Es sind grosse Ausbaupläne, die das Pharmaunternehmen Bachem am Mittwochmorgen bekannt gegeben hat. Es geht um die Schaffung von Hunderten oder sogar Tausenden neuen Arbeitsplätzen in der Nordwestschweiz. Das Unternehmen mit Sitz in Bubendorf, Kanton Basel-Landschaft, kauft Land am nördlichen Rand des Kantons Aargau, in der Gemeinde Eiken – und hat dort einiges vor.
Historischer Tag für Frickaler Dorf: Steuersegen und Wachstum
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Stefan Grunder, Gemeindeammann der ländlichen Fricktaler Gemeinde Eiken, freut sich sehr über die Ansiedelung von Bachem in seinem Dorf. Es sei ein historischer Tag für Eiken und ein Riesenschritt für alle Gemeinden der Umgebung, sagt er auf Anfrage von SRF. Das neue Unternehmen werde zusätzliche Steuereinnahmen bringen – und einige Mitarbeitende werden sich sicher auch gerne in Eiken niederlassen wollen, hofft Grunder.
Auf dem sogenannten Sisslerfeld will Bachem bis 2030 eine neue Produktionsstätte für rund 750 Millionen Franken bauen und rund 500 neue Arbeitsplätze schaffen. Der Ausbau könnte anschliessend sogar noch grösser werden, sodass letztlich bis zu 3000 neue Arbeitsplätze entstehen könnten, wie das Unternehmen mitteilt. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage eine Art Jackpot für die ganze Region.
Grosse Landreserven und viele Fachkräfte
Der Entscheid für den Standort im aargauischen Eiken sei nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren gefällt worden, erklärt Bachem-CEO Thomas Meier gegenüber Radio SRF. Einerseits biete das Areal Sisslerfeld viel Entwicklungspotential, da es hier viel freie Fläche gibt, was sei sehr wichtig gewesen bei der Standortsuche.
Wir können hier in mehreren Etappen sehr viel Land kaufen
Es sei nicht ein Entscheid gegen den Standort Basel-Landschaft, betont der Thomas Meier, sondern ein Entscheid für das Sisslerfeld. Die Grösse der Landreserven hier mache den Unterschied aus: «Wir können hier in mehreren Etappen sehr viel Land kaufen.»
Sisslerfeld – Ein Schwerpunkt der Aargauer Wirtschaftsentwicklung
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Das Gebiet Sisslerfeld im Fricktal umfasst eine Fläche von rund 200 Hektaren, wovon 80 noch unbebaut sind. Es gilt als grösste Landreserve des Kantons und als grösste Arbeitszonenreserve der ganzen Nordwestschweiz.
Entsprechend viel Bedeutung misst die Aargauer Regierung dem Areal
bei und hat schon vor einigen Jahren einen strategischen Entwicklungsprozess gestartet.
Im Rahmen dieses Prozesses kauft auch der Kanton selber Land auf dem Sisslerfeld, knapp sieben Hektar für über 21 Millionen Franken. Daneben arbeiten die vier Standortgemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein zusammen mit dem Kanton und dem regionalen Planungsverband gemeinsam an der weiteren Arealentwicklung. Unter anderem soll die zersplitterte Parzellenstruktur auf dem Sisslerfeld vereinfacht werden.
Ziel der Entwicklung ist laut Aargauer Regierung die Schaffung von 5000 bis 10'000 hochqualifizierten Arbeitsplätzen auf dem Sisslerfeld.
Neben den Landreserven gehöre Eiken auch zum Biotechnologie-Cluster im Grossraum Basel; hier stünden Fachkräfte aus Chemie- und Pharmabranche zur Verfügung, auf die Bachem angewiesen sei. «Für uns sind sehr gut ausgebildete Fachkräfte wichtig, die die komplexen chemischen Synthesen unserer Produkte umsetzen können», sagt Thomas Meier.
Gab es auch einen Steuerdeal?
Die Vorteile, welche das Sisslerfeld dem Unternehmen bietet, liegen also auf der Hand. Auch der Aargauer Volkswirtschaftsdirektor Dieter Egli (SP) betont gegenüber SRF die grossen Landreserven und die Verfügbarkeit von Fachkräften. Natürlich freut sich Egli über den gewichtigen Wirtschaftszuwachs in seinem Kanton, er betont aber auch die Arbeit, die dahinter steckt.
Der Kanton habe in relativ kurzer Zeit viele Dinge klären müssen, bevor Bachem den Standortentscheid getroffen habe, zum Beispiel die ganzen Pläne für die Erschliessung des Areals mit öffentlichem und privatem Verkehr.
Zu Details der Steuersituation einzelner Unternehmen kann ich nichts sagen.
Bei Standortentscheiden in dieser Grössenordnung spielen bei den Unternehmen auch finanzielle bzw. steuerliche Überlegungen eine Rolle. Inwieweit der Aargau Bachem hier entgegenkommen ist und ob es ein spezielles Steuer-Ruling für die Firma gibt, dazu macht Dieter Egli keine Angaben: «Bei der Steuersituation haben wir im Aargau grundsätzlich ein gutes Angebot. Über Details der Steuersituation einzelner Unternehmen kann ich aber nichts sagen.»
Medikamente gegen Diabetes oder Krebs
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Die Firma Bachem wurde 1971 in Liestal gegründet, 1977 folgte der Umzug an den heutigen Hauptsitz Bubendorf. Nach einer stetigen Wachstumsphase ging das Unternehmen 1998 an die Schweizer Börse. Heute beschäftigt das Unternehmen in der Nordwestschweiz rund 1200 Mitarbeitende und hat weitere Standorte in der Westschweiz, den USA und England. Mit den Ausbauplänen in Bubendorf und Eiken sollen mittelfristig über 1000 dazu kommen, langfristig sogar noch mehr.
Als Zulieferer der Pharmabranche produziert Bachem seit ihrer Gründung Peptide und Oligonukleotide, eine Art kleiner Proteine, die als Wirkstoffe für Medikamente, etwa gegen Diabetes oder Krebs, eingesetzt werden.
Die Nachfrage nach diesen Inhaltsstoffen ist aktuell gross, weshalb die bisherigen Fabriken nicht mehr ausreichen für die Produktion. Vor rund zwei Wochen gab Bachem zum Beispiel bekannt, dass neue Grossaufträge auf dem Tisch liegen.
Neben der nun geplanten Produktionsstätte im Sisslerfeld baut Bachem auch am Hauptsitz Bubendorf kräftig aus. Hier laufen die Arbeiten bereits: Das Unternehmen investiert gut 550 Millionen Franken und wird rund 800 neue Arbeitsplätze schaffen. Mit dem neuen Standort im Aargau wird die Produktionskapazität der Firma noch einmal signifikant höher.
Wie genau der neue Standort entwickelt und bebaut wird, das werde nun definitiv geplant. Details zum weiteren Vorgehen und zum Baubeginn sollen laut Bachem-Mitteilung 2024 kommuniziert werden.
Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler
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Hunderte von Millionen investieren in neue Arbeitsplätze, und das, obwohl sich die Konjunktur weltweit eintrübt, die Inflation teils ungemütlich hoch ist und die Zinsen gestiegen sind. Das Beispiel von Bachem zeigt, dass die Pharmabranche anders tickt als beispielsweise die Industrie oder der Tourismus.
Das konjunkturelle Auf und Ab setzt der Pharmabranche und ihren Zulieferern wie Bachem kaum zu: Medikamente braucht es schliesslich auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten. So kann die Branche auch ambitionierte Ausbauvorhaben, wie sie Bachem angekündigt hat, stemmen.
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