Das Wichtigste in Kürze
- Die Auslagerung von Daten in eine sogenannte Cloud (zu deutsch: Rechnerwolke) ist längst Alltag.
- Die Frage, welchem Anbieter der persönliche Datenschatz anvertraut werden soll, treibt auch die Wirtschaft um.
- Schweizer IT-Anbieter wollen ihr Stück vom Kuchen. Zwei Experten sondieren ihre Chancen.
These: Made in Switzerland ist hoch im Kurs
Andreas Kälin ist Geschäftsführer von ICT-Switzerland, dem Dachverband der Schweizer IT-Unternehmen. Er glaubt an den Cloud-Standort Schweiz – denn hiesige Anbieter hätten gegenüber den Big Shots aus den USA einige Trümpfe in der Hand.
Die Argumente:
- Die meisten Schweizer Firmen wollen ihre Daten im eigenen Land speichern. Das blinde Vertrauen in US-Anbieter ist endgültig weg: Der NSA-Skandal hat auch die Wirtschaft sensibilisiert.
- Die Verfügbarkeit von Energie in der Schweiz ist sehr gut, die Infrastrukturen sind stabil und verlässlich.
- Der Datenschutz ist sehr gut ausgebaut. Davon profitieren Schweizer Cloud-Firmen.
Fazit: Kälin sieht im Kampf David gegen Goliath Chancen für die Schweizer Firmen:
Es zeigt sich immer wieder, dass kleinere Unternehmen einen guten Markt haben.
Hiesige IT-Firmen könnten agil sein und ihren Kunden massgeschneiderte, individuelle Lösungen anbieten, schliesst Kälin: «Deswegen glaube ich nicht, dass die Schweiz abfällt.»
Die Zukunft der Digitalisierung
Gegenthese: Die US-Dominanz ist nicht zu brechen
Heiko Henkes analysiert den Cloud-Markt beim Beratungsunternehmen Experton Group. Er glaubt, dass künftig nicht nur Privatpersonen ihre Fotos und Dateien bei Amazon, Google, Dropbox und Co. speichern wollen, sondern auch Schweizer Unternehmen.
Die Argumente:
- Massgeschneiderte Cloud-Systeme kosten: Jeder Kunde hat seine eigene Cloud mit eigenem Server, die Daten werden meistens über eine private Leitung übertragen.
- Grosse US-Firmen hingegen bieten öffentliche Clouds an, Speicherplatz im Internet, wo sich mehrere Kunden die Server teilen.
- US-Anbieter sind günstiger und treiben Innovationen schneller voran. Zudem lässt sich bei ihnen schnell viel Serverkapazität hinzu mieten.
Fazit: In der Schweiz gibt es zwar auch einige kleine Anbieter von öffentlichen Clouds, doch diese hätten auf Dauer keine Chance, sagt Henkes:
Die technische Raffinesse kommt meistens aus den USA, sie sind oft drei bis fünf Jahre voraus.
Und diesbezüglich sei auch kein Ende in Sicht, prognostiziert Henkes. Deswegen sollten die Schweizer Cloud-Anbieter in Zukunft vermehrt mit den ausländischen Firmen zusammenarbeiten, statt selber Serverkapazitäten aufzubauen.