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Eine Folge des Kriegs Hohe Kerosinpreise verteuern das Fliegen erheblich

Günstig in die Ferien fliegen, ist vorerst vorbei. Wer mit dem Flugzeug reisen will, muss tief in die Tasche greifen.

150'000 Liter Treibstoff kann ein modernes Langstreckenflugzeug tanken, 30'000 Liter sind es bei einem Kurzstreckenflugzeug. Bei solchen Mengen fällt jeder Rappen mehr oder weniger für den Liter Kerosin sofort ins Gewicht. Weil die Erdölpreise als Folge des Kriegs in der Ukraine steil angestiegen sind, wird das Fliegen weltweit teurer.

Höhere Kosten – höhere Flugpreise

Exemplarisch zeigt sich das bei der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Swiss gehört. Bereits hat der Konzern die Flugpreise wegen des teureren Kerosins angehoben, wie Swiss-Mediensprecherin Meike Fuhlrott erklärt. «Und auch in Zukunft hängt die Preisentwicklung von den Kosten ab – etwa auch von den Flughafengebühren.»

Dabei sind die Kosten für den Treibstoff grundsätzlich ein grosser Brocken: Je nach Fluggesellschaft machen sie 20 bis 40 Prozent sämtlicher Betriebskosten aus. Und seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar sind die Flugtreibstoffpreise noch stärker angestiegen als der Erdölpreis.

Kerosin-Preis hat sich verdoppelt

Aktuell kostet Kerosin mit rund einem Franken pro Liter doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Das ist so viel wie zuletzt während der Finanzkrise 2008. Hinzu kommen weitere Kosten, denn die Fluggesellschaften sind nach dem pandemiebedingten Stillstand daran, den Flugbetrieb wieder hochzufahren.

Dazu gehöre etwa die Reaktivierung der Flugzeuge, erklärt Andreas Wittmer, Dozent für Luftfahrt an der Hochschule St. Gallen. Zum hohen Kerosinpreis kämen also «Personalausbildung, Schulden, die man zurückzahlen muss und Zinsen». Deshalb müsse man mit höheren Preisen rechnen.

Es ist wahrscheinlich, dass nicht alle Fluggesellschaften das alles stemmen können, zumal etliche unter ihnen seit der Pandemie ohnehin finanziell angeschlagen sind. Einige werden deshalb wohl den Betrieb einstellen müssen, prophezeit der Luftfahrtexperte.

Alternativer Treibstoff immer noch viel teurer

Die gestiegenen Kerosinpreisen rücken aber noch einen anderen Aspekt in den Vordergrund: Der Preisunterschied zu den alternativen Treibstoffen wird kleiner. Das sind klimaverträglichere Treibstoffe aus biologischen Rohstoffen, die eine viel bessere CO2-Bilanz haben als fossile Treibstoffe.

Alternativtreibstoffe kosten immer noch vier- bis sechsmal mehr als normales Kerosin.
Autor: Meike Fuhlrott Mediensprecherin der Swiss

Grundsätzlich würden die alternativen Treibstoffe nun konkurrenzfähiger, so Luftfahrtexperte Wittmer. Allerdings sei der Preisunterschied immer noch beträchtlich, ergänzt Swiss-Sprecherin Fuhlrott: «Alternativtreibstoffe kosten auch so noch vier- bis sechsmal mehr als normales Kerosin.» Ausserdem seien sie nicht ausreichend verfügbar. Deshalb setzt die Swiss alternative Treibstoffe bisher nur sporadisch ein.

Vorteil: Sparsame Flugzeuge

Um die Kosten also möglichst tief zu halten, hilft den Fluggesellschaften nur eines: den Verbrauch zu reduzieren. Und in dieser Situation ist im Vorteil, wer moderne und energieeffiziente Flugzeuge hat. «Wer vor 2020 seine Gewinne in neue Flugzeuge investiert hat, steht jetzt auf viel solideren Beinen als Airlines, die mit einer alten Flotte dastehen», sagt Aviatik-Spezialist Wittmer.

In der Tat verbrauchen die neusten Flugzeugmodelle bis zu 20 Prozent weniger Treibstoff als ihre Vorgänger. Und jeder Liter, der nicht getankt werden muss, ist bei den Fluggesellschaften hochwillkommen.

SRF 4 News, Rendez-vous vom 3.5.2022, 12:30 Uhr

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