Zum Inhalt springen

Detailhandel und Corona Weihnachtseinkäufe: Wie verhindern die Läden Menschenmassen?

Der Detailhandel sei gut vorbereitet auf das Einkaufen unter Einhaltung der Corona-Schutzkonzepte, sagt der Verband.

«Man spürt schon etwas die Vorweihnachtsstimmung», sagt Ronald Christen, Chef des Berner Warenhauses Loeb. Auf seinem Rundgang durch das Geschäft zeigt er sich zufrieden. Das Haus ist für die nächsten Wochen parat, herausgeputzt und in festlicher Stimmung.

Die Dekoration habe dieses Jahr mehr gekostet als sonst, sie sei dieses Jahr aber besonders wichtig. «Wir haben uns gesagt: Es ist eh schon eine extrem schwierige Zeit für alle Menschen, also zaubern wir ihnen doch ein Lächeln auf die Lippen» – so sagt es der Verkaufsprofi. Doch mit Dekoration alleine ist noch nichts gewonnen.

Doppelt so viele zusätzliche Angestellte

Loeb hat das Personal aufgestockt. «Natürlich sind wir auch in der Diskussion, was passiert, wenn sich Angestellte anstecken», sagt Christen. 30 zusätzliche Mitarbeitende sind es darum, doppelt so viele mehr wie sonst im Dezember. Insgesamt arbeiten bei Loeb rund 400 Angestellte. Können dennoch alle zur Arbeit kommen, gebe es genug zu tun, sagt Christen. Geschenke einpacken, Kassen bedienen, beraten.

Denn in einzelnen Bereichen, in der Haushaltswarenabteilung zum Beispiel, rechnet Christen mit besonders kauffreudigen Konsumentinnen und Konsumenten. «Ich gehe davon aus, dass das mit dem Zuhausebleiben zu tun hat. Man schaut, dass es zu Hause schön ist, und man gönnt sich etwas.»

Loeb-Mitarbeiterin mit Kunde
Legende: Christen rechnet damit, dass dieses Jahr vor allem die Haushaltswarenabteilung kauffreudige Konsumenten anlockt. Keystone

Doch die Umsatz-Ausfälle vom Frühling, als das Warenhaus ganz geschlossen blieb, könnten dadurch nicht kompensiert werden. «Eigentlich hätte ich schon erwartet, dass wir noch einen zusätzlichen Sonntagsverkauf bekommen würden», sagt Christen. Das ist nicht der Fall.

Maximal vier Sonntagsverkäufe pro Jahr

Maximal möglich sind vier Sonntagsverkäufe pro Jahr. Jeder Kanton entscheidet selbst, ob er diese bewilligt. Zehn Kantone schöpfen diese Möglichkeit aus. Die Gewerkschaft Unia kritisiert das: Für das Personal sei der Dezember ohnehin die strengste Zeit. Und dieses Jahr seien die Angestellten wegen Corona besonders gefordert, zum Beispiel weil sie mit Masken arbeiten und die Schutzkonzepte im Auge haben müssen.

Die Schutzkonzepte nochmals prüfen und durchspielen: Das ist in vielen Läden Teil der Weihnachtsvorbereitungen. Es gibt Zählsysteme am Eingang, Bodenmarkierungen, alles mit dem Ziel, dass sich nicht zu viele Menschen ansammeln.

Was dieses Jahr etwas anders ist, ist dass man auf den Online-Kanal ein stärkeres Augenmerk gesetzt hat.
Autor: Dagmar Jenni Geschäftsführerin Swiss Retail Federation

Dagmar Jenni sagt, die Läden seien gut vorbereitet. Sie ist Geschäftsführerin des mittelständigen Detailhandelsverbands Swiss Retail Federation. Wir treffen uns im Warenhaus Globus in Zürich. Hier sei vieles typisch für den ganzen Detailhandel in der Vorweihnachtszeit: «Was dieses Jahr etwas anders ist, ist, dass man auf den Online-Kanal ein stärkeres Augenmerk gesetzt hat. Man hat früh genug die Kapazitäten erhöht.»

Jenni spricht von Click & Collect-Konzepten, die viele Läden nun aus dem Boden gestampft hätten. Also im Internet bestellen und dann vor Ort abholen. «Dass man mit dem Auto vorfahren kann, man bestellt die Ware und holt sie ab, ohne dass man einen Kontakt zu einem Mitarbeiter haben muss. Das sind die Konzepte, die sehr stark gepusht worden sind.»

Weihnachten im Internet und im Geschäft also. Loeb-Chef Ronald Christen setzt lieber nur auf den persönlichen Verkauf. Vieles sei in den kommenden Wochen anders, aber: «Weihnachten findet auch dieses Jahr statt. Ich denke, wenn die Fallzahlen jetzt weiter heruntergehen und sich die Leute an die Spielregeln halten, könnte das doch noch einen guten Dezember geben.»

Echo der Zeit, 26.11.2020, 18 Uhr

Meistgelesene Artikel