Bis jetzt hat sich das Jahr 2019 wirtschaftlich besser entwickelt, als im Vorfeld befürchtet wurde. Die Talfahrt an den Börsen fand bislang nicht statt. Eine Rezession? Vorerst Fehlanzeige. Und die Ergebnisse der Schweizer Unternehmen fielen auch nicht so schlecht aus.
Die Berichtssaison zum dritten Quartal neigt sich dem Ende entgegen. Vor allem bei den konjunkturabhängigen Industrieunternehmen, wie zum Beispiel beim Maschinenbau, zeigten sich Bremsspuren. Doch konjunkturunabhängigere Branchen wie etwa die Pharmaindustrie oder auch die Finanzdienstleister schnitten gut ab.
Euro wieder unter 1.10 Franken
Beim Blick in die Zukunft verdüstert sich indes das Bild. Die Unsicherheit hat zugenommen – und bei den Faktoren, die zusehends Sorge bereiten, tritt wieder ein alter Bekannter auf den Plan. Der starke Franken.
Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte bei über 100 Schweizer Finanzchefs haben die Währungssorgen wieder deutlich zugenommen. Dieser Stimmungswandel lässt sich am Euro-Kurs ablesen.
In der ersten Jahreshälfte bewegte sich dieser mehrheitlich über 1.12 Franken und näherte sich zeitweise auch der Marke von 1.15. Bereits im Juli sackte der Euro-Kurs zeitweise wieder unter 1.10 Franken. Und seit August bewegt sich der Kurs wieder unterhalb dieser Marke.
«Eine neue Orientierungslosigkeit der Wirtschaft»
«Es ist nicht die Krise wie beim Frankenschock, aber es zeigt sich eine konjunkturelle Abschwächung. Wir befinden uns in einer neuen Orientierungslosigkeit der Wirtschaft», sagt Alessandro Miolo von Deloitte.
Dies widerspiegelt sich auch bei den Erwartungen an die Umsatzentwicklung. Nur noch knapp die Hälfte der befragten Finanzchefs geht von steigenden Umsätzen aus. Vor einem Jahr waren es noch 69 Prozent. Und die meisten der Befragten rechnen mit sinkenden Margen und Mitarbeiterzahlen.
Weniger risikofreudig
In unsicheren Zeiten nimmt auch die Risikofreude ab. Und das beeinflusst die Investitionen: «Wenn sich die Konjunktur abschwächt, werden Unternehmen weniger investieren, weniger Leute einstellen. Und vielleicht auch ihre Innovationskraft verlieren», so Miolo.
Immerhin attestiert er den Schweizer Firmen eine gewisse Robustheit, um mit solchen Herausforderungen umzugehen: «Unsere Umfrage hat gezeigt, dass Schweizer Unternehmen sich jetzt eher auch auf expansive Investitionsstrategien ausrichten wie zum Beispiel neue Produkte, neue Märkte oder auch Investition in digitale Technologien.»