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Chinas Monopol Coronavirus verschärft Medikamentenmangel

Medikamente und Wirkstoffe der Grundversorgung kommen zu 80 Prozent aus China. In der Schweiz fehlen fast 1000 Medikamente. Mit dem Coronavirus droht ein Engpass.

Das Coronavirus stört den Warenfluss zwischen China und dem Rest der Welt empfindlich. So steht der Container-Umschlag in Shanghai, dem grössten Hafen der Welt, derzeit praktisch still.

Container am Hafen von Schanghai
Legende: Stillstand: Blockierte Container am Hafen von Schanghai SRF

Davon betroffen sind auch Medikamente und Wirkstoffe «Made in China».

Denn aus Kostengründen haben immer mehr europäische Firmen deren Herstellung in den vergangenen Jahrzehnten nach China ausgelagert. Dabei handelt es sich um Medikamente und Wirkstoffe für die medizinische Grundversorgung, darunter Grippemittel.

Generika-Hersteller mitverantwortlich

Axel Müller ist besorgt. Er leitet den Verband Schweizer Generikahersteller. Der gelernte Apotheker arbeitet seit 35 Jahren in der Industrie. In der Verantwortung sieht Müller auch die eigene Branche.

«Wir alle sind schuld. Denn Arzneimittel für die Grundversorgung dürfen nichts mehr kosten. Es muss immer billiger werden. Kein Wunder, dass die Wirkstoffproduktion immer in die Länder geht, wo es am billigsten ist. Vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Und jetzt haben wir das Problem. Wir haben eine Monopolsituation, dass China 80 Prozent der Wirkstoffe liefert. Und wir sind von China zu 100 Prozent abhängig.»

Lieferengpässe steigen

Enea Martinelli warnte bereits 2019. Er ist Chefapotheker der Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken und betreibt privat eine Internetseite, auf welcher er die Entwicklung der Lieferengpässe vor Medikamenten und Wirkstoffen akribisch festhält.

«Als ich 2016 mit der Liste begonnen habe, dachte ich, 150 seien viel. Doch zwei Jahre später betrug die Anzahl knapp 600». Seitdem hat sich die Situation nochmals verschärft: Im Dezember 2019 fehlten in der Schweiz 963 Medikamente und 337 Wirkstoffe.

Weckruf gegen Abhängigkeit von China

Stefan Mühlebach leitet im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL den Fachbereich «Heilmittel». Sein Befund: Wenn sich hiesige Firmen aus der Produktion verabschieden, könne das BWL wenig ausrichten. Ausser eine sich abzeichnende Knappheit mit erhöhter Vorratshaltung auffangen.

Das Coronavirus und die wirtschaftlichen Folgen auf die Lieferkette seien deshalb auch ein Weckruf: «Ich hoffe, dass wir Massnahmen andenken können, die wieder in eine andere Richtung gehen, die eine Trendumkehr einläuten und so wieder Knowhow im Westen angesiedelt wird.»

Das werde zwar einen Anstieg der Preise zur Folge haben. Umgekehrt sei es für die Versorgungssicherheit extrem wichtig, sich dies genau anzuschauen.

Der lange Weg zurück

Die Abhängigkeit der Schweiz und Europas von China ist bedrohlich hoch bei der Versorgung mit Medikamenten und Wirkstoffen. Und in Zukunft auch bei den Preisen: Habe man eine Monopolsituation, würden die Preise wie bei allen Monopolisten früher oder später in die Höhe gehen. Und dann würden nur noch die Länder Wirkstoffe bekommen, die am meisten bezahlten, befürchtet Axel Müller.

Darum plädiert er dafür, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen – ein langer und teurer Prozess. Aber unverzichtbar: «Holt die Produktion lebensnotwendiger Arzneimittel der Grundversorgung zurück in die Schweiz – oder zumindest ins europäische Ausland, wo wir Zugriff und Verbündete haben».

Bekommt China das Coronavirus unter Kontrolle, dürfte die Ausfuhr von Medikamenten und Wirkstoffen wieder Fahrt aufnehmen. Das Problem der Abhängigkeit bleibt jedoch noch lange ungelöst.

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