 Franken die Flasche, haben Imbach und Weinhändler Challand bereits tokenisiert. «Wir können Portfolios mit einer Flasche, mit 100 Flaschen oder 1000 Flaschen bilden und sie mit einem Token versehen, der das Recht auf Besitz bedeutet», sagt Imbach.
Möglich macht es die Blockchain. Sie dient als Buchhaltungssystem, über das digitalisierte Wertgegenstände gehandelt und mit Kryptowährungen bezahlt werden.
Imbach sagt, zahlreiche Firmen bereiteten derzeit mit Sygnum die Tokenisierung vor. «Nicht nur im Weinbereich, sondern auch Jungfirmen, die Wachstumskapital aufnehmen, Immobiliengesellschaften, die Häuser und Geschäftsgebäude tokenisieren, und Kunsthäuser, die ihre Bilder tokenisieren wollen.»
Sygnum ist vor etwas mehr als einem Jahr operativ gestartet und verwaltet heute bereits über eine Milliarde Franken. Geld verdient die Bank wie andere Geldhäuser mit Gebühren.
Kunden sind vornehmlich institutionelle Anleger und reiche Privatinvestoren, die sich für digitale Vermögenswerte interessieren, Kryptowährungen verwahren oder handeln wollen.
Mit dem Segen der Finanzaufsicht
Kryptowährungen: Für die einen sind sie die Zukunft. Sie stehen aber auch im Ruf, Kriminellen, etwa Geldwäschern, zu dienen.
Imbach sagt, seine Bank kenne die Identität jedes Investors. Und er verweist auf die strenge Regulierung: Sygnum verfügt über eine Banklizenz der Schweizer und der Singapurer Finanzmarktaufsicht.
«Die Regeln müssen genau gleich eingehalten werden. Das Schöne an der Blockchain ist, dass sie viel transparenter ist und man gute Werkzeuge hat, gegen Geldwäscherei vorzugehen», sagt Imbach.
Kommt hinzu: Auf der Blockchain sind keine Intermediäre, etwa Banken, zwischengeschaltet. Das macht Finanztransaktionen effizienter und laut Studien um bis zu zwei Drittel günstiger. Hält das im grossen Stil Einzug, es käme einer Revolution auf dem Finanzplatz gleich.
Was bringt es der Gesellschaft?
Für das Wein-Investment über die Blockchain gibt es in der Schweiz seit Anfang Februar eine gesetzliche Grundlage.
Mit der Tokenisierung werden zunehmend Vermögenswerte handelbar, und auch vermeintlich illiquide Anlagen erhalten ein Preisschild. Ist das gesellschaftlich wünschenswert?
Ja, sagt Imbach: «Wenn wir die Infrastruktur ganz ausgerollt haben, hat jeder mit wenigen Franken Zugang zu Anlagen, in welche sonst Leute ab einer Million Franken investieren».
In dem Sinne gebe dieses Geschäft einer breiten Öffentlichkeit Freiheit und Kontrolle über Eigentum zurück.