- Der US-Halbleiterhersteller Intel verschiebt den Start für den Bau seines 30 Milliarden Euro teuren Chipwerks in Magdeburg um zwei Jahre.
- Grund dafür ist ein Sparprogramm, wie es vom US-Chip-Hersteller heisst.
- Intel-Konzernchef Gelsinger machte klar, dass der Bau der Fabrik von der Nachfrage nach Intel-Chips abhänge.
Intel hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt. Dabei sollten rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr angepeilt worden.
Die deutsche Regierung hatte im vergangenen Jahr staatliche Hilfen von knapp zehn Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt.
Fabrikbau hängt vom Geschäftsverlauf ab
Jetzt machte Intel-Konzernchef Pat Gelsinger klar, dass die Verzögerung um rund zwei Jahre für die Chip-Fabriken in Ostdeutschland von der erwarteten Nachfrage nach Intel-Chips abhänge. Intel rechnet mit eigenen Investitionen im Umfang von 20 Milliarden Euro in Magdeburg.
Noch vor wenigen Monaten hatte Gelsinger gesagt, dass in Magdeburg die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollten, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschliessen will.
Doch inzwischen kämpft der Konzern mit Geldsorgen, was ihn dazu zwingt, irgendwo den Rotstift anzusetzen. Bei dieser Abwägung gewann der Heimatmarkt USA: Gelsinger bekräftigte die Investitionen in den US-Bundesstaaten Ohio, Arizona, Oregon und New Mexiko.
Zugleich wurde neben den Fabriken in Deutschland auch ein Projekt in Polen zurückgestellt.
Intel hat Anschluss verpasst
Der einstige Dominator des Computerchip-Markts Intel kämpft mit grossen Problemen. Denn inzwischen werden Smartphone-Chips von Apple, Qualcomm oder Google auf Basis von Technologie des britischen Chipdesigners Arm entwickelt.
Der Grafikkarten-Spezialist Nvidia wiederum dominiert bei Chips für KI-Software wie ChatGPT. Produziert werden all diese High-Tech-Halbleiter hauptsächlich in Taiwan beim Auftragsfertiger TSMC. «Intel hat den KI-Boom verschlafen», sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff.
Und so bleibt Intel derzeit bloss das Geschäft mit einigen Chips für Rechenzentren sowie Windows-PCs. Doch auch in diesem Bereich konkurrenziert jetzt Qualcomm Intel mit Arm-Prozessoren. Der einstige Platzhirsch Intel kämpfte derweil mehrfach mit Problemen bei neuen Chip-Generationen.
Abhängigkeit von Taiwan verringern
Nun sollen neue Chip-Fabriken mit hohen staatlichen Subventionen den Turnaround bei Intel bringen. Dabei setzte CEO Gelsinger auf die Angst vor Chip-Engpässen infolge eines möglichen Konflikts um Taiwan. Denn ohne die Lieferungen von TSMC ginge im Westen sehr schnell kaum mehr etwas, warnen Experten. Die Halbleiter-Knappheit in der Corona-Krise würde dagegen harmlos wirken.
Die Alternative dazu sind Fabriken in den USA und Europa. Das kostet viele Milliarden und dauert Jahre. Aber wenn es gelingen würde, Ende dieses Jahrzehnts rund die Hälfte der Produktion hochmoderner Chips in den Westen zu bringen, hätte man viel für Versorgungssicherheit erreicht, sagte Gelsinger im Februar.