Seit mehr als 15 Jahren betreibt Esther Heldstab ihren Souvenirshop an der Promenade in Davos – auch während des WEF, wenn praktisch alle anderen Läden temporär schliessen. «Dort, wo jetzt eine Bank eingemietet ist, ist sonst eine Gallerie», sagt Heldstab. Auch den Sportladen oder mehrere Kleiderläden sucht man während des WEF vergeblich. Denn Konzerne bieten viel Geld für die Miete der Lokalitäten, in denen sie während des Forums Kunden empfangen.
Auch Heldstab hätte ihren Laden schon mehrmals untervermieten können. «Sie wollten mir einen hohen fünfstelligen Betrag dafür zahlen.» Aber der Aufwand, den Laden für die zwei oder drei Wochen ganz auszuräumen, sei zu gross. Und der Umsatz während des WEF sei doppelt so hoch wie sonst – das lohne sich allemal.
John Kerry und Nicolas Sarkozy zu Gast
Die Arbeit während des WEF sei eine spannende Zeit, sagt Heldstab. In diesem Jahr kam etwa die Sekretärin des Präsidenten von Ecuador in den Laden. Via Handy führte sie ihren Chef durch das Geschäft. Dieser entschied sich für zwei Babybodys. «Sorry, Mädchen. Mein Vater sagt, ich darf erst mit euch ausgehen, wenn ich 30 bin», steht drauf. «Schon etwas heikel», bemerkt Heldstab trocken.
Auch John Kerry oder Nicolas Sarkozy waren schon zu Gast. Dass sie Letzteren nicht erkannte und mit seinem Konkurrenten der französischen Präsidentschaftswahl von 2007, Jean-Marie Le Pen, verwechselte, sorgte bei anwesenden Kindern für Gelächter. «Ich sagte dann, dass sie auch nicht wüssten, in welchen Parteien unsere Bundesräte seien. Sarkozy stimmte zu: ‹Vraiment, vraiment, Madame›.»
Im Souvenirladen gibt es Praktisches, aber auch viel Kitschiges. Am besten verkaufen sich Magnete und alles, was mit Davos angeschrieben ist. Kaufkräftige Kundschaft hin oder her: Die Preise im Souvenirladen bleiben immer dieselben.
Über die Jahre habe sie nun viel Stammkundschaft, erzählt Heldstab. Eine Frau kaufe jedes Jahr für 2000 bis 3000 Franken ein. Die Tage während des WEF sind für die Ladenbesitzerin hart, vor 20 Uhr schliesst sie selten. Trotzdem: Den Laden zu vermieten, kommt für Heldstab nicht infrage. «Jemand muss doch noch offen haben und das Dorf ein bisschen beleben.»