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Boomender E-Sport Weshalb nehmen Fussballclubs Profi-Gamer unter Vertrag?

Der Markt für E-Sport wächst rasant. Mittlerweile mischen auch Schweizer Fussballteams mit. Diese Woche hat der FCB zwei neue Profi-Gamer angestellt und lässt sie im Videospiel «FIFA» antreten. Joachim Reuter vom FC Basel erklärt im Interview, was er sich davon verspricht.

SRF News: Der FC Basel baut seine Aktivitäten im E-Sport weiter aus, Sie haben nun schon drei «FIFA»-Spieler unter Vertrag. Was erhofft sich der FCB von diesem Engagement?

Joachim Reuter: Bei allen Marketingmassnahmen geht es dem FC Basel darum, das Kerngeschäft zu stärken, also die 1. Mannschaft im Fussball. Über den E-Sport möchten wir neue Fans für den FCB gewinnen und an uns binden. In diesem Bereich können wir junge Menschen unter 10 Jahre erreichen, denn unter ihnen finden sich viele passionierte Gamer.

Wir möchten durch den E-Sport neue Fans gewinnen, die in Zukunft auch ins Stadion kommen.

Wie möchten Sie denn mit E-Sport Geld verdienen?

Joachim Reuter

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Joachim Reuter ist Leiter E-Sport beim FC Basel 1893.

Zu den Möglichkeiten gehören Ticketverkäufe und Merchandising. Zudem möchten wir durch den E-Sport neue Fans gewinnen, die dann hoffentlich in der Zukunft auch ins Stadion kommen. Im Moment kann man im E-Sport hauptsächlich mit Sponsoren Geld verdienen. Andere typische Einnahmequellen aus dem Fussball, etwa die Medienrechte, stecken noch in den Kinderschuhen – ich bin jedoch überzeugt, dass sich das in den nächsten Jahren noch entwickeln wird.

Welche Märkte haben Sie im Visier? Geht es vor allem um die Schweiz oder sollen Schweizer Vereine auch international denken beim E-Sport?

E-Sports sind ein globales Phänomen, sie wachsen auch in Europa immer stärker – gerade auch beim Fussballspiel «FIFA». Immer mehr europäische Spitzenvereine setzen auf E-Sport: Manchester City und Paris Saint-Germain betreiben «FIFA»-Teams, in Holland gibt es mit der E-Divisie sogar schon eine professionelle «FIFA»-Liga. Deswegen ist es für uns spannend, auch über die Schweizer Landesgrenzen hinauszudenken.

Der E-Sport-Markt wächst stetig. Ist das eine nachhaltige Entwicklung oder handelt es sich nur um einen kurzlebigen Hype?

E-Sport ist ja Gaming und ich denke nicht, dass Gaming verschwinden wird. Kinder von heute wachsen mit Smartphones und Tablets auf. Deswegen glaube ich eher, dass sich dieser Trend noch verstärken wird.

Der FC Basel beschäftigt zurzeit drei «FIFA»-Spieler. Wie sind diese Spieler angestellt?

Sie arbeiten Vollzeit für den FCB, sie sind also Profis. Die Spieler werden sich dieses Jahr ganz auf «FIFA» konzentrieren und wir möchten sie dabei unterstützen. Die Verträge laufen jeweils ein Jahr, für ihre Arbeit werden die drei Spieler natürlich auch monatlich entlohnt.

Nicht allen Fans passt das E-Sport-Engagement: das Banner im Spiel zwischen dem FC Basel und dem Grasshopper Club Zürich.
Legende: Nicht allen Fans passt das E-Sport-Engagement: das Banner im Spiel zwischen dem FC Basel und GC Zürich. SRF

Mit einem Banner forderten FCB-Anhänger beim gestrigen Match gegen die Grasshoppers, dass der Verein dem E-Sport «den Stecker ziehen» solle. Kommt das E-Sport-Engagement bei den Fans nicht an?

Vielleicht nicht bei allen, und das ist auch in Ordnung. In einer Umfrage haben über 75% der Fans jedenfalls positiv auf unser Engagement im E-Sport reagiert. Das ist ein gutes Signal für uns, auch wenn es noch vieles zu tun gibt, wenn wir noch mehr Akzeptanz für den E-Sport bei den Fans schaffen möchten.

Das Gespräch führte Tobias Bossard.

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