Nach der Ankündigung, rund 300 Stellen bei SR Technics abzubauen, steht die Besitzerin der Flugzeugwartungsfirma wieder in den Schlagzeilen: die chinesische HNA Group. Dem chinesischen Konglomerat gehören neben SR Technics unter anderem auch der Bordverpfleger Gategroup und der Flughafendienstleister Swissport – allesamt ehemalige Tochterunternehmen der Swissair.
Bis 2030 an die Weltspitze
Sie passen ins Beuteschema der HNA Group. Der Grosskonzern besitzt weltweit Anteile an Unternehmen im Luftverkehr und im Tourismus. Das erklärte Ziel: bis 2030 möchte HNA zu den 50 grössten Unternehmen der Welt gehören. Letztes Jahr erreichte das Unternehmen Platz 170 in der Fortune-500-Liste – im Vorjahr reichte es erst für Rang 353. HNA wächst und wächst.
An diesen Firmen ist HNA beteiligt
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Bild 1 von 13. Das Hauptgeschäftsfeld von HNA sind Airlines und Tourismusangebote in China. Doch der Konzernriese ist bei mehreren internationalen Unternehmen involviert, auch in der Schweiz. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 13. 2016 übernahm HNA 80 Prozent der Aktien des Flugzeugwarters SR Technics. Das Unternehmen war zuvor im Besitz des Staatsfonds der Vereinigten Arabischen Emirate. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 13. Nun hat SR Technics angekündigt, 300 Stellen abzubauen und 100 neue Stellen zu kreieren. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Der weltgrösste Flughafendienstleister Swissport gehört seit 2015 zu HNA. Nach dem Zusammenbruch der Swissair hatte Swissport mehrmals den Besitzer gewechselt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Swissport kümmert sich um Dienstleistungen an Flughafen, etwa die Gepäckabfertigung und die Passagierdienste hier am Flughafen Zürich. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Beim Bordverpflegungs-Unternehmen Gategroup hält HNA mehr als 60 Prozent der Anteile. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Der Versuch, Gategroup an die Börse zu bringen, ist vor wenigen Wochen gescheitert. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 13. Und nicht nur im Flugzeug, sondern auch am Flughafen stellt eine Schweizer Firma mit Grossaktionär HNA die Verpflegung bereit: Dufry, Betreiber von rund 2200 Duty-Free-Läden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. Rund jede fünfte Dufry-Aktie gehört dem chinesischen Riesen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 13. Auch ausserhalb der Schweiz schlägt HNA zu: seit 2016 besitzt der Konzern jede vierte Aktie des US-Hoteldienstleisters Hilton. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 13. Von der Flugreise bis zur Hotelübernachtung möchte HNA das gesamte Reisepaket anbieten. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 13. Doch HNA interessiert sich auch für andere Geschäftsbereiche: Das Unternehmen gehört zu den Grossaktionären der Deutschen Bank. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. An der Frankfurter Grossbank hält HNA 8,8 Prozent der Anteile. Bildquelle: Reuters.
Rund 410'000 Mitarbeiter beschäftigt der Mischkonzern. Er betreibt 1250 Flugzeuge und 380'000 Hotelzimmer, gehört zu Chinas führenden Logistikunternehmen und mischt sogar im globalen Finanzgeschäft mit: Versicherungen, Vermögensverwaltung und Leasing gehören zum Geschäft von HNA. Als Grossaktionär ist HNA unter anderem auch an der Deutschen Bank beteiligt.
Wachstum um jeden Preis
Auch auf das digitale Geschäft setzt HNA. Mehr als 40 Technologieunternehmen hat sich der Konzern in den letzten Jahren einverleibt, der Sektor wird immer bedeutender für das Konglomerat. Reisegigant, Finanzdienstleister, Tech-Riese: Ein rasanter Aufstieg für eine Firma, die 1993 als kleine Fluggesellschaft in Südchina startete.
Dieses Wachstum hat allerdings auch seinen Preis: Mehr als 40 Milliarden Franken hat die Gruppe seit 2015 auf ihrer internationalen Einkaufstour ausgegeben, der Konzern ist hochverschuldet. Der wichtigste Gläubiger ist die China Development Bank, ein staatliches Unternehmen, das vor allem grosse Infrastrukturprojekte finanziert.
Unklare Verbindungen zum Staat
Offiziell ist HNA ein privates Unternehmen, Seilschaften zur kommunistischen Partei sind nicht nachgewiesen. Der kontroverse Milliardär und Regimekritiker Guo Wengui unterstellte führenden Politfunktionären, Anteile an HNA zu besitzen. HNA wies die Vorwürfe zurück und verklagte Guo wegen Verleumdung.
Im Februar bekundete Konzernchef Chen Feng an einer Parteiveranstaltung allerdings seine Solidarität zu Xi Jingping. Wohl nicht ohne Hintergedanken: Sollte HNA das Geld ausgehen, könnte der Staat einspringen, denn das Unternehmen ist unterdessen möglicherweise «too big to fail».
HNA ist ein in China verwurzeltes Unternehmen. HNAs Geschäfte gehören der Partei, den Menschen und der Menschheit.
Diese Liquiditätsprobleme waren auch der Grund, weshalb HNA die Schweizer Tochter Gategroup an die Börse bringen wollte. Ende März scheiterte der Plan: HNA fand nicht genügend Investoren, welche die Gategroup-Aktien zum verlangten Preis übernehmen wollten. Swissport soll noch dieses Jahr an die Börse kommen – ob HNA nach dem Gategroup-Fiasko an diesem Plan festhält, ist fraglich.
«Unwahr, beziehungsweise unvollständig»
Nicht nur die roten Zahlen, sondern auch die Unternehmensstrukturen verunsichern ausländische Investoren. HNA besteht aus Dutzenden von Tochterunternehmen, der Aufbau des Konzerns ist sehr unübersichtlich. Welche Unternehmenseinheit welchen Gläubigern Geld schuldet, sei laut Finanzexperten dabei kaum ersichtlich.
Dazu kommen die unklaren Besitzverhältnisse rund um HNA. Die Übernahmekommission UEK prüfte nach der Übernahme von Gategroup 2016 die Angaben von HNA zu den Firmenbesitzern. Das Urteil: «Unwahr beziehungsweise unvollständig». HNA befinde sich, so die UEK, im Besitz von sechs einzelnen Aktionären rund um Gründer Chen Feng. Die Grossaktionäre, die HNA gemeldet hatte, waren Strohmänner für das Sechsergremium. Nicht erstaunlich, dass ab diesen Unklarheiten manche Investoren an den Perspektiven von HNA zweifeln.