Genau vor einem Jahr schickte die Post die Lieferroboter erstmals in die Testphase. Ab wann diese Roboter tatsächlich auf der Strasse zu sehen sind, ist offen. Innovationschefin Claudia Pletscher sagt bloss: «Nach bis zu zweihundert unfallfreien Zustelltouren sind wir überzeugt, dass die Technologie brauchbar ist und gehen jetzt in eine nächste Phase.»
Den Anschluss an die digitale Zukunft will die Post auf keinen Fall verpassen. Deshalb lanciert sie ähnliche Pilotprojekte am Laufmeter, unter anderem testet sie auch Drohnen, selbstfahrende Postautos und Internet-Plattformen. Die Schweizerische Post ist kein starrer Beamtenbetrieb, sondern ein innovatives Unternehmen mit Zukunftsstrategie – diese Botschaft sendet der unternehmerische Aktivismus.
Online-Plattform als «Experimentierfeld»
Für ein weiteres Projekt arbeitet die Post seit einem halben Jahr mit Volvo und der Migros-Tochter Leshop zusammen für ein sogenanntes «In-car Delivery». Damit müssen sich Kunden weder nach einem bestimmten Lieferort noch einer Lieferzeit richten, sondern können ihren Volvo als Lieferort auswählen. Der Postbote kann den Kofferraum dann mit einem digitalen Schlüssel einmalig öffnen.
Der Versuch mit den Drohnen läuft derzeit in Lugano: Laborproben werden zwischen zwei Spitälern hin und hergeflogen. Die Post verkündete, sie übernehme damit weltweit eine Pionierrolle in der Drohnenlogistik. Ab 2018 sollen die Drohnen regelmässig fliegen. Im umkämpften Geschäft der Online-Marktplätze mischt die Post mit der Plattform «Kaloka» mit. Auf dieser Plattform können lokale Geschäfte ihre Waren anbieten. Nach dem Verkauf liefert sie ein Postkurier am gleichen Tag aus. Zu diesem Projekt sagt Pletscher: «Das ist ein wichtiges Experimentierfeld für uns im E-Commerce, so dass wir auch dort vorne dabei sind.»
Wie wichtig ist das Kerngeschäft noch?
Die Post, die komplett in Bundesbesitz steht, investiert viel für ihre digitale Zukunft. Das sorgt auch für scharfe Kritik. Zum Beispiel von Peter Salvisberg, Initiant der gescheiterten «Pro Service Public»-Initiative: «Die Post sollte genauer hinschauen, wo sie das Geld ausgibt. Es geht nicht an, Poststellen abzubauen und gleichzeitig Millionen für Dinge auszugeben, die nicht funktionieren.» Die Post gehöre allen Steuerzahlern. Sie müsse zwar innovativ bleiben, aber in erster Linie das Kerngeschäft sauber betreiben.
Salvisberg fügt an: «Viele gute Innovationen können ohne Entwicklungskosten vom Weltmarkt übernommen werden. Die Post muss nicht mit unserem Geld in ihren Labors experimentieren.» Die Post-Innovationschefin entgegnet: «Wir erfinden nicht komplett neue Projekte, sondern arbeiten immer mit Partnern zusammen und bauen Bestehendes ein.» Das sei schneller, günstiger und besser. Zudem befinde sich die Post bereits seit ihrer Gründung vor fast 170 Jahren in einer ständigen Transformation, angetrieben von der technologischen Entwicklung.