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Britische Zentralbank warnt Wachstum auf Pump

Das Wichtigste in Kürze

  • Die britische Zentralbank, die Bank of England, warnt vor einem wachsenden privaten Schuldenberg.
  • Denn die Konsumentenkredite in Grossbritannien wachsen schneller als die verfügbaren Einkommen.
  • Es scheint, dass das Wachstum der britischen Wirtschaft seit dem Brexit-Referendum vor einem Jahr weitgehend auf Pump erzielt wurde.

Vor der grossen Finanzkrise wurde jedes fünfte private Auto im Vereinigten Königreich mit einem Kreditvertrag finanziert. Heute werden 80 Prozent der Vehikel so erworben. Alleine in den letzten zwölf Monaten nahm dieses Segment der Konsumentenkredite um 15 Prozent zu.

Insgesamt sind die ungesicherten Schulden der britischen Haushalte im letzten Jahr – also seit dem Brexit-Referendum – um zehn Prozent angeschwollen. Doch die Einkommen stiegen nominal bloss um anderthalb Prozent. Und da die Inflationsrate wegen des geschwächten Pfundes derzeit bei 2,7 Prozent steht – Tendenz steigend – heisst das: Die verfügbaren Einkommen der Briten schrumpfen real.

Die Beschäftigung ist zwar auf Rekordniveau geklettert, aber mehr Jobs sind «schäbig». Die Nutzung von Suppenküchen steigt; die Produktivität, die Wertschöpfung pro Arbeitsstunde, stagniert seit Jahren. Daher nehmen die verfügbaren Einkommen nicht zu.

So leben immer mehr Briten auf Pump. So lange die Kreditkartenfirmen über drei Jahre lang Zinsferien gewähren, muss der Schuldner nur regelmässig die Karte wechseln. Aber irgendwann kommt der Zahltag. Spätestens wenn die Zinssätze aus dem Jammertal auftauchen.

Konsumentenkredite als tickende Zeitbombe

Es stimmt zwar, dass die apokalyptischen Wirtschaftsprognosen, die vor dem Brexit-Referendum Hochkonjunktur hatten, allesamt falsch waren. Namentlich im zweiten Halbjahr 2016 wuchs die britische Wirtschaft kräftig.

Seit Jahresbeginn ist diese Energie erlahmt, aber die Wachstumsrate liegt immer noch knapp im positiven Bereich. Dieser Trend wurde vom privaten Konsum getragen. Doch der stützt sich offensichtlich immer stärker auf Schulden. Die gesamten Schulden der privaten Haushalte – einschliesslich der Hypotheken – bleiben zwar hoch, wachsen aber nicht beängstigend.

Die Bank of England warnt: Es sind die ungesicherten Konsumentenkredite, die sich als Zeitbombe für die britische Wirtschaft entpuppen könnten.

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