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Exportförderung im Stress Unternehmen brauchen im Zoll-Durcheinander viel Hilfe

Die Unsicherheit ist gross, die Optionen sind nicht klar. Was Schweizer Firmen für ihr US-Geschäft zu raten ist.

Bei Alfonso Orlando reissen die Anfragen nicht ab. Er berät bei der Exportförderung «Switzerland Global Enterprise» Unternehmen bei ihren Auslandsaktivitäten. Schon im ersten Halbjahr 2025 beriet die Organisation 700 Firmen. Das ist deutlich mehr als in den Vorjahren (2023: 477, 2024: 583). Allein seit dem 1. August, seitdem die Zölle in Höhe von 39 Prozent verkündet worden sind, sind rund 300 hinzugekommen.

Container an einem Hafen.
Legende: Das wichtigste Exportland für die Schweiz sind die USA. Entsprechend gross sind nun die Sorgen. Keystone / Gaetan Bally

Die Anfragen würden nicht nur mehr, sondern auch komplexer. Ein grosses Thema bei den Schweizer Firmen: die Verlagerung der Produktion in die EU, um die Waren dann von dort mit 15 Prozent Zoll in die USA auszuführen.

Alfonso Orlando weist darauf hin, dass die USA ihre eigenen Regeln hätten. So könne es konkret für Probleme sorgen, wenn ein Produkt zwar aus Deutschland gesendet werde, die Rechnung aber über die Schweiz laufe. «Das heisst, wenn der Schweizer denkt, er habe die Ursprungsregeln erfüllt, heisst das nicht zwingend, dass der Amerikaner das auch so sieht», sagt Orlando. Es bleibe nur, sich mit beiden Regelwerken auseinanderzusetzen.

Was Unternehmen tun können

Simone Wyss Fedele leitet die Exportförderung. Sie sieht für Schweizer Unternehmen drei Möglichkeiten:

  1. Sie könnten in den USA etwas neu aufbauen.
  2. Sie könnten Partnerschaften eingehen.
  3. Sie könnten eine Firma in den USA kaufen.

«Aber all diese Optionen brauchen etwas Zeit», sagt sie.

Eine Unternehmerin, die bereits in den USA produziert, hält eine Akquisition vor Ort für sehr gewagt. Franziska Tschudi Sauber leitet das Industrieunternehmen Weidmann und ist damit in Ohio und in Vermont vertreten. «Etwas zu finden, das der eigenen Unternehmenskultur entspricht, ist nicht so einfach», sagt sie im «Eco Talk». Sie habe damit bereits schlechte Erfahrungen gemacht.

Grosses Thema Verlagerung

Box aufklappen Box zuklappen

Laut Branchenverband Swissmem prüft jedes dritte Schweizer Industrieunternehmen, die Produktion oder einen Teil davon in die EU zu verlagern. Das ergab eine Erhebung, deren Ergebnisse am 26. August 2025 veröffentlicht wurden. 80 Prozent der Firmen wollen neue Märkte erschliessen und 60 Prozent neue Geschäftsfelder aufbauen.

Ebenfalls unter anderem in Ohio produziert das Schweizer Unternehmen Feintool. Geschäftsführer Lars Reich hat 25 Jahre in den USA verbracht. Er rät Unternehmen, die über eine Produktionsverlagerung nachdenken: «Wenn Sie gehen, gehen Sie richtig.» Es sei nicht sinnvoll, mit zwei, drei Personen einen Standort in den USA aufzubauen. Das liege am anspruchsvollen Service-Verständnis in den USA. «Sie können nicht einfach einen Verkauf eröffnen und den Kundenservice und Support vergessen.» US-amerikanische Kunden wollten nicht in Europa anrufen. «Sie wollen das Problem lokal gelöst haben.»

Trotz der schwierigen Zollsituation: Franziska Tschudi Sauber warnt vor Schnellschüssen. «Ich würde nie eine Investition tätigen oder etwas aufbauen aus einer momentanen Situation heraus.» Es brauche Kunden, es brauche einen Markt.

Die meisten sagen uns, dass sie nicht mehr konkurrenzfähig sind.
Autor: Alfonso Orlando

Alfonso Orlando von der Exportförderung stellt aber fest, dass viele Unternehmen keine Zeit haben. «Aktuell sagen uns die meisten, dass sie im Vergleich zu ihren Mitbewerbern in dieser aktuellen Situation nicht mehr konkurrenzfähig sind.» Und zwar nicht mittelfristig, sondern bereits jetzt.

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Tagesschau, 8.9.2020, 19:30 Uhr ; 

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