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Compliance Officer Kein Job, um Freunde zu gewinnen

Compliance Officer in Banken sind die Spielverderber im Milliardengeschäft. Oft werden sie torpediert.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Compliance Officer sind das gute Gewissen einer Bank. Sie sollen Alarm schlagen, wenn eine Geldüberweisung oder ein Kunde verdächtig ist.
  • Im Beruf stehen sie aber oft unter grossem Druck, auch heikle Geschäfte abzusegnen.
  • Immer wieder werden sie überstimmt – auch das hat in den letzten Jahren zu diversen Finanzplatz-Affären geführt.

Compliance

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Compliance bedeutet gesetzes- und regelkonformes Verhalten im Geschäft. Im Nachgang der Finanzkrise, die 2007 begann, haben Staaten weltweit ihre Vorschriften für Banken deutlich verschärft. Dass diese eingehalten werden, ist unter anderem Aufgabe der Compliance Officer. Sie müssen bei heiklen Kunden oder heiklen Geschäften Alarm schlagen.

Dass die Meinungen der Compliance Officer von Schweizer Banken bei lukrativen Geschäften gerne übergangen werden, belegen einige Finanzaffären der letzten Jahre.

In Malaysia haben sich Beamte und Politiker persönlich an Geldern des Staatsfonds 1MDB bereichert. Unter anderem floss das Geld über die ehemalige Tessiner Bank BSI.

Dort hatte sich intern Widerstand gegen Transaktionen gebildet. «Wir wissen nicht wirklich, was wir machen – und warum – und ich fühle mich unwohl dabei», schrieb etwa ein Angestellter an seinen Vorgesetzten. Doch dieser ignorierte den Hilfeschrei.

Im Mai 2016 hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) die Bank wegen «besonders gravierendem Fehlverhalten» geschlossen. Im Finma-Bericht dazu heisst es etwa: Die Vorgesetzten hätten «nicht die Compliance-Funktion, sondern den Kundenberater» untersützt.

Ich fühle mich sehr unwohl mit den Transaktionen, die über sein Konto gehen.
Autor: Mitarbeiter ehemalige Bank Coutts & Co AG
1MDB - der malaysische Staatsfonds steht im Zentrum einer neueren internationalen Finanzaffäre
Legende: 1MDB: Auch Schweizer Banken sind in die Finanzaffäre um den malaysischen Staatsfonds involviert. Keystone

In der Bank Coutts, die auch eine Rolle spielt in der 1MDB-Affäre, schrieb ein Mitarbeiter: «Ich fühle mich sehr unwohl mit diesem Herrn und den Transaktionen, die über sein Konto gehen.» Auch hier unternahm die Führungsspitze nichts. Die Finma hat die Bank sanktioniert und 6,5 Millionen Franken Gewinn eingezogen.

Ebenfalls im Rahmen der Finanzaffäre rund um 1MDB schrieb ein Mitarbeiter bei der Falcon Private Bank: «Wir haben vor sechs Monaten A gesagt, jetzt muss man auch B sagen – irgendwie.» Entsprechend haben sich die Entscheidungsträger entschlossen, fragwürdige Geldüberweisungen trotz aller Warnungen durchzuführen.

Private Banking im TV

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«Private Banking» – der Thriller zum Schweizer Finanzplatz. Teil 2, heute, 20.05 Uhr, SRF 1.

Im Anschluss:

Monika Roth ist Strafrichterin und Anwältin. An der Hochschule Luzern unterrichtet sie Compliance Officer. Für sie belegen die Beispiele rund um 1MDB, dass es «nicht wenige Akteure gibt, die nicht begriffen haben, worum es geht.»

Dabei haben Compliance Officer in der Finanzbranche mit dem Niedergang des Bankgeheimnisses und zunehmenden Gesetzen an Bedeutung gewonnen. Sie überwachen Transaktionen und Geschäftsbeziehungen. Sie sollen Alarm schlagen, wenn eine Geldüberweisung oder ein neuer Kunde verdächtig ist. Sie sind das gute Gewissen einer Bank.

Laut Finanzjournalist Lukas Hässig fallen bei den beiden Schweizer Grossbanken mittlerweile etwa sieben Compliance-Leute auf einen Kundenberater: «Mit dem ganzen Zerfall des Bankgeheimnisses hat sich die Compliance zu einer Manie entwickelt», sagt Lukas Hässig.

Compliance hat sich zu einer Manie entwickelt.
Autor: Lukas Hässig Inside Paradeplatz

Compliance Officer werden gebraucht und in grosser Zahl angestellt, doch in der Praxis haben sie es schwer. Compliance Officer sind gewissermassen Spielverderber im Business. Denn legen sie ihr Veto ein, sieht der Kundenberater sein Geschäft entschwinden.

Monika Roth
Legende: Monika Roth: Ihre Studenten erzählen ihr viel aus dem Berufsalltag. SRF

Monika Roth hört viele Geschichten ihrer Compliance-Studenten aus deren Alltag. Sie haben ihr erzählt, dass sie vom Arbeitgeber aufgefordert worden seien, nicht so oft vor heiklen Geschäften zu warnen. «Und als sie nicht aufgehört haben, hat man ihnen gekündigt oder die Kündigung empfohlen mit der Begründung: ‹Wir haben das Vetrauen nicht mehr›», sagt Monika Roth. Dies habe sie mehr als einmal gehört.

Die Finanzaffären zeigten aber auch, so Monika Roth, dass Täter die Schweiz immer noch als einfaches Terrain betrachten würden: «Und da hat die Schweiz ein grosses Interesse, dem entgegenzuwirken. Da ist nicht nur die Aufsicht gefragt, sondern die Banken selber.» Falls diese nicht selber aufpassen, drohen ihnen Bussen oder im schlimmsten Fall der Entzug der Banklizenz.

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