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Ein rares, aber gefragtes Gut Schweizer Biozucker ist Mangelware – das soll sich ändern

Die Nachfrage wäre da, doch für die Produzenten ist der Zuckerrüben-Anbau äusserst aufwendig. Nun reagiert die Branche.

Backen Sie auch Weihnachtsguetzli? Falls ja, haben Sie vielleicht festgestellt, dass Biozucker häufig aus dem Ausland kommt. Dies, obwohl die Zuckerproduktion in der Schweiz mit Bundes-Subventionen gestützt wird. Das will die Branche ändern und den Anbau von Zuckerrüben in der Schweiz fördern. Doch Zuckerrüben anzubauen ist sehr arbeitsintensiv. Krankheiten und Unkraut geben viel zu tun.

Besonders zu schaffen machen sie den Biobauern, weil diese keine Pestizide einsetzen dürfen, sagt Milo Stöcklin. Er ist Vorstandsmitglied bei Biosuisse und baut selber Zuckerrüben an. «Die Unkrautbekämpfung ist durch den Verzicht auf Pestizide viel aufwändiger, zudem sind Zuckerrüben anfällig für verschiedene Schädlinge im Boden. Das erschwert es zusätzlich im Bioverfahren zu produzieren.»

Zu wenig attraktiv für Produzenten

Viele Bauern scheuen den Arbeitsaufwand und das Ausfallrisiko bei den Zuckerrüben. Entsprechend gibt es in der Schweiz zu wenig Zucker – nicht nur Biozucker. Beim Biozucker seien die Probleme aber besonders ausgeprägt, sagt Irene Vonlanthen, Geschäftsführerin der Schweizer Zuckerrübenpflanzer: «Wenn man so viele Arbeitsstunden einsetzt, gibt es attraktivere Kulturen wie zum Beispiel Biogemüse, das ebenfalls gefragt ist.»

Viele Biobauern weichen deshalb auf andere Pflanzen aus, die mehr Geld einbringen. Bis jetzt konnten auch zusätzliche Subventionen nicht genügend Landwirtinnen und -wirte dazu bringen, Zuckerrüben anzubauen. Abhilfe schaffen soll eine neue Anbaumethode: Bio-Zuckerrüben sollen nicht mehr gesät, sondern erst als Jungpflanze in den Boden gesetzt werden.

Zuckerrübenernte
Legende: Wer Wert legt auf biologische Zutaten, hat es möglicherweise schon festgestellt: der Biozucker kommt oft aus dem Ausland. Und das, obwohl der Bund die Zuckerproduktion subventioniert. Schweizer Zucker AG/Markus Iseli

Mehrere Bauern testeten dies nun während drei Jahren im Rahmen eines Förderprojektes der Zuckerbranche. Einer von ihnen ist Biobauer Stöcklin. Er ist überzeugt von der neuen Anbaumethode. Zuckerrüben zu pflanzen statt zu säen biete viele Vorteile. So könne etwa das Unkraut bei den Jungpflanzen mit Maschinen bekämpft werden – die mühsame Handarbeit falle weg. «Der Setzling ist ja schon etwa sechs, sieben Wochen alt. Das ermöglicht es uns, dass wir schon eine Woche nach dem Setzen ins Feld reinfahren und mechanische Unkrautbekämpfung machen können.»

Biosuisse leistet Überzeugungsarbeit

Ausserdem seien Bodenschädlinge für die gesetzten Jungpflanzen kein Problem, sagt Stöcklin. Sie seien genug widerstandsfähig. Alles in allem sei so der Arbeitsaufwand für die Biozuckerrüben nur noch etwa halb so gross wie beim Säen. Nur noch etwa 70 Stunden pro Hektare seien nötig, statt 140 Stunden.

Biosuisse will deshalb noch mehr Biobauern dazu bewegen, Biozuckerrüben zu pflanzen. David Herrmann, Leiter der Medienstelle, sagt: «Es werden zusätzliche Produzenten gesucht, die ebenfalls auf diese Methode setzen – damit mehr lohnenswerter Rübenzucker in der Schweiz angebaut werden kann.»

Die Konsumenten entscheiden

Das Ziel von Biosuisse, dem Bundesamt für Landwirtschaft und Vertretern der Branche: Bis 2023 soll die Produktion von Schweizer Biozuckerrüben von heute 1200 Tonnen auf 1600 Tonnen pro Jahr gesteigert werden.

Auch der Detailhändler Coop unterstützt die Bemühungen. Denn er hat ein Interesse daran, mehr Schweizer Biozucker verkaufen zu können. Coop rechnet damit, dass die Nachfrage nach Biozucker in der Schweiz steigt, heisst es.

Offen bleibt allerdings, wie viel die Konsumentinnen und Konsumenten bereit sind, für Schweizer Biozucker zu bezahlen. Denn letztlich wird der Preis ausschlaggebend sein – ob sich der Anbau für die Biobauern rentiert oder nicht.

Rendez-vous, 16.12.2021, 12:30 Uhr

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