Darum geht es: Heute passiert beim Schweizer Technologiekonzern ABB etwas Denkwürdiges: Er holt seinen schärfsten Kritiker in den Verwaltungsrat. An der Generalversammlung soll nämlich Lars Förberg ins Gremium gewählt werden. Er vertritt den schwedischen Hedgefonds Cevian Capital – und Cevian kritisiert schon seit längerem die Strategie des Zürcher Konzerns. Bislang allerdings vergeblich.
Der Rebell Förberg: Mit der Forderung nach einer Aufspaltung des Konzerns hat Förberg massiv Druck gemacht. Seine Attacken fährt er mit Vorliebe in den Medien, oft mit gehässiger Wortwahl. Für den schwedischen Hedgefonds ist ABB ein träger Koloss, während die Konkurrenz, zum Beispiel Siemens, einer Flotte von Schnellbooten gleicht. In einem Interview mit dem Magazin Bilanz hat es Förberg so formuliert: «Die Firmenzentrale erstickt die einzelnen Sparten, statt sie mit Sauerstoff zu versorgen.»
Einbindung des Unruhestifters: Es ist nicht unüblich, dass die wichtigsten Aktionäre auch im Verwaltungsrat mitreden können – in dem Gremium, das über die grossen, strategischen Fragen entscheidet. Dennoch: Der ABB-Verwaltungsrat musste wohl über seinen Schatten springen, als er Förberg vorgeschlagen hat. Die Konzernleitung dürfte sich von seiner Einbindung versprechen, dass Konflikte künftig im Verwaltungsratszimmer ausgetragen werden. Ganz gesittet.
Brisante Generalversammlung: Intern dürfte auch in Zukunft hart um die Konzernstrategie gerungen werden. Denn Cevian hat sich kaum damit abgefunden, dass die Stromsparte nicht vom Rest abgespalten wird. Förbergs Wahl an der GV sollte problemlos gelingen; von Opposition war nichts zu vernehmen. Andere Themen dürften eher für Diskussionen sorgen: Die Löhne, oder der Veruntreuungsskandal in Südkorea . Dort ist der Finanzdirektor mitsamt der Kasse verschwunden – er hat rund 100 Millionen Dollar veruntreut.