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Beide Seiten profitieren Diese Firma gibt schon jetzt zwei Wochen Vaterschaftsurlaub

Oft geben KMU nur einen Tag frei – doch eine Aargauer Firma zeigt, dass ein längerer Vaterschaftsurlaub funktioniert.

Von zwei Wochen Vaterschaftsurlaub können viele Schweizer Männer bis jetzt nur träumen. Fast vierzig Prozent der Arbeitnehmer – das zeigt eine aktuelle Studie von Travail Suisse – erhalten nur einen Tag, um ihr Neugeborenes auf der Welt zu begrüssen. Gerade KMU beschränken sich auf das Minimum von einem Tag. Zu teuer und aufwändig, so lautet der Vorwurf.

Zusätzliche Zeit steigert Attraktivität

Im aargauischen Veltheim gewährt die Samuel Werder AG seinen männlichen Mitarbeitern neun Tage mehr Vaterschaftsurlaub als gesetzlich verlangt. Seit 2012 bietet das Unternehmen für Präzisionsteile aus Metall und Kunststoff einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Der stellvertretende Geschäftsführer Raphael Vögtli findet es wichtig, werdende Väter und Mütter zu unterstützen.

«Wir möchten ein attraktiver Arbeitgeber sein», sagt Vögtli. Zudem könne man mit dem Vaterschaftsurlaub einen attraktiven Arbeitsplatz schaffen. Gerade in Zeiten, in denen Fachkräfte dringend gesucht seien. Die Abwesenheit der frisch gewordenen Väter könne die Firma gut verkraften. Zumal sich die Last auf alle Schultern der 70 Mitarbeiter verteilen lasse, sagt Vögtli.

Mitarbeiter schätzen Vaterschaftsurlaub

Es sei eine sehr schöne Zeit gewesen, betont der zweifache Vater und Angestellte Philipp Wehrli. «Man ist unendlich stolz auf den Nachwuchs und man hat Zeit, das neue Kind kennenzulernen.» Er habe seine Frau nach der Geburt unterstützt und sich um das ältere Kind gekümmert.

Er fände es bedauerlich, dass andere Männer keinen längeren Vaterschaftsurlaub erhielten. «Ich habe es sehr genossen und ich finde es wünschenswert, dass alle Väter in den Genuss kommen.»

Mehr Vaterschaftszeit bleibt eine Ausnahme

Solche KMU bleiben eine Ausnahme. Es sind bisher vor allem Grossunternehmen und Behörden, die ihren männlichen Angestellten einen Vaterschaftsurlaub über dem gesetzlichen Minimum bieten, wie die aktuellen Zahlen von Travail Suisse zeigen.

Gerade für kleine Unternehmen mit wenigen Angestellten sei die Situation schwierig. Denn man könne Spezialisten nur schwer ersetzen. Das findet auch Vögtli: «Ich glaube, dass grosse Unternehmen wie wir uns das leisten können.» Kleine Betriebe mit zwei oder drei Angestellten hätten es hingegen schwer, einen längeren Vaterschaftsurlaub zu stemmen.

Ständerat fordert zwei Wochen

Der Ständerat hat sich heute für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ausgesprochen und sich somit hinter den indirekten Gegenvorschlag gestellt. Vier Wochen, wie es eine Volksinitiative fordert, sind dem Rat zu teuer. Gar kein Urlaub, wofür der Bundesrat plädiert, sei nicht zeitgemäss.

Damit könnte für alle Angestellte von KMU der Traum eines Vaterschaftsurlaubs in Erfüllung gehen. Als nächstes behandelt der Nationalrat die Initative.

Sendebezug: Berichterstattung zur Vaterschaftsurlaubsdebatte im Ständerat

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