Vor knapp 40 Jahren haben die «Mäuse» von Logitech von der Waadt aus den PC-Markt erobert. Daniel Borel, dem Schweizer Gründer der Mäuse-Macher, ist von dem Beratungsunternehmen EY mit dem «Master Entrepreneur» für sein berufliches Lebenswerk ausgezeichnet worden. Er glaubt, die Maus dürfte nicht so rasch von der Bildfläche verschwinden.
SRF: Daniel Borel, wie sind Sie denn auf die Maus gekommen?
Daniel Borel: Es waren andere Leute, die die Maus erfunden haben. Es gab da einen Herrn namens Doug Engelbart. Wir hatten das Glück, ihn zu treffen. Wir – damit meine ich auch meinen Logitech-Mitgründer Pierluigi Zappacosta, wir haben die Software zur Maus entwickelt. Denn die Maus besteht auch aus Software. Man musste sie programmieren. Wir sind Software-Ingenieure. Daher unser Name Logitech: französisch logiciel, auf deutsch Software. Und so wurde das für uns zu einem fantastischen Produkt.
Was war denn das Neue?
Zuvor hatten die Computer keine grafische Oberfläche. Alles war alphanumerisch, aus Zahlen und Buchstaben. Dann kam die grafische Oberfläche mit einem Cursor, der sich überall auf dem Bildschirm hinbewegen konnte. Und die Maus war das unglaubliche Mittel, um sich auf dem Bildschirm zu bewegen. Das war vor 50 Jahren, als dies erfunden wurde. Es war eine unglaubliche Technologie, einzigartig.
Es gab da ja noch andere Mäuse. Weshalb hatte denn Ihre Maus Erfolg?
Weil wir Schweizer Ingenieure hatten, die absolut exzellent waren. Das ist wahr. Und dann sind wir sehr schnell in den Weltmarkt eingetreten. Ein Schweizer Markt existierte nicht. Dann sind wir früh nach Taiwan gegangen für eine günstige Produktion. Und so haben wir im Jahr 1987 den ersten Vertrag mit Apple Computer erhalten. Und wir haben diesen Vertrag in der Schweiz unterschrieben, in meinem kleinen Dorf Apples, Kanton Waadt – Apples wie Apple Computer.
Ist das wahr?
Ja, das ist wahr. Meine Mutter glaubt immer noch, ich hätte Apple Computer erfunden, weil wir in Apples wohnen. (lacht). Das stimmt.
Was ist denn Ihr Erfolgsrezept für ein Unternehmen?
Das Erfolgsrezept ist, ausdauernd zu sein, niemals aufzugeben – und Glück zu haben. Und das Wichtigste im Technologiesektor, wie auch überall sonst, sind die Leute. People, people, people. Und wir hatten ein absolut fantastisches Logitech-Team, das gekämpft hat. Denn, wissen Sie, Erfolg ist niemals ein gerader Pfad. Auch im Erfolg gibt es Höhen und Tiefen. Manchmal ist es sehr hart. Und es sind die Leute, die an sie glauben, die an die Vision glauben, die Tag und Nacht arbeiten und kämpfen.
Wird Technolgie noch wichtiger?
Technologie ist die Quelle unseres Wandels. Und man hat es mit Covid gesehen. Covid hat diesen Wandel beschleunigt, sei es, weil man zuhause arbeitet, sei es, weil man Videokonferenzen macht, weil man im Internet Online-Spiele spielt oder weil man Videoinhalte streamt.
So sieht man heute die Wichtigkeit der Technologie, die neue Arbeitsplätze schafft, hochstehende Arbeitsplätze. Und es ist wichtig, dass unsere Politiker in der Schweiz das verstehen. Weil ich habe manchmal den Eindruck, dass sie viel Verspätung haben mit ihrer Wahrnehmung der Bedeutung der Technologie für die Zukunft des Landes, für die Arbeitsplätze der Zukunft, für die Jungen von morgen.
Wenn wir von der Zukunft sprechen: Wird man die Maus in zehn Jahren noch zum Steuern der Computer brauchen, oder werden wir das mit unserer Stimme machen?
Die Maus erlaubt es uns, uns positionieren zu können, während der Ton uns diskutieren lässt. Das sind die Sinne des Computers. Die Maus ist einer dieser Sinne. Oder die Hand des Computers, wenn Sie wollen. Die Maus hat 50 Jahre gelebt, was enorm ist. Vielleicht lebt sie nochmals zehn, zwanzig Jahre.
Das hier zusammengefasste und gekürzte Gespräch in Französisch führte Stefanie Knoll.