Kein Obligatorium im Wallis: In der Schweiz haben nur vier Kantone kein Obligatorium für eine Gebäudeversicherung: Wallis, Genf, Tessin sowie Appenzell Innerrhoden. In allen anderen Kantonen müssen die Hauseigentümer zwingend eine Versicherung abschliessen, wobei in 19 Kantonen mit einer kantonalen Gebäudeversicherung. Diese Versicherungen decken die Risiken ab – Feuer und Elementarschäden wie Sturm, Hagel, Überschwemmungen, Steinschläge und Erdrutsche.
Wie gross ist die Lücke im Wallis? Es gibt im Kanton zwar kein Versicherungsobligatorium für Gebäude und dennoch dürften sich die meisten Hauseigentümer abgesichert haben. «Wir gehen davon aus, dass es nur ganz wenige Personen im betroffenen Gebiet gibt, die keine Gebäudeversicherung haben», sagt Jan Mühlethaler, Sprecher beim Schweizerischen Versicherungsverband SVV. So verlangen zum Beispiel die Banken beim Abschluss von Hypothekarverträgen eine Gebäudeversicherung. Ohne eine solche wäre das Risiko für die Kreditvergabe zu gross.
Felssturz wird als Elementarschaden eingestuft: Bei einer Katastrophe stellt sich jeweils die Frage, wie ein Ereignis einzustufen ist. Es ist ein formeller Entscheid, der auch jetzt getroffen wurde. Eine Delegation der grossen privaten Versicherer, die Elementarschadenkommission, hat an einer Krisensitzung beschlossen, den Felssturz offiziell als Elementarschaden einzustufen. Das heisst: die privaten Versicherungen anerkennen, dass sie für den Schaden einzustehen haben. Wie gross der Schaden in Blatten ist, lässt sich derzeit nicht abschätzen, es könnten aber mehrere hundert Millionen Franken sein.
Solidarität unter den Versicherungen: Die Versicherer, welche in Blatten Policen abgeschlossen haben, müssen sich die einzelnen Fälle genau anschauen. Wenn eine Versicherungsgesellschaft besonders betroffen wäre und das Schadensmass die finanziellen Möglichkeiten der Gesellschaft übertreffen würde, dann würden andere Versicherer solidarisch einspringen – durch den sogenannten Elementarschadenpool. Bei grossen Schadensfällen werden die Kräfte gebündelt. Hinzu kommen die Rückversicherungen, welche die Versicherer decken. Die enorme Last in Blatten wird aufgeteilt.
Die grössten Schäden: Die Versicherungen müssen flexibel auf Naturkatastrophen reagieren können, denn die Schäden nach Hagel, Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen schwanken enorm. «Wir sind gut aufgestellt, um schwere Schäden durch extreme Elementarereignisse zu tragen», sagt Michael Wieser, Geschäftsleiter des Dachverbandes der Kantonalen Gebäudeversicherungen gegenüber SRF. Die 19 Kantonalen Gebäudeversicherungen versichern rund 2.3 Millionen Gebäude, dies entspricht einem Anteil an den Schweizer Gebäudeversicherungswerten von über 80 Prozent.
Schäden von mehr als einer Milliarde: Im Jahr 2021 mussten die kantonalen Gebäudeversicherungen Schäden von mehr als einer Milliarde Franken tragen, so viel wie nie mehr in den letzten Jahren. Die Hagelstürme haben etliche Gebäude in der Schweiz beschädigt.
Felssturz von Blatten ist ein Sonderfall: Für die Gebäudeversicherungen haben sich die Schäden nach Erdrutschen und Steinschlägen in den letzten 20 Jahren in Grenzen gehalten. Solche Ereignisse machen in der Regel nur 1.2 Prozent aller Schadensfälle an den Gebäuden aus. So gesehen ist der Bergsturz im Wallis ein Sonderfall.