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Logistischer Kraftakt – Die Verteilung des Corona-Impfstoffs rollt an
Aus ECO vom 07.12.2020.
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Covid-19-Impfstoffe Coole Logistik: Impfstoff-Transport bei minus 70 Grad

Bald müssen 15 Milliarden Impfdosen weltweit transportiert werden. Schweizer Know-how spielt eine wichtige Rolle.

Es sieht aus wie eine grosse Gefriertruhe. Im Innern aber ist es deutlich kälter. Ohne Spezialhandschuhe könnten die Logistiker von Cargologic das darin gelagerte Trockeneis nicht anfassen.

Knapp minus 80 Grad kalt ist das feste Kohlendioxid. Momentan ist es heiss begehrt: Etliche Impfstoffe müssen bei Minusgraden gelagert und transportiert werden. Einzelne Covid-19-Impfstoffe sogar bei minus 70 Grad.

Gewaltige Dimensionen

Die Luftfracht nutzt dazu spezielle Container, welche mit Trockeneis gekühlt werden.

Hände mit Handschuhen fassen Eisblöcke an.
Legende: Nur mit Spezialhandschuhen anfassen: Minus 80 Grad kaltes Trockeneis ist derzeit gefragt. SRF

Marco Gredig ist Geschäftsführer beim Logistikunternehmen Cargologic am Flughafen Zürich. Er und sein Team wickeln für Airlines das Luftfrachtgeschäft ab.

Bereits seit einem halben Jahr bereitet sich Cargologic auf das Handling mit diversen Covid-19-Impfstoffen vor: «Wir erhöhen unsere Kapazität für Trockeneis um 2500 Prozent. Das bedeutet, wir haben jetzt Zugriff auf acht Tonnen Trockeneis pro Woche.»

Die Mengen sind enorm und zeigen die Dimensionen, welche auf die Logistikbranche zukommen, insbesondere auf die Luftfracht.

Frachtkapazität gefragt

Marco Gredig erwartet, dass rund 15 Milliarden Impfdosen transportiert werden müssen. «Mehr als die Hälfte davon werden per Luftfracht verschickt».

Der Flughafen Zürich werde eine wichtige Rolle spielen bei der globalen Verteilung. «Die hohe Qualität und Sicherheit werden geschätzt. Und auch die Swiss spielt eine grosse Rolle mit ihrem Netzwerk.» Die Schweizer Fluggesellschaft ist spezialisiert auf den Transport von Pharmaprodukten.

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Marco Gredig, Cargologic: «15 Milliarden Impfdosen werden verschickt werden müssen.»
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Christian Wyss ist Geschäftsleitungsmitglied von Swiss World Cargo und Leiter der Taskforce Impfstofftransport. Anfragen von Herstellern gebe es bereits. Jetzt muss Kapazität zur Verfügung gestellt werden.

Das Problem dabei: Infolge der Pandemie stehen viele Flugzeuge am Boden. «Im Moment betreiben wir ehrlich gesagt einen grossen Teil der Flugzeuge vor allem wegen der Luftfracht», so Wyss.

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Christian Wyss, Swiss World Cargo: «Das geringe Passagieraufkommen ist für uns ein Vorteil.»
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Wegen dem geringen Passagieraufkommen verfüge man über mehr Platz, da man so auch kein Gepäck an Bord habe.

Letzte Meile als grosse Herausforderung

Auch am Euroairport Basel ist man schon seit Monaten mit den Vorbereitungen befasst. Swissport betreibt hier ein Pharmacenter, einer der insgesamt 115 Swissport-Standorte weltweit.

Das Know-how für die Impfstoff-Logistik sei vorhanden, sagt Station Manager Andreas Behnke. «Wir können hier eine geschlossene Kühlkette sicherstellen. Und wir haben die nötige Kapazität für den Umschlag.» Für das Handling am Boden und den Transport in der Luft sei man gerüstet.

Doch damit ist die Transportkette noch nicht zu Ende. «Die letzte Meile wird schwierig sein», meint Andreas Behnke.

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Andreas Behnke, Euroairport Basel: «Die letzte Meile wird schwierig.»
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«Von Flughafen zu Flughafen können wir den Transport mit unserem eigenen Netzwerk sicherstellen. Das ist wichtig für die Airlines. Aber dann wird es komplex, bei der Auslieferung: im Kongo, im Nahen Osten mit der Hitze, da gibt es dann die grossen Herausforderungen».

Spezialcontainer aus der Schweiz

Da kommen Firmen wie Skycell ins Spiel. Die Schweizer Firma um die beiden Gründer Richard Ettl und Nico Ros haben eine technische Lösung für den Transport der temperaturkritischen Covid-19-Impfstoffe.

Vor sieben Jahren haben sie einen neuartigen Pharma-Container entwickelt. Datengesteuert über eine Software, ebenfalls eine Eigenentwicklung.

Logistikfirmen, Airlines und zunehmend Regierungen weltweit mieten ihre Container.

Das Handling: bewusst einfach. «Zwei Dinge können schiefgehen: Die Mechanik, und es gibt menschliche Fehler», so Co-Gründer Nico Ros. «Wir sind auf der ganzen Welt tätig, auch Analphabeten müssen diesen Container bewegen können.»

Um diese beiden Fehlerquellen so klein wie möglich zu halten, müsse der Container so einfach wie möglich sein. So ist das System etwa frei von Mechanik.

Vertrag über Milliarden Impfdosen

Das System habe keine mechanischen Komponenten. Und die Container werden durch Tracking überwacht. Taucht irgendwo auf der Welt ein Problem auf, gibt es eine Meldung in Zürich.

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Nico Ros, Skycell: «Mechanik und Menschen sind Fehlerquellen.»
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Das System sei immer das gleiche, meint Nico Ros: «Die Route wird geplant mit Milestones, welche zu schaffen sind. Sonst gibt es einen Alarm. Wenn beispielsweise ein Lastwagen nicht zur Abholung erscheint, dann gibt es einen Alarm.»

Dann werden Kontakte vor Ort aktiviert und ein anderer Lastwagen gesucht. Dazu habe man auch entsprechend Zeit, denn die Kühlkette funktioniere über mehrere Tage.

«Wenn wir eine Lastwagenpanne im Kongo haben, müssen wir nicht innerhalb von zwei Stunden Ersatz organisieren. Sondern es reicht, wenn dieser am nächsten Tag kommt.»

Vor einigen Tagen wurden in Abu Dhabi Verträge unterschrieben über den Transport von 1.8 Milliarden Impfdosen – mit Containern von Skycell. Das Emirat will zu einem Hub für die globale Covid-19-Impfstoffverteilung werden.

Über dieses Drehkreuz sollen Länder in Asien und Afrika versorgt werden. Das Schweizer Know-how ist entscheidend für das Projekt.

ECO, 7.12.2020

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