40 Prozent des Umsatzes erzielt Kräuterbonbon-Hersteller Ricola in den USA. Trotzdem ist Thomas P. Meier, Chef der Ricola Gruppe, zuversichtlich, dass Ricola auch mit 39 Prozent Zoll weiterhin in den USA erfolgreich sein wird.
SRF News: In den USA ist Ricola eingeklemmt zwischen Giganten: Mondelez macht 46 Milliarden Dollar Umsatz, Procter & Gamble 84 Milliarden, und dann kommen Sie mit 400 Millionen Franken: Wie haben Sie bisher die Marktposition gehalten?
Thomas P. Meier: Ricola ist wie Asterix und Obelix – als Gallier gegen die Römer. Wie schafft man das? Indem man schneller, origineller, kreativer und witziger ist und ein super Produkt hat. Werbung und Marketing sind natürlich auch sehr wichtig. Wir sind stolz, dass wir uns immer wieder gegen die Grossen behaupten.
In den USA verkauft sich Ricola über Schweizer Berge und Kräuter: Könnten Sie Schweizer Kräuter durch amerikanische ersetzen?
Das würden wir nie machen. Ich habe vorher von Asterix und Obelix gesprochen: Unser Zaubertrank sind die Kräuter aus dem Schweizer Berggebiet. Das ist das Herz jedes Ricola-Produkts.
Sie sind 20 Prozent teurer als die Konkurrenz in den USA. Nun kommen 39 Prozent Zoll obendrauf: Was heisst das für Ricola?
40 Prozent unserer Wertschöpfung erzielen wir in den USA: Die Bonbons werden in der Schweiz produziert, gehen in grossen Säcken in die USA und werden dort abgepackt. Heisst: Der Zollhammer trifft uns nicht in seiner ganzen Härte. Aber wir werden die Preise per 1. Dezember um zehn Prozent erhöhen.
Ricola: Geschichte und Herstellung
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Bild 1 von 6. Ricola-Reklame. Das Rezept der würfelförmigen Kräuterbonbons hat sich seit 1940 kaum verändert. Bildquelle: Ricola.
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Bild 2 von 6. Der Gründer. Emil Richterich legte in den 1930er-Jahren den Grundstein für das heutige Unternehmen Ricola. Bildquelle: Ricola.
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Bild 3 von 6. Alte Kocherei. In den Anfangszeiten war bei der Herstellung von Ricola-Bonbons viel Handarbeit gefragt. Bildquelle: Ricola.
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Bild 4 von 6. Laufen BL. Die Gründerfamilie Richterich stammt aus Laufen BL. Laufen ist im Namen Ricola enthalten: RIchterich, COmpany und LAufen. Bildquelle: Ricola.
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Bild 5 von 6. Ricola-Produktion. Heute ist die Produktion von Ricola-Bonbons vollautomatisch. Bildquelle: SRF.
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Bild 6 von 6. Ricola-Kräuter. Rund 100 Bäuerinnen und Bauern pflanzen in der Schweiz die Kräuter für die verschiedenen Ricola-Bonbons an. Bildquelle: SRF.
Wenn es einen Umsatzeinbruch gibt – gehen Sie dann mit dem Preis zurück?
In unserem Geschäft geht man mit den Preisen nicht zurück. Es geht vor allem darum, den Mehrwert der Marke in den Vordergrund zu stellen.
Ich glaube, eine Preiserhöhung von zehn Prozent ist gutes Schweizer Mittelmass.
Sagen die Konsumenten in den USA jetzt: Ricola ist zwar gut, aber 20 Prozent teurer als die Konkurrenz – da nehme ich lieber Halls oder Vicks?
Bei den mittleren und tieferen Einkommensschichten sehen wir, dass es bereits eine gewisse Zurückhaltung gibt, dass also ein teureres Produkt mit etwas Günstigerem ersetzt wird. Das beobachten wir sehr genau, und darauf stellen wir uns ein. Ich glaube, eine Preiserhöhung von zehn Prozent ist gutes Schweizer Mittelmass. Wir schauen, wie die Reaktionen sein werden.
Was sagen die Chefs von Konzernen wie Walmart, die Ihre Produkte verkaufen?
Die haben keine Freude, Gespräche haben stattgefunden. Gleichzeitig sind wir auf viel Verständnis gestossen. Sie sagen: «39 Prozent, das ist ein Hammer.» Wie gesagt, wir geben mit zehn Prozent Preisaufschlag nur einen Teil weiter.
Ein Zuschauer fragt: Weshalb ist Ricola im Ausland günstiger?
Wir haben unterschiedliche Packungsformate. Oft ist es so, dass eine Packung mit 14 Bonbons mit einer mit 18 oder 20 Bonbons verglichen wird. Wenn man aber den Preis der Bonbons anschaut, ist der Preis in der Schweiz mit 10 bis 13 Rappen pro Würfel Kräuterzucker vergleichbar mit dem Preis in Deutschland. In den USA ist er mit 17 bis 18 Rappen pro Würfel deutlich teurer.
Welche Massnahme würde Ihnen als Schweizer KMU in der jetzigen Situation helfen?
Man müsste uns arbeiten lassen. Wir haben immer mehr Regulierungen und Auflagen. Wir müssen mehr rapportieren. Egal, ob es sich um einen Grosskonzern oder ein KMU handelt: Man hat denselben Aufwand. Es wird immer mehr eingefordert, was in der Sache gut ist. Aber ich hoffe, dass die Leute, die das entscheiden, verstehen, welchen Aufwand sie in den Firmen kreieren.
Das Gespräch führte Reto Lipp.