Axa Schweiz zieht sich aus dem Geschäft mit Vollversicherungen bei der beruflichen Vorsorge zurück. Man wolle künftig auf teilautonome Vorsorgeangebote setzen, teilte Axa mit. Das Geschäft mit den Vollversicherungen rentiere für den Versicherungskonzern nicht mehr, erklärt SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart.
Vor allem KMU betroffen
Kleine und mittlere Betriebe (KMU) wählten für ihre Angestellten Vollversicherungen. So konnten sie alles, was mit der Pensionskasse zu tun hatte, von der Axa erledigen lassen. Für die betroffenen Unternehmen mit ihren 260'000 Versicherten bedeutet die Ankündigung nun aber: Sie tragen künftig das Anlagerisiko ihrer Pensionskassengelder selbst, dafür sinken die Risikoprämien durchschnittlich um 30 Prozent (siehe Box).
Zudem kann ein grösserer Teil des Kapitals der Versicherten in Aktien angelegt werden. Bei der Vollversicherung war das praktisch nicht der Fall, wegen der hohen Sicherheiten, die die Axa garantieren musste.
Laut Axa bevorzugten in den vergangenen Jahren immer mehr Unternehmen eine teilautonome Versicherungslösung. Der Trend weg von Vollversicherungen betrifft den gesamten Schweizer Vorsorgemarkt, wie Zahlen der Finanzmarktaufsicht Finma zeigen.
Demnach ist das Prämienvolumen der privaten Schweizer Lebensversicherer in der beruflichen Vorsorge 2016 um 6 Prozent auf 23 Milliarden Franken gesunken.
Finma: Lebensversicherer beschränken das Geschäft
Das zeige, dass die Lebensversicherer das Neugeschäft in der Vollversicherung immer stärker beschränkten, schrieb die Finma letzten September. Kein Lebensversicherer bot zusätzliche Kapazität an, und neue Anbieter habe es seit über zehn Jahren keine mehr gegeben.
Hauptursache ist gemäss Finma, dass das Kapital, das die Versicherer für die Vollversicherung bereitstellen müssen, zu wenig hoch verzinst wird.
Axa begründet den Rückzug aus den Vollversicherungen in einer Mitteilung vom Dienstag mit den anhaltend tiefen Zinsen, einer zunehmenden Umverteilung zulasten der Berufstätigen und einem engen Anlagekorsett.
Das habe in den letzten Jahren zu einem immer unvorteilhafteren Preis-Leistungs-Verhältnis für die Firmen und ihre Angestellten geführt. Bestehende Vollversicherungen werden 2019 in drei teilautonome Sammelstiftungen umgewandelt.
Die Konkurrenz bleibt im Geschäft
Einen anderen Weg als die Axa geht Marktführerin Swiss Life. Sie wolle weiterhin Vollversicherungen anbieten, heisst es in einer Mitteilung. Insbesondere für Unternehmen, die selber über eine eingeschränkte Risikofähigkeit verfügten, sei dieses Angebot sehr wichtig.
Die Bâloise schreibt in einer Stellungnahme, sie verfolge seit einigen Jahren die Strategie, nur noch selektiv Vollversicherungsverträge zu zeichnen. Unabhängig von strategischen Entscheidungen von Mitbewerbern werde man aber an diesem Geschäft festhalten.
Auch die Helvetia will im Geschäft mit Vollversicherungen bleiben. Aber auch sie agiere beim Zeichnen von neuen Kundenverträgen selektiver als früher.