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Wirtschaft «Bankensterben»: Einige scheitern an der Weissgeld-Strategie

Der Schweizer Bankenplatz verändert sich. Es wird sichtbar, dass nicht alle Banken den Schritt in die neue Welt mit Steuertransparenz und automatischem Informationsaustausch schaffen. So sind in den letzten Jahren bereits zahlreiche Banken von der Bildfläche verschwunden.

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«Bankensterben» - weisswaschen gelingt nicht allen
aus Echo der Zeit vom 22.04.2015. Bild: Reuters
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Es sind Dutzende Banken, die verschwunden sind. Laut einer Statistik der Finanzmarktaufsicht Finma waren es seit 2010 über 80 Geldhäuser. Alle sind weg, aufgekauft oder liquidiert worden. Neugründungen gibt es hingegen kaum. Der Branchenexperte Philipp Rickert vom Beratungsunternehmen KPMG beobachtet diesen Prozess schon länger. Mit dem Wort «Bankensterben» tut er sich zwar schwer: «Sterben ist ein negatives Wort. Wir sehen es als schmerzhaften Transformationsprozess.»

Hauptgeschäft der Privatbanken gefährdet

Verschwunden sind vor allem Privatbanken. Ihr Kerngeschäft, das Verwalten von Kundengeldern, steht unter Druck. Das Bankgeheimnis ist gebrochen, ausländische Kunden ziehen ihr Geld ab, die Regulierung wurde verschärft.

In den letzten Jahren haben vor allem Auslandbanken aufgegeben, etwa die Lloyds Bank, die RosBank oder Standard & Chartered haben ihre Schweizer Tochtergesellschaften geschlossen. Auch Morgan Stanley oder Coutts ziehen sich zurück. Martin Maurer, der Geschäftsführer des Verbandes der Auslandbanken, zieht eine ernüchternde Bilanz: «Ende 2014 waren noch 118 ausländische Banken hier. 2009 waren es 156. In diesem Jahr wissen wir schon von fünf, die ihre Tätigkeit aufgeben werden.»

Für internationale Banken gehört es nicht länger zum guten Ton, eine Niederlassung in der Schweiz zu haben. Für sie muss es sich rechnen, denn gerade in der Krise kamen diverse internationale Mutterhäuser in Finanznöte. Diese zwangen sie, ihre Kosten zu überprüfen, ganze Niederlassungen zu verkaufen oder zu schliessen, um frisches Kapital zu bekommen.

Laut Martin Maurer sind vor allem die britischen Banken besonders streng über die Bücher gegangen: «Praktisch alle diese grösseren Institute haben nicht nur in der Schweiz, insgesamt in 25 Ländern, Standorte geschlossen.»

Auch Schweizer Banken verschwanden

Es sind aber nicht nur Auslandbanken, es sind auch Schweizer Banken von der Bildfläche verschwunden. So sind die Basler Bank Sarasin und die Tessiner BSI inzwischen in Brasilianischer Hand. Oder das Traditionshaus LaRoche wird von der Ostschweizer Notenstein geschluckt. Auch hier dürften vor allem Kostenüberlegungen hinter den Entscheiden gesteckt haben, denn das Verwalten von Kundengeldern ist aufwändiger geworden.

Branchenfachmann Philipp Rickert verweist auf die verschärften Bankgesetze im In- und Ausland: «Man muss die Regulierungen verstehen und das ist kostenintensiv. Man muss sicherstellen, dass sich alle dran halten, das ist auch kostenintensiv.» Und man brauche viel mehr Werbung, um an die Kunden im legalen Umfeld heranzukommen.

Strömten die Kunden früher von selbst mit ihrem Geld in die verschwiegene Schweiz, müssen nun die hiesigen Banken um die Kundschaft buhlen. Sie müssen hervorstreichen, dass die Schweiz mehr zu bieten hat als ein durchlöchertes Bankgeheimnis. Und gerade kleinere Banken müssen sich aus Kostengründen gut überlegen, auf welche Nischengeschäfte sie sich künftig konzentrieren wollen.

Schweiz hat es doch gut gemacht

Die Experten sind sich einig, dass noch weitere Banken verschwinden werden. Dennoch glauben beide weiterhin an den Bankenplatz Schweiz. Martin Maurer vom Auslandbankenverband übt sich in Zweckoptimismus: «Verglichen mit anderen Plätzen machen wir das nicht so schlecht. Es gibt keinen Platz, der besser durchgekommen wäre als der Schweizer Finanzplatz.»

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