Vor den versammelten Vereinten Nationen brüskierte der US-Präsident am 26. September den chinesischen Botschafter: «Sie wollen nicht, dass ich gewinne, weil ich der erste Präsident bin, der China in Sachen Handel herausfordert.»
Lautstark beklagte sich Donald Trump, dass die US-Kongresswahlen aus dem Ausland beeinflusst würden. Allerdings sprach er nicht von Russland, das 2016 seiner Gegnerin Hillary Clinton geschadet hatte.
Er hat mit seinem Vorwurf Recht: Nicht nur die Chinesen, auch die Kanadier, die Mexikaner und die EU versuchen, die Wahlen zu beeinflussen – und zwar im Zollstreit mit den Amerikanern.
Trump-Wähler von Zöllen betroffen
Eine Untersuchung des renommierten US-Thinktanks Brookings bringt Erstaunliches zutage. Die Zölle, die China im Zollstreit mit den USA erhoben hat, treffen Trump-Wähler stärker als demokratisch gesinnte Wähler.
Die Auswertung der betroffenen Gebiete zeigt eine hohe Übereinstimmung mit den Bezirken, die 2016 für Donald Trump gestimmt haben.
Die Zölle gefährden Arbeitsplätze – ein starkes Druckmittel: In den Gebieten, die 2016 für Hillary Clinton gestimmt haben, sind nur 3,2 Prozent der exportabhängigen Arbeitsplätze betroffen. Bei den Trump-Wählern sind es 8,1 Prozent.
Technisch sei das leicht, meint David Dorn von der Universität Zürich, denn China importiere vor allem Agrargüter aus den USA, und die ländlichen Gebiete hätten stark Trump gewählt. «Neu», so der Professor für Welthandel und Globalisierung, sei, dass es darum gehe, einem «Land wirtschaftlich zu schaden». Dass man also nicht wie «früher eine Branche auswählt, die gegen Handelsregeln verstösst».
Auch Kanada, Mexiko und die EU zielen mit ihren Zöllen auf Trump-Wähler. Im Fall von Kanada sind es reziproke Zölle auf Stahl und Aluminium.
EU und Mexiko sprechen Klartext
Die EU dagegen geht weiter, indem sie Motorräder von Harley Davidson mit Zöllen belegt hat. Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Handel, erklärt offen: «Die Massnahmen der EU haben Folgen. Die Leute werden Druck machen auf die Regierung und sagen: Hey, das ist nicht gut für die amerikanische Wirtschaft.»
Ähnlich äussert sich der Guillermo Malpica Soto, mexikanischer Handelbeauftragter in Washington, gegenüber der «New York Times». Er meint: «Wir haben uns Staaten ausgesucht, in denen wir politische Anreize schaffen, um das Problem zu lösen.»
Zölle eingesetzt wie Sanktionen
Ob die Zölle bei den Kongresswahlen massgeblich beeinflussen, ist nicht sicher. Denn Teile der Trump-Wähler profitieren von den Schutzzöllen, während andere unter den Gegenzöllen leiden.
Neu allerdings ist: Zölle werden in diesem Handelsstreit wie Sanktionen eingesetzt. Sanktionen, mit denen man eigentlich Feinde abstraft.