Preis explodiert: Der Goldpreis steigt im laufenden Jahr kometenhaft. Im internationalen Handel wird Gold in Dollar pro Feinunze gehandelt, das sind jeweils gut 31 Gramm. Umgerechnet in Kilo und Franken zeigt sich eine spektakuläre Wertzunahme: Zum ersten Mal in der Geschichte kostet ein Kilo Gold derzeit im globalen Rohstoffhandel mehr als 99'000 Franken. Das sind 30 Prozent mehr als zu Beginn des Jahres, 77 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Kauft man den Goldbarren bei einer Bank in der Schweiz, kommt die Marge hinzu, die Bank wird für ihren Aufwand entschädigt: So ist der Preis bei den Banken erstmals auf 100'000 Franken geklettert. Die Preise variieren von Anbieter zu Anbieter. Die einen verkaufen den Kilo-Goldbarren leicht über den 100'000 Franken, die anderen leicht darunter.
Gold als Spiegel der Welt: Gold ist vor allem in unsicheren Zeiten als Wertanlage gefragt. In den 1980er- und 1990er-Jahren war der Preis relativ stabil, ein Kilo Gold kostete damals zwischen 14'000 und 16'000 Franken. Ab 2007 folgten turbulente Jahre: Immobilienkrise in den USA, der Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers, Rettung der UBS in der Schweiz, das Finanzsystem geriet aus den Fugen und es folgte die Schuldenkrise in Europa. Entsprechend stieg der Goldpreis bis 2012 stark. Es folgten ruhigere Jahre – bis zum Krieg in der Ukraine und dem Misstrauen gegenüber den USA.
Neue Welle von Verunsicherung: Die jüngste Preisexplosion des Goldes hat vor fünf Jahren begonnen. In der Zeit von Corona haben sich die Staaten rund um die Welt so stark verschuldet wie nie zuvor in Friedenszeiten. Insbesondere auch die USA mit der Weltwährung Dollar. Investoren und Anlegerinnen machen sich Sorgen, ob die USA die Schuldenlast langfristig tragen kann – dadurch ging das Vertrauen in die Leitwährung verloren. Ein schwacher Dollar bedeutet, dass es attraktiver wird, in Gold zu investieren. Ein weiterer Schlag war die Invasion von Russland in der Ukraine. Der Westen blockierte die russischen Vermögen und das hat in etlichen Ländern zu einer Verunsicherung geführt. Statt das Geld in Dollaranlagen im Ausland zu investieren, setzten die Zentralbanken lieber auf Gold.
Die Folge: Das Misstrauen gegenüber den USA fand mit der Erhöhung der Zölle einen neuen Höhepunkt. Staaten wie China horten Gold als Sicherheit und versuchen sich von der Abhängigkeit vom Dollar zu lösen. Dieser Trend geht weiter.
Gold allein glänzt nicht: Bei der Suche nach alternativen Anlagen werden die Akteure im globalen Rohstoffhandel auch bei den weiteren Edelmetallen fündig. Auch deren Preise klettern immer mehr nach oben. So ist Silber in Dollar gerechnet derzeit 60 Prozent teurer als noch zu Beginn des Jahres. Beim Platin ist es ein Anstieg von 80 Prozent und bei Palladium 42 Prozent.
Was den Preisanstieg bremsen könnte: Bekannterweise ist jede Party irgendwann zu Ende, das trifft auch auf den Handel mit Edelmetallen zu. Sollten zum Beispiel in den westlichen Staaten die Zinsen steigen, dann wären Gold, Silber und Co. weniger attraktiv. Auch eine Entspannung in der Weltpolitik würde den Ansturm auf die Edelmetalle bremsen. Von einer Trendumkehr ist allerdings noch wenig sichtbar.