- Bundesrat Schneider-Ammann will die digitale Grundbildung für die Jüngeren stärken und in die Weiterbildung der Älteren investieren.
- Das müsse «jetzt, intensiv und flächendeckend» geschehen, sagte er in «Heute Morgen» von Radio SRF.
- Wo genau der Schuh drückt, das wissen die Fachleute aus Behörden und Gewerkschaften.
Jeder und jede Stellensuchende hat ein anderes Niveau, wenn es um digitale Kompetenzen geht. Bei manchen fehle sogar das elementarste Knowhow, wie Edgar Spieler weiss. Er ist Leiter Arbeitsmarkt beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich.
Oft gehe es um Anwender-Fähigkeiten auf Computern wie Tabellenkalkulationen, Datenbankanwendung oder Präsentationsprogramme, die geschult werden müssten.
Ohne Computer geht nichts mehr
Auch seien Computerkenntnisse heutzutage nicht nur im Büro Voraussetzung. Jeder Beruf setzt heute auf Computer: «Auch der Handwerker macht von diesen Programmen Gebrauch, etwa beim Erstellen von Offerten», weiss Spieler.
Oft hätten Stellensuchende zwar digitale Kenntnisse, doch diese seien nicht mehr auf dem neusten Stand. Gerade in den Mint-Berufen (naturwissenschaftlich-technische oder Ingenieur-Berufe) sei der technologische Wandel rasant. Dort sei die Halbwertszeit des Wissens noch einmal viel kürzer.
Stetige Weiterbildung
«Wir empfehlen allen Erwerbstätigen, dass sie arbeitsmarktfähig bleiben», so Spieler. Es gehe darum, auf die aktuellen Entwicklungen im Beruf zu reagieren und den «State of the Art» zu halten. Das betreffe vor allem ältere Arbeitnehmer, bei denen die Ausbildung 10 oder 20 Jahre zurückliege.
So könne es etwa darum gehen, dass ein älterer Software-Ingenieur eine weitere Programmiersprache lerne oder sich Fähigkeiten im Projektmanagement aneigne, um beispielsweise komplexe IT-Projekte leiten zu können.
Vor allem ältere Arbeitnehmer gefordert
Dass es vielen Stellensuchenden an digitalen Fähigkeiten mangelt, weiss auch Luca Cirigliano. Der Zentralsekretär beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund sieht Bedarf in der beruflichen Grund- und Weiterbildung.
Dabei seien besonders ältere Arbeitnehmende gefordert, die noch wenig mit dem Thema Digitalisierung zu tun hatten. Sie seien im Fall eines Stellenverlusts länger arbeitslos als jüngere Menschen, so Cirigliano. Die Älteren kämpften auch mit Vorurteilen, sie würden den Anforderungen der digitalen Transformierung nicht genügen oder ihnen fehlten die dazu nötigen Fähigkeiten.
Häufig haben Arbeitgeber keine Weiterbildung angeboten.
Da seien die Arbeitsmarkt-Behörden gefragt, aber auch die Arbeitgeber: «Häufig haben Arbeitgeber keine Weiterbildung angeboten», stellt der Gewerkschafts-Mann fest. Deshalb hätten ältere Arbeitnehmer tatsächlich oftmals ein spezifisches Defizit, die Digitalisierung betreffend. «Sie müssen gezielt an die Digitalisierung im Berufsleben herangeführt werden.»
Lebenslanges Lernen ist ganz besonders angesichts der digitalen Herausforderungen also unabdingbar. Dabei sind alle gefordert: Schule, Unternehmen, Arbeitsmarktbehörden sowie die Angestellten selber – damit sie gar nicht erst auf Stellensuche gehen müssen.