Viele Schulhäuser sind in die Jahre gekommen, Schülerzahlen steigen, Bedürfnisse ändern sich. Deshalb planen zahlreiche Gemeinden neue Schulhäuser oder bauen sie bereits. Das ist für die Gemeindefinanzen oft eine grosse Herausforderung. Für die Stimmbevölkerung, die über Kredite entscheidet, ist es schwierig abzuschätzen, ob ein Projekt die Anforderungen der jeweiligen Schule angemessen abdeckt oder überrissen teuer ist.
Schulhäuser sind wie eigene Dörfer mit einer sehr komplexen Struktur.
Stephan Schubert von Planpartner in Zürich begleitet Gemeinden bei der Bedarfsermittlung von Schulraum. «Im Gegensatz zu Wohnbauten sind Schulhäuser wie eigene Dörfer mit einer sehr komplexen Struktur und Inhalten», sagt der Raumplaner und Landschaftsarchitekt, der seit zehn Jahren die Kosten von Schulhäusern miteinander vergleicht. «Ein Wohnhaus besteht aus Bad, Zimmer, Küche. Ein Schulhaus dagegen hat Turnhallen, Tagesstrukturen, Klassenzimmer, Gänge, einen Singsaal usw. – jedes ist eigentlich etwas Eigenes.»
Baukosten geteilt durch Klassenzimmer
Als Vergleich eigneten sich am ehesten die Baukosten des Gebäudes, das sogenannte BKP 2, geteilt durch die Anzahl Klassenzimmer, sagt Schubert. «Wenn man die effektiven Baukosten anschaut, liegt ein guter Range bei rund 1.5 Millionen Franken pro Klassenzimmer.»
Wie unterschiedlich die Kosten ausfallen können, zeigen verschiedene Beispiele, die SRF angeschaut hat:
- Seuzach ZH: Das Schulhaus Rietacker ist 90-jährig. Nun will die Gemeinde einen Neubau erstellen für rund 40 Mio. Franken. Teil des Projekts ist entweder ein Gemeinde-Mehrzwecksaal oder ein Schulsaal. Das schlägt zu Buche: Die Kosten für ein Schulzimmer kämen, je nach Variante, auf 1.8 bis 2 Mio. Franken zu liegen. Ohne Saal würde ein Schulzimmer rund 1.5 Mio. kosten. Gegen das Projekt der Gemeinde hat ein Komitee Unterschriften gesammelt und die Rechnungsprüfungskommission von Seuzach beantragt die Rückweisung des Projektierungskredits, weil es die Gemeindefinanzen zu stark belasten würde. Demnächst entscheiden die Stimmberechtigten über den Projektierungskredit.
- Horw LU: In Horw kürzte der Einwohnerrat kürzlich den Kredit von knapp 36 Mio. Franken für das Schulhausprojekt Allmend um vier Millionen. Pro Klassenzimmer hätten sich die Kosten auf rund 1.5 Mio. Franken belaufen.
- Zürich: Die Stimmberechtigten entscheiden demnächst über das Schulhausprojekt Luchswiesen. Ein Klassenzimmer kommt auf über 3 Mio. Franken zu stehen. Der Grund sei unter anderem das grosse Aushubvolumen für die unterirdische Dreifachsporthalle sowie eine aufwendige Baugrubensicherung aufgrund eines instabilen Baugrunds, schreibt die Stadt. Die Turnhalle komme nicht nur der Schule zugute, sondern auch Sportvereinen.
- Luzern: In Littau befinden sich die neuen Schulgebäude bereits im Bau. Die Kosten für ein Schulzimmer belaufen sich hier auf 1.5 Millionen Franken – trotz Dreifachturnhalle, die zu zwei Dritteln im Boden ist und einer bösen Überraschung: Die Turnhalle wird auf einer ehemaligen Deponie gebaut. Im Kataster wurde sie als unauffällig aufgeführt. Doch beim Aushub stellte sich heraus, dass es Material hatte, mit dem niemand gerechnet hatte und das entsprechend entsorgt werden musste. Die entstehenden Mehrkosten konnten über die Reserve abgedeckt werden.
Wie hoch dürfen die Kosten von neuen Schulhäusern sein? 1.5 Mio. Franken pro Schulzimmer oder mehr? Das letzte Wort hat immer die Stimmbevölkerung.