Die Schweiz wird für ihre Berufslehre oft gerühmt. Diese wurde bei den Zollverhandlungen mit den USA oft erwähnt. Nordamerikanische Bildungsmanager liessen sich kürzlich durch Schweizer Lehrbetriebe führen. Geladen hatte das Forschungslabor für Bildungssysteme an der ETH Zürich.
«Die Schweizer Lernenden sind sehr reif und selbstbewusst, und sie zeigen viel Leidenschaft», sagt Narineh Makijan, Personalentwicklerin aus Los Angeles.
Es ist gut für das ganze Land, weil junge Menschen auf eine erfolgreiche Karriere vorbereitet werden können.
«Ich bin sehr beeindruckt, wie sich Schweizer Arbeitgeber für die Ausbildung der nächsten Generation engagieren», sagt Claire Fiddian-Green, Chefin einer gemeinnützigen Stiftung in Indiana.
Sie will die Schweizer Berufslehre in ihrem US-Bundesstaat einführen. Vor allem Banken zeigten sich interessiert. «Es ist gut für das ganze Land, weil junge Menschen auf eine erfolgreiche Karriere vorbereitet werden können, egal wofür sie sich entscheiden.»
ETH-Professorin Ursula Renold führt regelmässig ausländische Bildungsexperten zu Schweizer Arbeitgebern und Lehrbetrieben. «Die meisten Länder bringen junge Menschen nicht in den Arbeitsmarkt, weil diese sehr akademisch orientiert sind.»
Die Schweiz gäbe einen Trumpf aus der Hand
Doch es gibt Kritik an den Plänen, die Berufslehre in die USA zu exportieren.
Markus Blocher sagt, es sei keine gute Idee, den USA dabei zu helfen, das Bildungssystem nach Schweizer Vorbild umzugestalten. Blochers Unternehmen Dottikon ES stellt Wirkstoffe für die Pharmaindustrie her, ausschliesslich in der Schweiz.
Normalerweise sagt man dem Konkurrenten nicht, wenn man die Sache besser macht als er.
«Die Berufslehre ist ein wichtiger Bestandteil der Stärke unserer Wirtschaft und Industrie», so Blocher, «und normalerweise sagt man dem Konkurrenten nicht, wenn man die Sache besser macht als er».
Die USA sollen die Innovation, für die sie bekannt seien, durchaus vorantreiben, doch mit «zuverlässiger Produktion» aus der Schweiz. «Wir wollen selber produzieren und liefern, aber nicht, dass die Amerikaner das selber machen.»
Auch die Schweiz soll profitieren
Bildungsexpertin Ursula Renold dagegen sagt, wenn die Schweizer Berufslehre ins Ausland gebracht werde, profitiere auch die Schweiz als exportorientierte Volkswirtschaft.
«Unsere Leute müssen auch in anderen Ländern Fuss fassen können.» Das sei möglich, wenn man den Schweizer Lehrabschluss besser kenne.
«Wenn wir anderen Ländern aufzeigen könnten, welchen Wert unsere Diplome haben, dann helfen wir allen, die bei uns eine Berufslehre machen», so Renold.
Sie befasst sich seit einem Vierteljahrhundert beruflich mit der Berufsbildung: zuerst beim Bund und nun an der ETH.
Was den Export der Schweizer Berufslehre in die USA anbelangt, dauere es allerdings noch Jahre, und es sei nur für einzelne Bundesstaaten realistisch, so Renold. Zu gross seien die kulturellen Unterschiede der Berufsbildung.