Ensovibep ist der Name des Medikaments, mit dem das Schweizer Unternehmen Molecular Partners seinen Durchbruch erreichen will.
Nun kann es nicht in Kürze auf den Markt kommen. Und das, obwohl Novartis die Lizenz gekauft hat und als globales Pharmaunternehmen dahintersteht. Der Grund: Die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA verzögert die Notfallzulassung bis auf Weiteres. Covid ist nicht mehr dringlich genug.
Aktie halbiert
«Wir haben geliefert, was wir sollten«, sagt Patrick Amstutz. Der Geschäftsführer von Molecular Partners ist weiterhin überzeugt von seinem Medikament: Es wirke, und Novartis habe bereits 150 Millionen bezahlt. «Was weniger schön ist, ist unser Aktienkurs.» Die Aktie verlor innerhalb einer Woche die Hälfte an Wert.
Derzeit erleben zahlreiche Biotech-Firmen einen regelrechten Kurssturz. Das zeigt der Biotech-Index aus den USA.
Man sehe eine Grosswetterlage, in der für Biotech- und andere Tech-Firmen an der Börse wenig zu holen ist, sagt Patrick Amstutz.
Der Boom des Sicherheitssektors, Inflation – und eine gewisse ‹Covid Fatigue›: «Dass wir das Wort nicht mehr hören wollen, ist normal. Wir wollen, dass es vorbei ist. Aber ich glaube, im Nachhinein wird man sehen, wie viel Wert durch Biotech-Firmen wie Molecular Partners generiert wurde.»
Das Unternehmen gibt sich angesichts der Präsentation seiner Quartalszahlen optimistisch. Die Finanzierung sei bis 2026 gesichert. Die Börsenentwicklung sieht er nicht als Gradmesser für die gesamte Branche. Er sagt: «Grundsätzlich ist der Biotech-Sektor in einem guten Zustand.»
Private Investoren statt Börse
Das zeigt auch der Swiss Biotech Report. Die Schweizer Biotech-Branche zog im vergangenen Jahr 3.33 Milliarden Franken an. Sie setzte 6.7 Milliarden Franken um. 2020 waren es noch 4.9 Milliarden gewesen. «Die private Finanzierung funktioniert in der Schweiz im internationalen Vergleich sehr gut», sagt Michael Altorfer, Geschäftsführer des Verbands Swiss Biotech.
Firmen könnten auch Finanzierungsrunden im Umfang von 100 Millionen Franken und mehr mit Unterstützung von privaten Investoren durchführen und müssten sich nicht zwingend an der Börse mit Geld versorgen.
Es sind denn auch nur sehr wenige Schweizer Biotech-Firmen an der Börse. Michael Altorfer sagt: «Auch im ersten Quartal 2022 kann ich keinen Einbruch sehen. Eine ganze Reihe von Firmen hat in den letzten Wochen Finanzierungsrunden geschlossen, von bis zu 70 Millionen Franken.»
Er fügt hinzu: «Was mich eher besorgt: Dass man jetzt denkt, dass wir bei einer nächsten Pandemie wieder innerhalb von 6 bis 9 Monaten einen Wirkstoff entwickeln können. Dabei haben wir riesiges Glück gehabt.»