- Deutschland reagiert auf verschiedene Übernahmen von deutschen Firmen durch chinesische Investoren und will diese nun genauer prüfen.
- Die Angst, dass wichtige Unternehmen in chinesische Hände fallen, geht auch in der Schweiz um. Ob der Bund aktiv werden soll, ist aber umstritten.
Neu kann die deutsche Regierung Übernahmen prüfen, wenn Investoren von ausserhalb Europas mehr als 25 Prozent eines deutschen Unternehmens kaufen wollen. Wenn die öffentliche Ordnung oder die Sicherheit damit gefährdet wären, kann die Regierung eine Übernahme auch verbieten.
Insbesondere Unternehmen im Bereich Energie, Verkehrs, Wasser und Gesundheitsversorgung sollen geschützt werden, und auch solche, die wichtige Software für diese Bereiche entwickeln. Ohne das Land beim Namen zu nennen, richtet sich die deutsche Regierung damit gegen China, das eine immer wichtigere Rolle in deutschen Unternehmen spielt.
Schindler-Direktor fordert gleich lange Spiesse
Auch in der Schweiz haben chinesische Investoren in letzter Zeit eingekauft. Der prominenteste Fall ist die Übernahme von Syngenta durch ChemChina. Und wie in Deutschland ruft dies auch hierzulande Kritiker auf den Plan.
Einer davon ist Kurt Haerri, Direktor beim Aufzugbauer Schindler und Vorstandsmitglied der Handelskammer Schweiz-China. Er hat Verständnis für die deutschen Massnahmen: «Wir sind für offene und freie Märkte. Aber gerade im Zusammenhang mit China ist es wichtig, dass Europa insbesondere dort, wo es in China für unsere Unternehmen Einschränkungen gibt, auch gewisse Regulierungen einführt, so dass man gleich lange Spiesse hat.»
Haerri fordert den Bund auf, ähnlich wie Deutschland Übernahmen durch ausländische Investoren genau anzuschauen. Im Bereich von Übernahmen, finanziert durch staatliche Stellen, brauche es neue Ansätze, neue Regulierungen. Etwa dass man prüfe, ob eine Übernahme zum Beispiel zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen könnte, so Haerri.
Economiesuisse will Hemmnisse senken
Insbesondere gehe es nicht an, dass Schweizer Unternehmen sich nur bis zu 50 Prozent an chinesischen Unternehmen beteiligen dürfen, umgekehrt aber chinesische Unternehmen in der Schweiz nicht eingeschränkt seien.
Jan Atteslander, Leiter Aussenwirtschaft beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse, sieht das ganz anders: «Jetzt bei uns die Barrieren zu erhöhen, wäre das falsche Signal gegenüber China.» Vielmehr müsste man sagen: «Wenn ihr weiterhin in der Schweiz investieren wollt, bitte überlegt euch doch, auch bei euch etwas offener zu werden.» Die Schweiz sei angewiesen auf Investitionen aus dem Ausland, ergänzt er. Sie müsse den Ruf als offenes Land behalten.
Bund: Entscheidend ist der Standort Schweiz
Keinen Handlungsbedarf sieht Christian Etter, Delegierter des Bundesrates für Handelsverträge. Kritische Infrastrukturen, wichtige Unternehmen wie zum Beispiel die SBB seien in der Schweiz bereits im Besitz von öffentlichen Körperschaften. Er relativiert deshalb die Angst vor ausländischen Übernahmen.
«Ein gewisser Patriotismus hat sicher auch in der Wirtschaft Platz», findet er. «Allerdings: Ob eine Firma in Schweizer oder ausländischem Besitz ist, entscheidet letztlich nicht darüber, wo produziert wird. Entscheidend ist die Attraktivität des Standorts Schweiz. Es geht darum, diese hochzuhalten.»
Dann würden Schweizer und auch ausländische Unternehmen auch künftig in der Schweiz in wichtige Unternehmen investieren – und vor allem in Arbeitsplätze.