Zum Inhalt springen

Einnahmequelle für Banken Asset-Management als neuer Goldesel?

Das Geschäft ist kräftig auf 3400 Milliarden angewachsen. Doch die Margen sind unter Druck und die Kunden preisbewusst.

Noch immer ist die Schweiz die Nummer eins in der globalen Vermögensverwaltung. In keinem anderen Land vertrauen ausländische Millionäre und Milliardäre den Banken so viel Geld an wie hier. Gut ein Viertel beträgt der Anteil am Weltmarkt im grenzüberschreitenden Geschäft mit den Anlage-Milliarden der Reichen und Superreichen.

Das Problem: Die Banken verdienen heute weniger daran als früher. Die Branche leidet unter Margendruck. Die goldenen Zeiten des Private Banking sind vorbei. Die Margen seien tatsächlich gesunken, bestätigt August Benz, stellvertretender Chef der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Suche nach renditeträchtigen Lösungen

Um trotzdem weiter zu florieren, versuchen nun viele der hiesigen Finanzfirmen ihr Glück vermehrt in einer anderen Teildisziplin der Vermögensverwaltung, dem sogenannten Asset-Management. Das ist das Geschäft mit Grosskunden, beispielsweise Pensionskassen, aber auch mit Superreichen und Staatsfonds. Diese wollen ihre Anlage-Milliarden möglichst rentabel in Aktien, Obligationen und andere Finanzprodukte investieren.

Benz umschreibt den Auftrag wie folgt: «Hier geht es darum, dass sehr grosse und viele Geldsummen angelegt werden müssen. Es sind vor allem Kunden, die entsprechende Renditemöglichkeiten suchen. Der Asset-Manager hilft, die benötigten Renditen zu generieren.»

Happiger Anstieg, aber auch viel Konkurrenz

Die Verwaltung von Pensionskassengeldern ist ein Wachstumsgeschäft. Mit der immer älter werdenden Bevölkerung steigt die Bedeutung der Vorsorge. Wie die jüngste Statistik der Bankiervereinigung zeigt, können die Schweizer Finanzhäuser das Potenzial auch nutzen: Allein letztes Jahr stieg die Summe aller verwalteten Gelder im Asset-Management in der Schweiz um 13 Prozent an – auf rund 3400 Milliarden Franken.

Allerdings stehen Banken wie UBS, Credit Suisse oder die Zürcher Kantonalbank in einem harten Wettbewerb. Auch mit Konkurrenten aus dem Ausland. Der weltgrösste Asset-Manager BlackRock aus den USA beispielsweise ist derzeit die Nummer vier auf dem Schweizer Markt und bedrängt die heimischen Anbieter spürbar.

Rückgang im Private Banking kaum kompensierbar

Dabei läuft der Wettbewerb oft auch über den Preis. Fürstliche Verdienst-Margen, wie sie einst im klassischen Private Banking möglich waren, sind im Asset-Management unmöglich herauszuholen. «Das-Asset Management wird den Rückgang der Margen im Private Banking nicht oder kaum kompensieren können, das ist eine Tatsache», erklärt Patrick Schwaller, Branchenkenner beim Beratungsunternehmen EY.

Mit anderen Worten: Auch wenn das Asset-Management nun aus dem grossen Schatten des klassischen Schweizer Private Banking heraustritt: Die Gewinne der Anbieter kommen deshalb nicht ins Sprudeln. Dazu ist die in Finanzfragen gut informierte Kundschaft viel zu preisbewusst. Sie wechselt zur Konkurrenz, wenn der Preis nicht stimmt.

Viel Schweizer Know-how bei Spezialitäten

Ein gute Chance hätten Schweizer Banken und Anlagefonds-Anbieter vor allem mit Spezialitäten: beispielsweise mit besonderen Fonds für nachhaltige Anlagen, die viel Expertenwissen erfordern. Bei den Spezialitäten seien denn auch die Margen grösser als im gewöhnlichen Massengeschäft, erklärt Benz: «Die Schweiz ist bekannt für Spezialitäten. In diesem Bereich sind die Margen auch signifikant höher. Er ist also ein grosses Wachstumsfeld für den Schweizer Finanzplatz.»

Meistgelesene Artikel