Die wirtschaftliche Bedeutung einer Fussball-WM für das Gastgeberland ist umstritten. Die direkten Konsequenzen für das Schweizer BIP sind offensichtlicher. Das zeigt auch die neueste Konjunkturprognose der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Für 2018 geht die KOF von einem BIP-Wachstum von 2,5 Prozent aus. Im letzten Dezember wurde noch ein Zuwachs von 2,2 Prozent prognostiziert. Diese Anhebung führt die KOF auf einen gegenüber dem Euro schwächeren Franken sowie auf wirtschaftlich stärkere Handelspartner zurück. Eine weitere Ursache findet sich im Sport.
Genau genommen geht es um zwei sportliche Grossanlässe. Die bereits vergangenen Olympischen Spiele in Südkorea sowie die im Sommer stattfindende Fussball-WM in Russland. Den zuständigen Sportverbänden fliessen dadurch Lizenzeinnahmen aus Marken- und Übertragungsrechten zu. «Die Einnahmen aus grossen Sportveranstaltungen sind erheblich», sagt Yngve Abrahamsen von der KOF. Die Gelder fliessen über die Hauptzentralen der Sportverbände, wovon sich einige wichtige in der Schweiz befinden: Etwa der Weltfussballverband FIFA oder das Internationale Olympische Komitee.
Schwankendes BIP-Wachstum
Die zwei wichtigsten Sportveranstaltungen, die Olympischen Spiele sowie die Fussball-EM und -WM, finden immer in geraden Jahreszahlen statt. Deshalb beeinflussen internationale Sportanlässe das Schweizer BIP im Zweijahresrhythmus: «Das BIP ist eigentlich immer verzehrt, mal zu hoch, mal zu tief», sagt Abrahamsen. In den geraden Jahren wird das Wirtschaftswachstum zu hoch, in den ungeraden zu tief ausgewiesen. Die KOF schätzt, dass das BIP-Wachstum durch die Berücksichtigung solcher Grossanlässe etwa 0,3 Prozent höher ausfällt.
Im nächsten Jahr findet kein sportlicher Event im Ausmass einer Fussball-WM oder Olympiade statt. Daher bleibt der Sondereffekt der Sportveranstaltungen aus. Würde man diesen Sondereffekt aber dazuzählen, käme man für 2019 auf einen etwas höheren BIP-Zuwachs, sagt Abrahamsen. Die Auswirkungen von Sportevents auf das BIP-Wachstum berücksichtigt die KOF seit letztem Oktober in ihren Vorhersagen.