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Boeing 737-Max Boeing kommt bis jetzt günstig weg

Dass sich ein Flugzeughersteller – über 100 Jahre, nachdem die Brüder Wright ihren ersten motorisierten Vogel in die Luft hoben – einen solchen Skandal leistet wie Boeing, ist kaum zu begreifen. Der Skandal kostete 346 Menschenleben. Sie sollen mit 500 Millionen Dollar aufgewogen werden.

Am meisten Geld wird mit 1.8 Milliarden Dollar aber den vom 737-Max-Debakel betroffenen Fluggesellschaften zufliessen. Für deren Verlust, weil der Flugzeugtyp weltweit gegroundet werden musste. Und der Staat selbst – durch die Fehlleistung der Aufsichtsbehörde ebenfalls Teil des Skandals – erhält auch noch 235 Millionen.

Ausdruck eines absurden Luftkampfs

Soviel zur Buchhaltung. Dass der ganze Skandal Ausdruck eines absurden Luftkampfs der Flugzeughersteller ist, darf nicht ausser Acht gelassen werden. Angefeuert durch den Aviatik-Boom mit immer günstigeren Flugtarifen lieferten sich Airbus und Boeing einen erbitterten Konkurrenzkampf. Welches Flugzeug trifft den Zeitgeist und die Bedürfnisse der Airlines am besten, lautete die alles entscheidende Wettbewerbsfrage.

In einem solchermassen aufgeheizten Umfeld wird die «Time to market» zu einer entscheidenden Grösse. Also die Geschwindigkeit, in der neue Produkte – in diesem Fall Flugzeuge – auf den Markt kommen. Deshalb ist es für die Hersteller naheliegend, erprobte Flugzeugtypen weiterzuentwickeln. Und das war die Boeing 737 eigentlich. Bei der Weiterentwicklung zur 737-Max hat Boeing aber gepfuscht.

Schwacher Trost für Hinterbliebene

Dieser Konkurrenzkampf hat Menschen ihr Leben gekostet. Das ist unverzeihlich. Und die Aufarbeitung des Boeing-Skandals mit dem nun geschlossenen 2.5-Milliarden-Vergleich noch lange nicht abgeschlossen.

Trotz der jahrelang erwirtschafteten Milliardengewinne, die sich oft zwischen zwei bis fünf Milliarden Dollar bewegten, ist Boeing durch das Max-Debakel massiv in Schieflage geraten. Es hat bereits angekündigt, die globale Mitarbeiterzahl von 160'000 auf 130'000 zu senken. All das ist allerdings ein schwacher Trost für die von den zwei Abstürzen betroffenen Hinterbliebenen.

Matthias Pfander

Co-Leiter Wirtschaftsredaktion

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Matthias Pfander ist seit über 20 Jahren im Wirtschaftsjournalismus tätig, seit Mitte 2017 als Reporter und Planer für die Wirtschaftsredaktion von SRF TV. Zuvor arbeitete er unter anderem für den «Tages-Anzeiger» und die «Blick»-Gruppe.

SRF 4 News, 08.01.2020, 06 Uhr

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