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Chinesisches Konglomerat HNA Der undurchsichtige Riese

Die Muttergesellschaft von SR Technics will wachsen um jeden Preis – verunsichert aber viele Investoren. Das hat Gründe.

Nach der Ankündigung, rund 300 Stellen bei SR Technics abzubauen, steht die Besitzerin der Flugzeugwartungsfirma wieder in den Schlagzeilen: die chinesische HNA Group. Dem chinesischen Konglomerat gehören neben SR Technics unter anderem auch der Bordverpfleger Gategroup und der Flughafendienstleister Swissport – allesamt ehemalige Tochterunternehmen der Swissair.

Bis 2030 an die Weltspitze

Sie passen ins Beuteschema der HNA Group. Der Grosskonzern besitzt weltweit Anteile an Unternehmen im Luftverkehr und im Tourismus. Das erklärte Ziel: bis 2030 möchte HNA zu den 50 grössten Unternehmen der Welt gehören. Letztes Jahr erreichte das Unternehmen Platz 170 in der Fortune-500-Liste – im Vorjahr reichte es erst für Rang 353. HNA wächst und wächst.

Rund 410'000 Mitarbeiter beschäftigt der Mischkonzern. Er betreibt 1250 Flugzeuge und 380'000 Hotelzimmer, gehört zu Chinas führenden Logistikunternehmen und mischt sogar im globalen Finanzgeschäft mit: Versicherungen, Vermögensverwaltung und Leasing gehören zum Geschäft von HNA. Als Grossaktionär ist HNA unter anderem auch an der Deutschen Bank beteiligt.

Wachstum um jeden Preis

Auch auf das digitale Geschäft setzt HNA. Mehr als 40 Technologieunternehmen hat sich der Konzern in den letzten Jahren einverleibt, der Sektor wird immer bedeutender für das Konglomerat. Reisegigant, Finanzdienstleister, Tech-Riese: Ein rasanter Aufstieg für eine Firma, die 1993 als kleine Fluggesellschaft in Südchina startete.

Dieses Wachstum hat allerdings auch seinen Preis: Mehr als 40 Milliarden Franken hat die Gruppe seit 2015 auf ihrer internationalen Einkaufstour ausgegeben, der Konzern ist hochverschuldet. Der wichtigste Gläubiger ist die China Development Bank, ein staatliches Unternehmen, das vor allem grosse Infrastrukturprojekte finanziert.

Unklare Verbindungen zum Staat

Offiziell ist HNA ein privates Unternehmen, Seilschaften zur kommunistischen Partei sind nicht nachgewiesen. Der kontroverse Milliardär und Regimekritiker Guo Wengui unterstellte führenden Politfunktionären, Anteile an HNA zu besitzen. HNA wies die Vorwürfe zurück und verklagte Guo wegen Verleumdung.

Im Februar bekundete Konzernchef Chen Feng an einer Parteiveranstaltung allerdings seine Solidarität zu Xi Jingping. Wohl nicht ohne Hintergedanken: Sollte HNA das Geld ausgehen, könnte der Staat einspringen, denn das Unternehmen ist unterdessen möglicherweise «too big to fail».

HNA ist ein in China verwurzeltes Unternehmen. HNAs Geschäfte gehören der Partei, den Menschen und der Menschheit.
Autor: Chen Feng Konzernchef HNA

Diese Liquiditätsprobleme waren auch der Grund, weshalb HNA die Schweizer Tochter Gategroup an die Börse bringen wollte. Ende März scheiterte der Plan: HNA fand nicht genügend Investoren, welche die Gategroup-Aktien zum verlangten Preis übernehmen wollten. Swissport soll noch dieses Jahr an die Börse kommen – ob HNA nach dem Gategroup-Fiasko an diesem Plan festhält, ist fraglich.

«Unwahr, beziehungsweise unvollständig»

Nicht nur die roten Zahlen, sondern auch die Unternehmensstrukturen verunsichern ausländische Investoren. HNA besteht aus Dutzenden von Tochterunternehmen, der Aufbau des Konzerns ist sehr unübersichtlich. Welche Unternehmenseinheit welchen Gläubigern Geld schuldet, sei laut Finanzexperten dabei kaum ersichtlich.

Dazu kommen die unklaren Besitzverhältnisse rund um HNA. Die Übernahmekommission UEK prüfte nach der Übernahme von Gategroup 2016 die Angaben von HNA zu den Firmenbesitzern. Das Urteil: «Unwahr beziehungsweise unvollständig». HNA befinde sich, so die UEK, im Besitz von sechs einzelnen Aktionären rund um Gründer Chen Feng. Die Grossaktionäre, die HNA gemeldet hatte, waren Strohmänner für das Sechsergremium. Nicht erstaunlich, dass ab diesen Unklarheiten manche Investoren an den Perspektiven von HNA zweifeln.

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